Hauser & Wirth freut sich, Rashid Johnsons erste Soloausstellung in der Schweiz zu präsentieren. Unter dem Titel ‚The Gathering’ werden über ein Dutzend neue Werke zu sehen sein, darunter Skulpturen, Gemälde und Videokunst sowie die sogenannten ‚Characters’, eine neue Serie von abstrakten Porträts.
Für diese Werkreihe ordnete Johnson Holzpaneele, die üblicherweise für Parkettböden verwendet werden, zu geometrischen Kompositionen an und besprühte sie mit Goldlack. Mit einem Schweissbrenner entfernte er anschliessend beinahe die ganze Farbe, was dem Ganzen eine goldene Aura verleiht, die wegen der Lackrückstände noch weitere Farbschattierungen aufweist. Diese Oberfläche benutzte Johnson als Leinwand, um seine unverkennbare, schwarze Mischung aus Seife und Wachs darauf anzubringen. Die so entstandene gestische Form erinnert an eine Gestalt. Inspiriert zu dieser abstrahierten Form der ‚Characters’ wurde Johnson unter anderem durch die erneute Lektüre von Albert Camus’ ‚L’Étranger', insbesondere jener denkwürdigen Szene aus dem Roman, in welcher der von der Sonne geblendete Meursault den Araber nicht mehr sehen kann.
Schon seit Beginn seiner Karriere spielt Figuration in Johnsons Werk eine tragende Rolle, so etwa in einer Reihe von Porträtfotografien, die obdachlose Männer aus Chicago zeigt. Bei den ‚Characters’ wird sie jedoch zum ersten Mal in seiner malerischen Praxis erkennbar. Die im Ausstellungstitel anklingende Zusammenkunft findet direkt im ersten Raum statt, in dem eine ganze Gruppe der ‚Characters’ unterschiedlichen Massstabes aufeinandertrifft.
Die Ausstellung wartet ausserdem mit einigen neuen, aus Holz gefertigten Wandskulpturen auf, die mit Regalen versehen sind, auf denen verschiedene Gegenstände wie Fundstücke platziert sind. Die Ränder dieser Wandskulpturen sind uneinheitlich und lassen die ursprünglichen Holzbodenpaneele zum Vorschein kommen, womit sie für eine Abkehr von Johnsons früheren Wandskulpturen stehen. Den neuen Wandskulpturen, die wie Altäre devotionalartige Objekte präsentieren, umgibt eine mystische Aura, die dem Gebrauchscharakter der Gegenstände entgegensteht. Dem Künstler selbst gefällt die Idee, dass man von diesen Objekten wirklich Gebrauch machen könnte: Die Bücher auf den Regalen sollten gelesen und es sollte über sie nachgedacht werden, die Sheabutter sollte auf Ellenbogen aufgetragen, die Schallplatten gespielt werden usw..
Sein bisher grösstes Werk, ‚Everybody’s a Star’, hat Johnson speziell für die Schau in Zürich realisiert. Es besteht aus Hunderten von schwarz verspiegelten Fliesen, die mit schwarzer Seife und Wachs bearbeitet und bespritzt worden sind. An der hinteren Wand der Galerie ist 'The Hour of Chaos', eine grosse, rasterförmige Stahlkonstruktion, zu sehen, die in ihren Umrissen an ein konstruktivistisches Gemälde erinnert. Die Wirkung der klaren Linien der Regalkonstruktion wird jedoch durch die auf ihr positionierten Gegenstände, insbesondere durch die grossen Mengen der gelben weichen Sheabutter konterkariert. Unweit der Skulptur stapeln sich weitere überdimensionierte Sheabutter-Blöcke auf einem am Boden liegenden Perserteppich – ein Material, das der Künstler in den letzten Jahren häufiger eingesetzt hat. Nicht weit davon hängen von der Decke verschiedene Palmen und Grünlilien herunter. Johnsons Gebrauch von symbolisch erscheinenden Materialien ist kennzeichnend für sein Werk: Die aus Afrika stammende Sheabutter ist aufgrund ihrer wohltuenden und heilenden Eigenschaften beliebt. Der Perserteppich verweist einerseits auf die Psychoanalyse (Johnson ist fasziniert von der Fülle an Teppichen, die auf Fotografien von Sigmund Freuds Büro zu sehen sind), andererseits aber auch auf Johnsons persönliche Geschichte, ist seine Frau doch von iranischer Abstammung. Die von der Decke hängenden Pflanzen können hingegen mit der Pflege und Fürsorglichkeit in Verbindung gebracht werden.
Johnsons neuestes Video trägt den Titel 'Samuel in Space'. Es wird auf einem ungetümartigen Monitor gezeigt, der auf den grossen gelben Sheabutterblöcken platziert ist, die wiederum auf dem bereits angesprochenen Perserteppich gestapelt sind. Samuel in Space' wurde in Marfa im Bundesstaat Texas verfilmt. Das Video setzt eine Serie fort, die mit 'The New Black Yoga' eingeleitet wurde, einem tänzerischen Stück über Bewegung, das ursprünglich von Johnsons Versuch inspiriert war, in Berlin Yoga zu lernen. Seine Unfähigkeit, Deutsch zu verstehen, hinderte ihn sowohl körperlich als auch intellektuell daran, die Haltungen zu meistern. 'Samuel in Space' zeigt einen schwarzen Tänzer, der sich bei Sonnenaufgang durch die Wüste bewegt (oder durch sie taumelt). Indem er sich in der Landschaft austobt, scheint er Anspruch auf sie zu erheben.
Zu Johnsons jüngsten Soloausstellungen zählen ‚New Growth’ im Ballroom in Marfa, Texas (2013), ‚Shelter’ in der South London Gallery in London (2012), ‚Rumble’ bei Hauser & Wirth New York (2012) und die grosse Überblicksausstellung ‚Message to Our Folks', die im Museum of Contemporary Art in Chicago (2012) eröffnet wurde und dann ins Miami Art Museum in Miami (2012), ins High Museum of Art in Atlanta (2012) und kürzlich ins Kemper Art Museum in St. Louis reiste, wo sie noch bis Januar 2014 zu sehen ist.
Galerie Hauser & Wirth
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Abbildungen
- Rashid Johnson. The Gathering, Installation view, Hauser & Wirth, Zurich, Switzerland, 2013, © Rashid Johnson, Courtesy the artist and Hauser & Wirth, Photo: Stefan Altenburger Photography Zürich
- Rashid Johnson, Cosmic Slop “Never Heated”, 2013, Black soap, wax, 245.1 x 306.1 x 7.6 cm / 96 1/2 x 120 1/2 x 3 in, © Rashid Johnson, Courtesy the artist and Hauser & Wirth, Photo: Martin Parsekian
- Rashid Johnson. The Gathering, Installation view, Hauser & Wirth, Zurich, Switzerland, 2013, © Rashid Johnson, Courtesy the artist and Hauser & Wirth, Photo: Stefan Altenburger Photography Zürich
- Rashid Johnson, DeWayne, 2013, Burned red oak flooring, black soap, wax, spray enamel, 184.2 x 123.5 x 8.8 cm / 72 1/2 x 48 5/8 x 3 1/2 in, © Rashid Johnson, Courtesy the artist and Hauser & Wirth, Photo: Martin Parsekian
- Rashid Johnson, Walking, 2013, Mirrored tile, black soap, wax, 245.1 x 184.2 x 7.6 cm / 96 1/2 x 72 1/2 x 3 in, © Rashid Johnson, Courtesy the artist and Hauser & Wirth, Photo: Martin Parsekian
- Rashid Johnson, Bootsy, 2013, Burned red oak flooring, black soap, wax, spray enamel, 245.1 x 184.2 x 7.6 cm / 96 1/2 x 72 1/2 x 3 in, © Rashid Johnson, Courtesy the artist and Hauser & Wirth, Photo: Martin Parsekian