Auch wenn der Name Vittorio Pozzo für viele Fußballfans unbekannt ist, stellte der italienische National Trainer bei der WM-1938 in Frankreich einen Weltrekord auf, der bis heute, 87 Jahre später, noch besteht und zwar; zwei Mal Weltmeister-Trainer zu werden. Sein Rekord scheint für die Nationaltrainer in der Geschichte der FIFA Fussball-Weltmeisterschaften fast unerreichbar zu sein, aber zwei Trainer bei der nächsten WM1 2026 könnten diesen Rekord einstellen.
Die ersten Schritte von Vittorio Pozzo
Vittorio Pozzos Trainerkarriere begann im Alter von 26 Jahren, als er als Spieler gerade seine Schuhe an den Nagel gehängt hatte. Damals gab es in Italien noch keine Profiliga und die europäischen Nationalmannschaften trafen sich nur bei den modernen Olympischen Spielen. Auch die Tatsache, dass ein so junger ehemaliger Spieler Trainer wurde, war für die damalige Zeit ungewöhnlich. Es könnte daran gelegen haben, dass Pozzo als Student einige Zeit in England verbracht hatte, wo er einen tieferen Einblick in die Fußballtaktik erhielt, die er später bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin und bei den Weltmeisterschaften 1934 und 1938 mit großem Erfolg anwandte, was ihm die Goldmedaille, 1936, und den Weltmeistertitel, 1934 und 1938, einbrachte.
Erfolge als Trainer
Vittorio Pozzo gewann 1934 zum ersten Mal die Weltmeisterschaft im eigenen Land, in Italien. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits seit fünf Jahren als Trainer tätig und verfügte zudem über die Erfahrung als Trainer der italienischen Olympiamannschaft von Stockholm 1912 und Paris 1924. Er gewann in kurzer Zeit drei wichtige Titel: den Weltmeistertitel 1934, den Olympiasieg 1936 und den Weltmeistertitel 1938. Die europäischen Fußballmächte waren damals ganz anders als heute: Die Tschechoslowakei, Ungarn, Schweden, Österreich (mit dem Wunderteam) und Italien belebten die großen Turniere, die vor der ersten Weltmeisterschaft 1930 im Wesentlichen die modernen Olympischen Sommerspiele waren.
Bei der Heim-WM 1934 traf Italien jedoch im Halbfinale auf die österreichische Nationalmannschaft unter Trainer Hugo Meisl und Kapitän Matthias Sindelar. Beide Mannschaften waren damals die besten Europas. Doch an jenem Tag in Mailand gewann Italien mit viel Mühe (1:0), erreichte aber das Finale und später den Titel gegen die Tschechoslowakei (2:1). Zwei Jahre später, bei den Olympischen Spielen in Berlin, gewann Pozzos Mannschaft ungeschlagen die Goldmedaille und lieferte im Viertelfinale gegen Japan (8:0) im Berliner Mommsenstadion, das heute noch steht, ein ungewöhnliches Ergebnis ab. Das Finale, Italien gegen Österreich (2:1), lockte 80.000 Zuschauer ins Berliner Olympiastadion und war die Neuauflage eines Klassikers und das Wiedersehen der beiden besten Fußballtrainer jener Zeit: Vittorio Pozzo gegen Hugo Meisl.
An dieser Stelle muss ich jedoch erwähnen, dass die Informationsquellen bei meinen Recherchen widersprüchlich sind und nicht eindeutig geklärt werden kann, ob der österreichische Trainer tatsächlich Hugo Meisl war. Einerseits wird Meisl offiziell als amtierender Trainer des ÖFB2 geführt, andererseits ist in Dokumenten des Internationalen Olympischen Komitees der Name Jimmy Hogan zu lesen. Sicher ist, dass Meisl wenige Monate später, im Februar 1937, verstarb, möglicherweise erkrankt. Es ist allerdings möglich, dass er als Cheftrainer anwesend war und Hogan mit den Spielern auf dem Platz gearbeitet hat, aber aufgrund der uneinheitlichen Quellenlage ist es leider nicht möglich, genaue Angaben zu machen.
Für die WM 1938 in Frankreich nahm Pozzo als Kader die Olympiasieger der beiden Vorjahre, aber auch einige Spieler, die an der Heim-WM (in Italien) teilgenommen hatten; diese Spieler (Guido Masetti, Eraldo Monzeglio, Giovanni Ferrari und Giuseppe Meazza) wurden zwar am Ende des Turniers zweimal als Spieler Weltmeister, aber ihr Rekord galt nur 32 Jahre (bis 1970). In einem K.O.-System absolvierte die italienische Nationalmannschaft alle Spiele ohne Verlängerung oder Wiederholung und besiegte Ungarn im Finale mit 4:2. An diesem Tag, dem 19. Juni 1938, wurde Vittorio Pozzo im Olympiastadion von Colombes (nördlich von Paris) vor 45.000 Zuschauern zum ersten Trainer in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft, der die Jules-Rimet-Trophäe zweimal in den Händen hielt, ein Rekord, der bis heute Bestand hat.
Andere Trainer waren nahe dran, den Rekord einzustellen
Eine weitere Besonderheit von Pozzos Rekord liegt in der Häufigkeit, mit der dieser Erfolg erzielt wurde, nämlich zwei Mal in Folge, was die Aufgabe, seinen Rekord zu brechen, noch schwieriger macht. Er war auch der einzige Trainer, der seinen Weltmeistertitel verteidigen konnte. Dennoch gab es in den folgenden Jahrzehnten erfolgreiche Trainer, die zweimal im Finale standen und nur einmal den Pokal in die Höhe streckten. Franz Beckenbauer, Trainer der deutschen Nationalmannschaft, stand bei den Weltmeisterschaften 1986 (Mexiko) und 1990 (Italien) im Finale gegen Argentinien, gewann aber nur die zweite Weltmeisterschaft. Carlos Salvador Bilardo, Trainer der argentinischen Nationalmannschaft, war wiederum bei den oben genannten Weltmeisterschaften; er gewann die erste mit einer großartigen Leistung, verlor aber die zweite in Italien durch einen umstrittenen Elfmeter.
Das Trainerduell Beckenbauer gegen Bilardo bei zwei aufeinanderfolgenden Weltmeisterschaften ist einmalig in der Geschichte und erinnert an Vittorio Pozzo gegen Hugo Meisl in den 1930er Jahren. Wäre Bilardo in Italien Weltmeister geworden, hätte er den Rekord von Vittorio Pozzo eingestellt.
Der Brasilianer Mario Zagallo wurde 1970 in Mexiko zum ersten Mal Weltmeister. In den folgenden Jahren war er nicht nur als Trainer, sondern auch als Manager des brasilianischen Fußballverbandes sehr aktiv und wurde bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich erneut Nationaltrainer. Der Weg ins Finale war fast perfekt, Zagallos Mannschaft verlor in der Gruppenphase nur ein Spiel (gegen Norwegen), aber in der K.O.-Runde besiegte das Team alle Gegner mit großen taktischen und spielerischen Qualitäten. In der internationalen Presse wurde Zagallo heftig kritisiert, weil er den verletzten Fußballstar Ronaldo für das Finale aufgestellt hatte. Brasilien verlor das Finale gegen Gastgeber Frankreich mit 0:3. Der Franzose Didier Deschamps wurde Weltmeistertrainer seines Landes bei der WM 2018 in Russland, sein Team gewann das Endspiel gegen Kroatien (4:2). Vier Jahre später, bei der Weltmeisterschaft in Katar, stand er erneut im Finale, konnte aber die überragende argentinische Mannschaft von Trainer Lionel Scaloni nicht bezwingen und verlor nach Verlängerung im Elfmeterschießen.
Anwärter auf den Rekord
Die einzigen Kandidaten, die den Rekord von Vittorio Pozzo bei der nächsten FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Kanada - Mexiko - USA im Jahr 2026 einstellen können, sind Didier Deschamps (Frankreich) und Lionel Scaloni (Argentinien). Beide sind amtierende Cheftrainer ihrer jeweiligen Nationalmannschaften und haben bei einem Finaleinzug die Chance, den Pokal zum zweiten Mal in den Händen zu halten. Es ist auch möglich, dass beide im Finale stehen oder dass es zu einer Neuauflage des Endspiels von 2018 und damit zu einem Beckenbauer-Bilardo-Duell kommt? Sollte keiner der beiden Weltmeister werden, bleibt die Spitzenleistung für weitere 4 Jahre unübertroffen und wird dadurch noch schwerer zu brechen sein.
Anmerkungen
1 Weltmeisterschaft; Fußball Weltmeisterschaft.
2 Österreichischer Fußball-Bund.