Mit <3 ist ein Tippfehler präsentiert die König Galerie eine ortsspezifische Installation mit neuen Bildern und Skulpturen des New Yorker Künstlers Robert Janitz. Die Ausstellung findet in der Chapel der König Galerie statt.
Man könnte die Arbeit von Robert Janitz als eine Studie der Genealogie der Arbeit bezeichnen. Der Künstler trägt Farbe so auf, wie eine Arbeiterin eine Fliese mit Fugenmörtel bestreichen würde. Angesichts solcher Zwänge könnte die gelangweilte Arbeiterin irgendwann damit beginnen, ihre Kellenstriche zu verfeinern, während sie nach wie vor die Oberfläche der Fliese bedeckt.
Im Laufe der Generationen gibt sich das für den Erbfaktor verantwortliche Gen nicht mehr damit zufrieden, einfache Proteinstrukturen zu kodieren, und produziert stattdessen kunstvolle Skelette. Das Auftragen der Farbe nimmt eine knochenähnliche Form an – vielleicht als Illustration der idealen Form, die das Gen verfolgt.
Alle Kompositionen in <3 ist ein Tippfehler weisen auf die Sprache hin: Einer Ur-Muschel gleich, bestand auch die frühe Schriftsprache lediglich aus einfachen linearen Strukturen, bis sie dann später, mit der Entwicklung des Sprachorganismus, die Krümmung, die Dichte und die Asymmetrie einer fortgeschritteneren Lebensform hinzu gewinnt. Janitz’ jüngste Arbeiten zeichnen sich durch implizierte Morpheme aus: Geneigte Striche spielen auf die Struktur des lateinischen Alphabets oder der Devanagari-Schrift an – des im Sanskrit verwendeten Alphasyllabars, das Janitz studierte – sind aber durch die Beschränkungen der Leinwand gedämpft und entstellt.
Viele von Janitz’ neuesten Arbeiten beschäftigen sich mit dem, was im kreativen Prozess verloren geht. Als treibenden Einfluss der neuen Bilder nennt Janitz Goethes intensive Beschäftigung mit dem Abhigyanshakuntalam des Sanskrit-Dichters Kalidas. Da Goethe kein Sanskrit lesen konnte, hing seine Hingabe an Kalidas’ Werk ganz von Übersetzungen der geheimnisvollen alten Sprache ab. Zweifellos ging durch den Eintritt in den kontinentaleuropäischen Diskurs viel von der ursprünglichen Nuance des Werkes verloren, was seine Enigmatik aber nur noch verstärkte. Vieles geht auch bei Janitz’ Gemälden verloren. Indem er mit einem Gummispatel Teile der nassen Farbe wieder wegnimmt, beschreibt der Künstler eine Zeitreise vorwärts und rückwärts. So wird das Bild als Dokument geschrieben, übersetzt und wieder umgeschrieben.
Man könnte sich vorstellen, dass alle acht Bilder das Wort L I E B E in einer unbekannten Sprache buchstabieren. Mit abgestuften Grundierungen und farblich scharf abgestimmten scharf abgestimmten Übermalungen entwickelt die in die Komposition eingebettete Botschaft – so fern sie auch sein mag – ihre eigene Harmonie. Die Ekstase, die sich in diesem spezifischen Kontext über den Betrachter erhebt, wird zum intellektuellen Prüfstein. So gurgelt in der Mitte des Raumes ein eigens errichteter Brunnen wie ein Orakel in einer Oase. Wie der Schimmer einer Fata Morgana ist auch das Funkeln des Brunnenwassers eine Illusion: Bei näherer Betrachtung zeigt sich eine Anlage aus einfachem, mit einer Chromschicht beschichtetem Blech – ein wiederkehrender Topos in Janitz’ vorwiegend malerischem Werk. Ein Tippfehler ist eine Botschaft, die zwar übermittelt, aber nicht beabsichtigt wurde. Janitz’ jüngste Arbeiten scheinen das “<3” des Titels zu implizieren, aber auch dies mag in der Übersetzung verzerrt worden sein.