In ihrer zweiten Ausstellung bei Hauser und Wirth und der ersten Einzelausstellung in der Schweiz präsentiert Uman in der Zürcher Galerie an der Limmatstrasse neue Gemälde und Arbeiten auf Papier, die in Partnerschaft mit der Nicola Vassell Gallery, New York, gezeigt werden. Die Werke der Künstlerin, die in Upstate New York tätig ist, spiegeln ihre tiefe Verbundenheit mit der Natur wider. Um sowohl die physische wie auch die spirituelle Welt zu erforschen, bewegt sie sich mühelos zwischen beiden Polen und verwebt dabei Abstraktion, Figuration und meditative Muster. Ausgehend von dieser einzigartigen Bildsprache greift Uman in ihren neuen Arbeiten auch auf Elemente der Farbfeldmalerei zurück. Mit von der Decke hängenden Werken und einer raumspezifischen Wandmalerei, die einen Teil des Galerieraums transformiert, lädt Uman die Betrachter:innen ein, in ihre detailreichen, farbintensiven Welten einzutauchen, die von Gestik, Geometrie und Anklängen an das Erhabene durchdrungen sind.

Über die Ausstellung Die Auswahl grossformatiger Werke, die in Zürich zu sehen ist, zeigt eine Weiterentwicklung von Umans Ansatz in ihrem Malprozess. Inspiriert von Künstlern wie Frank Bowling und dessen hochpigmentierten Farblasuren und dem Konzept der Farbfeldmalerei, beginnt Uman diesen formalen Entwicklungsprozess in ihrem eigenen Zuhause. Dort giesst sie Farbe auf ungespannte Leinwände, um eine Grundlage für die weitere Bearbeitung zu schaffen. Uman bevorzugt pigmentreiche Farben und kombiniert auf überraschende Weise leuchtende Edelsteintöne mit dunkleren Nuancen. Nach dem grossflächigen Farbauftrag – von den Violetttönen in Purple painting (2024) bis hin zu den tiefen Blautönen – spannt die Künstlerin die Leinwand auf und setzt die Bearbeitung in ihrem Atelier fort. Im Anschluss arbeitet sie mit Ölkreiden oder Ölfarben, die sie mit intuitiven und dennoch entschlossenen Gesten sowohl mit Pinseln als auch mit ihren Händen aufträgt. In diesem gekonnten Umgang mit Pigmenten spannt die Künstlerin einen Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart und schöpft dabei aus Erinnerungen an ihre Kindheit in Ostafrika, ihrer akribischen Ausbildung in traditioneller arabischer Kalligrafie, ihrer intensiven Beschäftigung mit Träumen und ihrer Faszination für kaleidoskopische Farben und Designs.

Umans formale Entwicklung spiegelt ihren Wunsch wider, mit ihrer Malerei die Natur zu erforschen. Dafür setzt sie Formen, Punkte und abstrakte Muster ein, die an Netzwerke von Myzelien erinnern. Diese kombiniert sie mit kontrastierenden anthropomorphen Elementen, um Bildwelten zu schaffen, die sowohl botanisch als auch überirdisch wirken – wie etwa die fantastische Landschaft in Green painting (2024). Ausgestellt werden auch drei eindrucksvolle Gemälde, die die Jahreszeiten darstellen: 4 seasons #1 (green) (2024), 4 seasons #2 (blue) (2024) und 4 seasons #3 (red) (2024). Sie sind einerseits Beispiele dafür, wie die Künstlerin ihre ländliche Umgebung in Albany sieht, und andererseits Ausdruck ihrer Faszination für die Farbfeldmalerei. Ihr Fokus auf die natürliche und spirituelle Welt sowie die Konzentration auf einzelne Farben entspricht ihrer künstlerischen Intention, in ihren Werken weniger präsent zu sein. Dazu sagt sie: «Ich möchte mich weiterentwickeln und wachsen, und das bedeutet, dass ich mich selbst aus meinen Werken herausnehmen muss. Mich interessiert die Frage, wie viel – oder wie wenig – ich von mir selbst darin preisgeben sollte».

Neben Werken mit vorwiegend biomorphen Formen zeigt die Ausstellung auch solche, die Gitterstrukturen abbilden oder auf kariertem Papier ausgeführt sind. Während frühere Arbeiten von den Rastersystemen der Strassen und Boulevards New Yorks inspiriert waren, versteht sich ein Werk wie Swiss chocolate (2024) als Hommage an den Ausstellungsort Zürich und die Schweizer Herkunft der Galerie. Diese Referenz findet sich auch im gerasterten Wandgemälde in der Galerie wieder – einer aufwendigen Komposition, zusammengesetzt aus sechzehn Einzelarbeiten auf Papier. Auf Papier sind auch zwei doppelseitige Zeichnungen ausgeführt, die von der hohen Decke der Galerie hängen, damit die Besucher:innen sie von beiden Seiten betrachten können. Mit ihren biomorphen und geometrischen Formen zeigen die Zeichnungen das gesamte Spektrum von Umans Kunst. Indem sie in ihrer Malerei sowohl die natürliche wie auch die spirituelle Welt erforscht, greift sie universelle Sehnsüchte auf. «Wir alle sehnen uns danach, geliebt zu werden, glücklich zu sein, in Sicherheit zu leben und eine Zukunft zu haben», erklärt die Künstlerin.

Im Mai 2025 wird Uman Artist in Residence bei Hauser und Wirth in Somerset sein. Im Oktober 2025 eröffnet sie ihre erste Museumsausstellung in den USA im The Aldrich Contemporary Art Museum (Connecticut), kuratiert von Amy Smith-Stewart.