Im Januar zeigt Rachel Khedoori im zweiten Stock der Galerieräume von Hauser & Wirth Zurich, Limmatstrasse eine Präsentation mit neuen Werken. Im Laufe ihrer dreissigjährigen Karriere arbeitete die Künstlerin mit verschiedenen Medien wie Film, Skulptur und Installation, um Raumgefüge neu zu interpretieren und durch die subtile Positionierung von Medien, Materialien und Formen Wahrnehmungsmechanismen in Frage zu stellen.
In ihren neuen Arbeiten kombiniert Khedoori eine Vielzahl von Materialien und Techniken, darunter Aluminium- guss, Bronze, 3D-Druck, Harz, Enkaustikfarbe und Papier. Daraus ergibt sich ein skulpturales Gefüge, das sich zwischen Konstruktion und Dekonstruktion bewegt. Die ausgestellten Werke bilden ein kohärentes visuelles Vokabular, das aus verschiedenen flachen Formen besteht, die an Gebäudefassaden oder Kameraverschlüsse erinnern. Einige Werke sind vor Glasflächen platziert und werden beleuchtet, um Schatten und Reflexionen zu erzeugen, die an frühe Formen der Laterna Magica erinnern. Andere ähneln Raummodellen und sind zu Türmen gestapelt, werden zu einstürzenden Strukturen oder sind als ebene Flächen auf dem Boden arrangiert. Grossformatige, rechteckige Bögen aus harzbeschichtetem Papier sind mit fensterartigen CutOuts versehen und erinnern an herabhängende Filmstreifen oder an die Fassade eines Gebäudes, das in sich zusammenfällt und zur Zweidimensionalität abflacht. Alle Werke haben Rahmen oder Fenster, durch welche die Betrachter:innen hindurchsehen können. An die Wand gelehnt, erinnert ein grosser Stapel harzbeschichteter Papierbögen mit immer kleiner werdenden Löchern an einen Guckkasten der frühen Moderne. Wie bei Ruinen scheint sich alles im Prozess des langsamen Verfalls zu befinden – und gerade in diesem Verfall zu etwas Neuem zu werden.
Khedooris neue Werke befinden sich im Spannungsfeld zwischen Beständigkeit und Fragilität, Materialität und Immaterialität. Durch subtile Eingriffe in ihre im Raum verankerten Skulpturen ermöglicht sie neue Wahrnehmungs- und Sinneserfahrungen. Der Einsatz von Schatten und Spiegelungen evoziert in einigen Arbeiten den illusionistischen Effekt des Films, wodurch die Betrachter:innen ihre eigenen Bewegungen in Bezug auf die Werke verdoppelt oder fragmentiert wahrnehmen. Durch die durchscheinenden Oberflächen der mit Enkaustik und Harz überzogenen Werke scheinen sich ihre Konturen im Licht aufzulösen. Weder ganz der Abstraktion noch der Gegenständlichkeit zuordenbar, lädt die wahrnehmungsbezogene und konzeptionelle Ambivalenz dieser Arbeiten die Betrachter:innen ein, einen rätselhaften Raum des selbstreflexiven Denkens und der Poesie zu betreten.