Wenn wir über die deutschsprachige Filmgeschichte und deren goldenen Zeiten sprechen, können wir als erfolgreich nur wenige Jahrzehnten ab 1895 zählen. Das Deutsche Reich war nicht nur einer der Pioniere auf der Welt, sondern die Heimat europäischer Kassenschlager. Die Geschichte begann in dem Wintergarten, ein Theater in Berlin-Mitte, wo die Gebrüder Skladanowsky kurze Film-Vorführungen im Rahmen des Varietés im großen Saal projizierten. Zwanzig Jahre später gab es im Lande schon über 3000 Lichtspielhäuser und eine junge Filmindustrie.
Gerade in diesen Zeiten, 1920er Jahren spielte Gustav Fröhlich (1902-1987) zum ersten Mal in Berlin. Der gebürtige Hannoveraner machte eine erfolgreiche Karriere als Schauspieler, die an der Theaterbühne startete. Diese Zeilen sind ihm gewidmet, grundsätzlich wollte ich in diesem Artikel nicht von den bekanntesten Auftritten wie Metropolis (1926) oder Barcarole (1935) berichten, sondern von Filmen, die zwar relativ unauffällig sind, aber einen starken Beitrag zur Filmgeschichte bedeuten. „Asphalt“ wurde im Jahr 1929 uraufgeführt. Der Stummfilm handelt von dem Polizeiwachtmeister Albert Holk, Gustav Fröhlich, der eines Tages nach seinem Dienst als Verkehrspolizist in den Straßen der Stadt einen Menschenauflauf wahrnimmt. Dabei wird eine junge Dame, Else, des Raubes in einem Juweliergeschäft beschuldigt. Um die Sache zu klären geht er, Else und der Sohn des Juweliers in den Laden. Dort wird der gestohlene Stein auf dem ersten Blick nicht entdeckt. Doch nach einigen Untersuchungen findet der junge Polizeibeamte den Stein in einem extra vorbereitetem Fach von Elses Regenschirm. Seiner Pflicht nachgehend muss er sie verhaften und zum Polizeirevier bringen. An dieser Stelle verwandelt sich die Handlung in eine Liebesgeschichte, denn Else überredete ihn, sie wolle in ihrer Wohnung ihre Personalien holen. Sie nutzt die Gelegenheit, ihn zu verführen und die Verhaftung verfällt.
Damit fängt ein Verhältnis an, bei dem er Elses Vergangenheit erfährt. Fröhlichs Rolle als Albert Holk passt in perfekter Form, seine Gefühlsübertragung bei allen Szenen ist besonders gut gelungen. Obwohl die Aufnahme, trotz Restaurierung, nicht ausreichend ist, öffnet „Asphalt“ die innere Perspektive der goldenen Zwanziger. Der österreichische Regisseur, Julius Mandl, sorgt für besondere Details wie Holks bürgerliche Wohnung, wo er mit seinen Eltern wohnt, deren Ausstattung alten Familienbilder ähnelt. Die Handlung an sich hat eine Konstante aus den Lichtspielproduktionen dieser Jahre und zwar eine Diebin als Grundabdruck, bei dem die Geschichte sich dreht und steigert. Sie geht allerdings von einer moralischen Botschaft aus, denn Holk streitet sich mit Elses Verbrecherkamerad und schlägt ihn nieder. Dabei stirbt der Mann, der Polizeiwachtmeister geht voller Zweifel nach Hause und teilt seinen Eltern das Geschehen mit. Da sein Vater ein altgedienter Polizist ist, verhaftet er ihn, seinen einzigen Sohn, und bringt ihn zur Polizeiwache. Dort erscheint Else auch und gesteht, Alfred Holk habe sich selbst verteidigt und den Mann unglücklich getroffen. Somit wird er wieder frei.
Zwei Jahre zuvor, 1927, hatte „Die elf Teufel“ unter Regie des ungarischen Regisseur, Zoltan Korda, Erstaufführung. Mit Fröhlich, als Tommy, in der Hauptrolle gilt die Lichtspielproduktion als erster Fußballfilm im deutschsprachigen Raum. Der Film handelt um die Geschichte der kleinen, anscheinend professionellen, Fußballmannschaft „Linda“, deren Mittelstürmer und Trainer, Tommy, Herz und Seele der „elf Teufel“ ist. Unter schwerer finanziellen Lage und im armen Umfeld üben die Spieler, alle Arbeiter und Feierabend-Fußballer, und träumen von Siegen, Titeln und einem Stadion. Dabei hilft Linda, Tommys Verlobte. Weil die Handlung nicht der Wirklichkeit des Fußballs in Post-Kaiserzeiten entspricht, - in der Zeit gab es in Europa nur in Österreich und England eine professionelle Liga – ergibt sich aus der Geschichte die wahre Begierde der Sportler in der Gesellschaft, für ihre Leistung bezahlt zu werden, auch wenn es realitätsfern sei.
Kameradschaft innerhalb der Mannschaft ist das beste Attribut der Handlung. Besonders bewegend ist die Szene, wenn der Torwart (auch Finanzbeauftragter) seinen Kollegen mitteilt, wenn sie fleißig sparen, haben sie gute Aussichten, sich ein eigenes Stadion bauen zu lassen; aber im Jahre 1947. Der Konflikt in der Mannschaft taucht durch die Konkurrenz mit einem reichen Klub auf, namentlich den „International“. Sie werben den wichtigen Mann, Tommy - durch Gustav Fröhlich verkörpert – mit Geld und Luxus-Partys ab, so dass er kurz vor seinem Debüt bei den Gegnern, in einem Spiel gegen die ursprüngliche Mannschaft „Linda“, in eine existenzielle Auseinandersetzung gerät, bei der Gier, Treue, Liebe und Freundschaft ins Spiel kommen. Nach langer Überlegung bleibt Tommy nicht nur dem Verein treu, sondern hält auch das Versprechen an seine Verlobte; er spielt weiter für die „elf Teufel“ und arbeitet als Führer und Spieltrainer des Arbeiterklubs. Beide Filme sind besonders relevant, denn Gustav Fröhlich konnte bis 1929 durch die Magie des Stummfilmes - drei Jahre nach der Uraufführung des Filmes wurde der Stummfilm mit Hilfe der Tontechnik abgelöst - den wahren Geist der Figuren übermitteln.