KÖNIG GALERIE freut sich, mit The Serious Life of a Ridiculous Man die erste Einzelausstellung von Erwin Wurm präsentieren zu dürfen, dies ist gleichzeitig die erste Solo Präsentation in Berlin seit Bei Mutti in der Berlinischen Galerie im Jahre 2016.
Der Titel der Ausstellung erinnert an und zitiert die legendäre Retrospektive „Das lächerliche Leben eines ernsten Mannes. Das ernste Leben eines lächerlichen Mannes“ des Künstlers in den Hamburger Deichtorhallen 2007. Die Welt ist in der Zwischenzeit, aus seiner Sicht, keine bessere geworden.
Für die Nave der KÖNIG GALERIE hat Erwin Wurm mit seiner neuesten Arbeit eine monumentale Installation in situ entwickelt und hiermit eine irritierend surreale, berauschend absurde Situation geschaffen, die gleich mehrere Hauptaspekte seines Werkes vereint: Die Paradoxie als künstlerische Strategie, das Groteske, Lächerliche, Performative, die Transformation des Alltäglichen und deren Entfremdung, Irritation, Perversion, Konsumkritik und Exzess, ständiges Hinterfragen von Sehgewohnheiten und der Bildhauerei an sich.
"Ich glaube, dass Pathos in der Kunst den Menschen klein macht, das Absurde lässt uns aber aus einer anderen Perspektive auf die Welt blicken."
Ein zwanzig Meter langer, sechs Meter breiter und knapp sieben Meter hoher Strickpullover schwebt seelenruhig einen Meter über dem Boden, ein Teil lehnt gelassen an der hinteren Wand, beugt sich der Schwerkraft und rutscht bis über die Hälfte des Raums. Das Zopfmuster des Pullovers trägt das typische Erwin-Wurm rosa und ist für ihn klassisch mit grünem Bund eingefasst. Kleidung gilt bei Erwin Wurm als eine skulpturale Erscheinung, die zweite Haut, die schützende Hülle oder Schale, der Umriss und auch das Ausfüllen eines Volumens hat zentralen Stellenwert.
Der Körper wird voodooesk an mehreren Stellen von verschiedenartigen Gurkenskulpturen explizit durchbohrt, penetriert und aufgespießt, gleichzeitig scheinen diese das Bild stabilisieren zu können.
Vor dem Objekt versammeln sich abstrakte, neuartige Variationen von drahtigen, fragilen Gurkenkonstellationen. Manche von Ihnen tragen Strickmützen, Schuhe, und strahlen vereinzelt in goldenem Glanz. Die Gurke ist in Erwin Wurms Werk auch als Selbstportrait ein wiederkehrendes Motiv und nach Ansicht des Künstlers dem Menschen in gewisser Weise ähnlich: individuell verschieden, aber doch sofort als solches erkennbar und einem Ganzen zuordenbar.
Die groteske Szenerie wird komplettiert von einer Gruppierung von menschengroßen Gurken, einem aufgewirbelten, zweckentfremdeten Ledersessel und einem schlanken, brusthohen Tisch. Diese „Drinking Sculptures“ laden den Besucher zum brachialen Vollrausch ein. Die Bronzen wurden durch das Aufsetzen von Vintage Mobiliar zu Bars transformiert, auf denen verschiedene Spirituosen und Gläser für den Besucher zum Konsum präsentiert werden. Der performative Akt ist hier erst vollständig beendet, wenn der Besucher restlos betrunken und somit gleichzeitig ein Teil der Skulptur wird.
Der Künstler suggeriert hiermit unerbittlich die Frage, ob sich die Welt heutzutage denn nur noch im Rausch ertragen lässt?
Die Antwort findet sich vielleicht in Form einer seiner Wortskulpturen aus der Publikation tief Luft holen und Luft anhalten, die 2017 anlässlich der Ausstellung Fußballgroßer Tonklumpen auf hellblauem Autodach im Kunsthaus Graz entstanden ist:
"Zweifel liegt auf Hoffnung, Hoffnung atmet aus."
Erwin Wurm (geb. 1954) lebt und arbeitet in Wien und Limberg.
Im Laufe dieses Jahres werden Wurms Arbeiten in mehreren musealen Einzelausstellungen unter anderem im Musée d‘Art Contemporain, Musée des Beaux-Arts, Musée Cantini und im Vieille Charité zu sehen sein. Wurm war bereits zwei Mal bei der Biennale in Venedig vertreten. Auf der 54. Biennale in Venedig 2011 stellte er im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung mit Glasstress seine Installation „Narrow House“ im Palazzo Cavalli Franchetti vor.
Zur 57. Biennale 2017 kehrte er nach Venedig zurück, um Österreich zu repräsentieren. Wurms Werke sind in vielen Sammlungen bedeutender internationaler Institutionen enthalten, darunter in der Tate Modern, London; im Museum of Modern Art, New York; im Solomon R. Guggenheim Museum, New York; im Centre Pompidou, Paris; Aim lbertina, Wien und im MMK Museum of Modern Art, Frankfurt.