In der Geschichte des Fußballs sind mehrere außerordentliche Geschehen passiert. Nach der ersten Weltmeisterschaft in Uruguay (1930) fanden die nächsten zwei Spitzenturniere in Europa statt; Italien (1934) und Frankreich (1938). Auch wenn das Deutsche Reich bei den sportlichen Wettbewerben versucht hatte ganz unabhängig, ernsthaft und gerecht zu bleiben, folgten außerhalb der Spielfelder interessante aber unglückliche Ereignisse aufeinander.
Zu der Zeit waren es andere Länder, welche die besten Leistungen im Fußball bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften erbracht hatten. Österreich war damals nicht nur eine fußballerische Potenz, sondern auch eines der ersten Länder der Welt, neben England, mit einer professionellen Liga. Matthias Sindelar gehörte zu der österreichischen Nationalmannschaft und erzielte, durch sein elegantes Spiel, Tore, gute Leistungen und Ehre. Die damalige politische Lage war für diese Generation österreichischer Fußballer nicht gerade die Beste. Hitler hatte aus vielen Gründen vor, die Eingliederung Österreichs durchzuführen um die Region, Europa, für seine strategischen Zwecke zu stabilisieren. Die Achse Berlin-Rom näherte beide Staaten, Deutschland und Italien, schon im Jahr 1933 hinsichtlich einer antikommunistischen Politik. Mussolini und Hitler trafen sich mehrmals und unterstützten auch deren spanischen Kameraden, Francisco Franco, im spanischen Bürgerkrieg militärisch. Unter dieser Konstellation hatte die damals wahrscheinlich wertvollste Fußballliga der Welt wenige Chancen durchzustehen.
Der renommierte Spieler, Sindelar, nahm an der Weltmeisterschaft in Italien 1934 teil und schoss in der 44. Minute gegen Frankreich, paradoxerweise im neu geweihten Stadion „Benito Mussolini“ in Torino, sein einziges WM Tor. Dies war der Anfang eines der schlimmsten Schicksale eines Sportlers überhaupt. Das Wunderteam konnte weiterkommen und traf im Halbfinale den Gastgeber Italien. Die Österreicher verloren 0:1 unter einem angeblich bestochenen Schiedsrichter, der einen Tag zuvor bei einer Gala des „Duce“ war. Das Spiel um dem Platz 3 war gegen Deutschland, und ein unmotiviertes Österreich verlor 2:3.
Drei Jahre später, mit ein paar Änderungen, bemühte sich der ÖFB (Österreichischer Fußball Bund) einen Platz für die WM Frankreich 1938 zu bekommen. Kapitän Sindelar und Co. qualifizierten die Mannschaft und träumten davon, den Jules-Rimet-Pokal in den Händen zu halten. Jedoch blieb es nur ein Traum und am 12. März 1938 war es schon soweit; die ersten Truppen der Wehrmacht marschierten über die Grenze ein. Wunderlicherweise begrüßten tausende Österreicher die deutschen Truppen und bejubelten Hitlers Rede zwei Tage später auf dem Wiener Heldenplatz. Denn sowohl für das österreichische Volk als auch für Hitler bedeutete dieses eine Art Wiedervereinigung, nach dem Ende des Heiligen Römischen Reichs (1806) und den weiteren unsoliden Perioden, die Nationalisten und deutsche Fürsten verursachten.
Infolgedessen entstanden viele neue Regelungen im neuen eingegliederten Österreich. Der ÖFB und die Profiliga wurden aufgelöst, sowie die Fußballvereine verboten. Als Versöhnung organisierte die neue Regierung ein „Anschlussspiel“-Abschiedsspiel. Denn seit des Einmarschs war Österreich ein Teil des Deutschen Reichs und somit auch alle Spieler Deutsche. Matthias Sindelar trug bei dem Spiel die Kapitänsbinde und die Mannschaft betrat das Spielfeld des Wieners Praterstadions am 3. April des gleichen Jahres zum ersten Mal im Rot-Weiss-Rot Trikot, als widerständigen Akt. Das Ziel des „Anschlussspiels“ sollte ein gemeinsames bzw. vereintes Auftreten für die Weltmeisterschaft in Frankreich sein, in dem der Reichstrainer Sepp Herberger die Spieler beider Länder beobachten sollte. Österreich gewann das Spiel 2:0. Matthias Sindelar schoss das erste Tor und feierte übertrieben vor der Tribüne, wo der amtierende Reichssportführer Hans von Tschammer saß. Die österreichische Mannschaft durfte in Frankreich 1938 antreten, weil die FIFA die Auflösung des Österreichischen Fußball Bundes (ÖFB) durch das Deutsche Reich nicht anerkannt hatte. Beide Mannschaften waren in Paris bei der Eröffnungsfeier. Das erste Spiel der Österreicher, gegen Schweden, fand bei dieser WM mysteriöser weise nicht statt, anscheinend hatten sie sich für einen Rückzug entschlossen. Fakt ist, dass die vereinte „großdeutsche“ Mannschaft aus sechs Österreichern und fünf Deutschen bestand. Dies bedeutet, dass österreichische Spieler zur deutschen Mannschaft überliefen. Es wurden offiziell, man kennt die Zahl nicht, viele Fußballer eingeladen, das Reichsteam zu bereichern. Denn sie alle waren deutscher Abstammung und stimmten mit dem idealen Aussehen der Nationalsozialisten überein. Jedoch wusste man zu dem Zeitpunkt, sowohl im Sport als auch in anderen Arbeitsgebieten, dass bei einem solchen Arbeitsangebot eine Absage das Leben kosten würde; und zwar in etwa: spielen oder sterben.
Kapitän Sindelar lehnte das Angebot ab und sah dabei auch das Ende seiner Karriere, weil die Wiener Profiliga abgeschafft wurde und Spieler und nicht jüdische Vereine an der Staatsliga, die Amateur Liga der NS, teilnehmen durften, allerdings ohne Gehalt. Da er durch die Jahre wegen Werbeaufträgen einige Ersparnisse hatte und finanziell relativ abgesichert war, versuchte er mit dem Kauf eines Kaffeehauses seine Zukunft zu sichern. Die NS-Stadtverwaltung versprach ihm das Aufblühen des Geschäfts in einer arisierten Gesellschaft und wollte ihn indirekt für den Aufbau der gemeinsamen Fußballzukunft, Ostmark und Altreich, politisch gewinnen.
Ein paar Monate später, in der Nacht zum 23. Januar 1939, wurde Matthias Sindelar in seiner Wohnung tot aufgefunden. Der Fall ist bis dato nicht gelöst. Die offizielle Version lautet Tod durch Kohlenmonoxidvergiftung und versucht zu überzeugen, mit schwachen Argumenten, dass der Kamin des Fußballers defekt war. Weitere Spekulationen sprechen für Selbstmord aber letztendlich war die Akte der Staatsanwaltschaft während des zweiten Weltkrieges verschwunden. Die österreichischen Behörden haben Herrn Sindelar in verschiedenen Formen und Akten, geehrt und im Wiener Stadtteil Favoriten, wo er lebte, gibt es seit 1960 die Sindelargasse.