Der erste Heilige in der Geschichte des Christentums fällt bei vielen Gläubigen nicht so auf. Die Geschichte der kanonisierten Heiligen fing im zweiten oder 3Jh. mit den Märtyrern an und aus diesem Grund blieb der rechte Schächer, Dysmas, der neben Jesus gekreuzigt wurde, im Schatten der Vergessenheit.
Wer waren eigentlich die beiden Räuber, die Rechts und Links des Retters der Welt auch hingerichtet wurden? Sie waren am gleichen Tag mitverurteilt und bekamen als Kreuzigungsgruppe die höchste Strafe des römischen Kaisers, Cäsar Tiberius, auf dem Kalvarienberg. Deren Namen Dysmas und Gestas kommen aus dem Volksmund, denn es gibt kein offizielles Register oder Evangelium, in dem sie genannt werden. Die Evangelisten Markus und Matthäus berichteten von Verspottung und Verhöhnung Christi durch beide Verbrecher aber auch von den anwesenden Hohepriestern und Schriftgelehrten. Ausschließlich Lukas (23, 39-43) berichtet akribisch, wie Dysmas und Gestas in den letzten Minuten deren Lebens nachdenken und interagieren. In Wirklichkeit ist dem guten Dieb bereits bewusst, er habe gerecht das Urteil bekommen und erkennt, Jesus habe keine Schuld und sei dort rechtswidrig; „Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er : Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst !“ (Lk.23, 41-42).
Lukas Text lässt uns einen Blick in die theologischen Werte der katholischen Kirche werfen. Denn Dysmas glaubt an den Messias. Auch wenn der rechte Verbrecher über seine Wunder nichts wusste, möchte er in dieses ewige Reich kommen. Er erkannte die letzte Gelegenheit seines Lebens, um in Gottes Welt sich hinein fallen zu lassen und zwar durch unseren Retter. Dieses Vertrauen ändert das Schicksal des Sünders und gibt uns allen Christen die Gewissheit der Gottesbarmherzigkeit. Was bedeuten eigentlich diese Worte und welchen Effekt haben sie auf uns? Sie bedeuten die wahre Stimme des Herzens, das sich gegen Ende des Lebens für den Glauben entschieden hat. Als Effekt erreicht es uns, indem wir das Vertrauen nicht verlieren sollten. Es solle in unserem Leben immer präsent und greifbar sein, weil wir nur damit Miseren und Tiefen unserer Existenz vernünftig überstehen können. Das Todesurteil von Dysmas bekommen wir in unterschiedlichen Formen von Problemen, die uns oft zur Verzweiflung bringen können. Jedoch, bevor wir eine Sünde, als falsche Problemlösung, begehen, steht auf unserer Seite der Glaube und Gottes Hilfe.
Der christliche Wert des heiligen Dysmas ist die Reue, die er während der Qualen des Sterbens gezeigt hat. Reue ist ein Gefühl des inneren Schmerzens. Wir haben es alle irgendwann in unserem Leben erlebt. Sie konfrontiert uns mit den Lebensverfehlungen, deren Wiedergutmachung nicht mehr möglich ist. Dieser Zustand löst einen gewaltigen Sturm in unserer Psyche aus und zerstört unseren Frieden. Doch was ist zu tun, wenn eine solche Lage unseren Alltag überschattet und nicht nur unsere Existenz bedroht, sondern auch die von unserer Umgebung, denn der Auslöser möge unsere gesamten Kräfte übernehmen, um sich in unserem Geist festzusetzen. Wir können uns verteidigen und davon befreien, in dem wir Reue zeigen. Wenn wir unsere Fehler und Sünden erkennen, ergibt sich Abscheu. Durch sie baut unser Wille den reuigen Vorsatz auf, dessen Folge dem vollkommenen Gottes Vergeben nahekommt. Glauben und Gottvertrauen ernähren unser Herz und lassen uns die Nähe Gottes spüren.
Und was bedeutete es für Dysmas, unserem Herrn die bloße Reue zu zeigen? Die Verheißung in dem schönsten Satz des Evangeliums: „Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lk. 23, 43). Dieser Satz wiedergibt das große Erbarmen, welches Gott für uns immer hat, wenn wir Sünder uns bekehren. In diesem Augenblick wurde Dysmas von Jesus vor allen Anwesenden heilig gesprochen. Unsere bußfertige Haltung den Sünden gegenüber mag in vielen Fällen eine Art Reinigung unserer Seele sein, sodass wir für die nächste Herausforderung bzw. Versuchung vorbereitet sind. Christen, Katholiken oder Protestanten, sind sich darüber bewusst, dass wir im irdischen Leben durch unglückliche Momente wandern müssen und sie nur mit Gotteshilfe und unserem hartnäckigen Vertrauen bewältigen können. Die Hindernisse, auch wenn sie große Schmerzen verursachen, sind nicht größer als unser blinder Glaube. Letztendlich wollte ich nur erwähnen, dass Reue unser Herz und Gemüt bewegt. Sie ist die Verbindung mit der Wiederkehr zum Gott. Dysmas bedauerte in den letzten Minuten seiner Existenz alles, was er anderen angetan hatte, dafür bekam er als Belohnung durch die Gnade Gottes die geöffnete Tür zum Himmelreich.