In der Fußballgeschichte gibt es immer wieder Details, die erneut entdeckt werden sollen. Sie erscheinen vor uns wie eine magische glänzende Regenschauer, denn die Stars aus alten Zeiten verkörpern einen bestimmten Glamour. Fußball nach dem Zweiten Weltkrieg hatte eine ganz andere Dimension und Atmosphäre als jetzt. Der Ball hatte das Gewicht des Pulvers und das Feld war im Winter so hart wie Stein. Im östlichen Stadtteil Moskaus, im Jahr 1929, blickte Lev Yashin zum ersten Mal das Licht ohne zu wissen, dass Russland trotz künftiges Sportruhms seinen ewigen Sitzt, Anfang und Ende, Freude und Trauer, Aufgang und Untergang, bleiben würde.
Im jungen Alter spielte Lev Yashin eigentlich als Eishockey Torwart und zwar mit viel Erfolg. Jedoch war er unter dauernder Abwechslung zwischen der Fußball und Eishockey Mannschaft des Dynamo Moskau. Erst im Jahr 1953 löste er den Stammtorwart der russischen Nationalmannschaft ab, um seine Karriere zu starten. Während seines fußballerischen Werdegang hat er Auszeichnungen bekommen aber auch erreichte er hervorragende Spitzenleistungen.
Yashin spielte in einer Position, die, auch wenn sie entscheidend ist, für die Spieler eine unbedeutende Rolle spielte und keiner übernehmen wollte. Allerdings machte er das volle Gegenteil daraus, in dem die Kommunikation mit den Abwehrspieler, genauso wie sie die gegnerischen Spieler decken sollten, entwickelte. All diese neuen Koordinierungsaufgaben führten dazu, der Mannschaft eine bessere Leistung des Torwarts bringen zu können. In diesem Sinne war Lev Yashin ein Visionär, der die Position Eins revolutionierte. Jedoch wurde diese Art eigener Regie, die Befehle an seine Kameraden nicht nur beim Freistoß oder Ecken, sondern auch wenn der Gegner das eigene Feld betrat, sein Markenzeichen. Dies katapultierte ihn zum unverzichtbaren Torwart der russischen Mannschaft und schenkte ihm was wenige Spieler während der Sportlaufbahn schaffen; vier Weltmeisterschaften hintereinander: 1958, 1962, 1966 und 1970.
Yashins erster große Erfolg war die Goldmedaille bei den Olympischen Sommerspielen 1956 mit der Nationalmannschaft in Melbourne (Australien). Zwei Jahre später wurde für die WM 1958 Schweden ausgewählt. Leider mit wenig Glück, verloren sie im Viertel Finale gegen den Gastgeber 0-2. Ohnehin und mit keinen größeren Ansprüche ging die russische Mannschaft in die Europa Meisterschaft 1960 nach Frankreich und wurde Europa Meister dank Yashins sensationellen Paraden. Im Finale saß auch Santiago Bernabeu, Real Madrids Vereinspräsident, im Prinzenpark Stadion in Paris. Bernabeu, der zum Zeitpunkt bereits einige Stars wie Ferenc Puskas für die Madrider verpflichtet hatte, war von der unglaublichen kämpferischen Spielart des Torwarts gefangen. Bei diesem Spiel ging Yashin oft an die Linie seiner Abwehrzone vorwärts, um mit Fernschüsse zu verteidigen aber auch um die Stürmer abzuschrecken. Denn der legendäre Torwart war 1,89 Meter groß, agil, mit beeindruckenden Reflexe, aber vor allem mit der unglaublichen Fähigkeit in der Luft Bälle abfangen zu können. Seine starke Spannkraft erlaubte ihm durch die Luft wie eine geschossene Feder zu fliegen und den Ball aus dem Toreck zu fischen. Aufgrund dieser Eigenschaft und seine schwarze Sportbekleidung - viele Augenzeugen behaupteten sein Trikot sei eigentlich dunkelblau gewesen - wurde er als „schwarzer Panther“ und später als „die schwarze Spinne“ getauft.
Das EM Finale 1960 - Russland gegen Jugoslawien (2-1) - ging Santiago Bernabeu nicht aus dem Kopf. Er stellte selbst aus der Tribüne fest, wie Yashin die gegnerischen Stürmer in Verzweiflung bringen konnte und wie er für seine Mitspieler wichtig war. Aufgrund dessen wollte er ihn in Madrid um jeden Preis haben. Die Legende erzählt, dass Santiago Bernabeu am Abend jenes Finales (10. Juli 1960) nach dem Spiel in einem Pariser Restaurant am Eiffel Turm, während der Feier der russischen Mannschaft, „die schwarze Spinne“ überreden wollte, damit er für die „Königlichen“ unter Vertrag käme. Als Beweis seines ernsten Vorhabens hinterließ er ein Blanko Check zu Gunsten von Yashin. Eine zweite Version, die realistischer ist, behauptet, dass Bernabeu ein paar Monaten später nach Moskau kam. Dort versuchte er tatsächlich den Spieler zu überzeugen, seine Zukunft sei in Madrid und nicht in Moskau. Der oberste Chef des Real Madrids blieb dort etwa eine Woche oder zehn Tage in einem Hotel, in der Hoffnung eine positive Antwort zu hören. Leider lehnte Lev Yashin das Angebot ab und sagte Bernabeu freundlicherweise, dass sein Herz, Kraft und Leben für immer und ewig bei Dynamo Moskau bleiben wird. Der spanische Manager akzeptierte die Absage und gab ihm trotzdem ein Blanko Check, damit er mit seiner Familie nach Madrid kommen könnte, falls er seine Meinung ändert.
Drei Jahre später erhielt Lev Yashin die Auszeichnung „Europas Fußballer des Jahres 1963“. Eine Ehre, die bis jetzt kein anderer Torwart bekommen hat. Seitdem wurde er mehr als eine Legende und Ikone des Fußballs. Grundsätzlich ist Yashin ein Vorbild für viele junge Sportler. Er bekam auch weitere Ehrungen und Verdienstorden der russischen Regierungen, starb im Alter von sechzig Jahren, und seit 1997 gibt es mitten im Luschniki Stadionpark ein Lev-Yashin-Denkmal, das an die größte Legende des russischen Fußballs erinnert.