Die Dadaistin und Malerin Suzanne Duchamp, Schwester von Marcel Duchamp, Raymond Duchamp-Villon und Jacques Villon, war am Puls ihrer Zeit und prägte die Kunstgeschichte. Zum ersten Mal weltweit wird das Werk von Suzanne Duchamp in einer umfassenden Retrospektive in all seinen Facetten präsentiert – von den frühen abstrakten Kompositionen über ihre dadaistischen Experimente bis hin zu den figurativen Werken ihrer späteren Jahre.
Ironie mit einem gespür für das unerwartete
Suzanne Duchamp (1889, Blainville-Crevon – 1963, Neuilly-sur-Seine) bewegte sich mit ihrer Kunst an der Grenze zwischen Malerei und Wortspiel. Ihre Werke oszillieren zwischen Abstraktion und Figuration, oft begleitet von rätselhaften Titeln die neuen Assoziationen hervorrufen. Duchamps Freundin Katherine S. Dreier beschrieb sie als «halb abstrakte Malerin» – eine treffende Beschreibung für ein Werk, das sich keiner kunsthistorischen Konvention unterordnet. Als Teil der Pariser Avantgarde erforschte Duchamp in ihren frühen Arbeiten kubistische Fragmente von Stadtlandschaften und Innenräumen, bevor sie sich dem Dadaismus zuwandte. Ihre Werke verbinden Malerei mit Poesie und experimentieren mit unterschiedlichen Medien und Materialien. Während sie ihre Malerei in den 1910er-Jahren zunehmend in Richtung Abstraktion entwickelte, blieb sie stets visuellen Bezugspunkten treu. 1922 vollzog sie aus unbekannten Gründen einen unerwarteten Bruch mit Dada und wandte sich einer figurativen Malerei mit oftmals ironischen Untertönen zu.
Die weltweit erste retrospektive
Erstmals wird das Werk von Suzanne Duchamp in einer umfassenden Retrospektive in seiner ganzen Vielfalt gezeigt. Dabei werden ihre Dada-Arbeiten mit früheren und späteren Schaffensphasen vereint. Durch neue Forschungen konnten zahlreiche bislang unbekannte oder lange übersehene Werke wiederentdeckt werden, die nun in dieser Breite der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Obwohl Dada in seiner Zeit als ‹Farce› galt, war es tatsächlich ein heilsames Abenteuer für Künstler, erlaubte es ihnen doch, frei zu atmen.
(Suzanne Duchamp, Tribune de lausanne, 31.3.1957)
Mit rund 50 Gemälden, 20 Arbeiten auf Papier sowie seltenen Archivalien und Vintage-Fotografien präsentiert die Ausstellung ein breites Spektrum von Duchamps Werk. Zu den herausragenden Exponaten gehören seltene Leihgaben aus internationalen Museen und Privatsammlungen, darunter das MoMA in New York, das Art Institute in Chicago und das Centre Pompidou in Paris. Die Retrospektive wurde von Gastkuratorin Talia Kwartler in Zusammenarbeit mit Kunsthaus-Kuratorin Cathérine Hug konzipiert. Ihre Realisierung erfolgte in enger Kooperation mit der Association Duchamp Villon Crotti sowie der Kunsthalle Schirn in Frankfurt am Main, wo sie unter der Kuratierung von Ingrid Pfeiffer präsentiert wird.