Medea: Femme Fatale und Über-Frau aus dem Osten. Flucht in den Mythos? Nicht mit ihr! Häufig wichen vor 1989 gerade in Ostdeutschland Literatinnen und Malerinnen auf antike Schauplätze aus, um Unbehagen am Regime und Unfreiheit darzustellen.
Die hier vorgestellten Künstlerinnen, allesamt auf der sozialistischen Seite des Eisernen Vorhangs gereift, interpretierten Medea, Kassandra oder Penthesilea im weitesten Sinne als zeitgenössische Frauenbilder. Sie zündelten, provozierten, protestierten, experimentierten unter dem Radar akzeptierter Medien, entblößten sich selbst und ihren Zorn, verweigerten sich zugleich sozialistischen und bürgerlichen Rollenmodellen. Mit dieser doppelten Verweigerung gingen sie meist größere Risiken ein als ihre männlichen Kollegen. Doch dieses gebündelte Ausmaß an Trotz und Energie wirkt in ihrer Bildsprache auch gegenwärtig noch nach.
Bis heute sind viele der Werke, die die Ausstellung „Medea muckt auf. Radikale Künstlerinnen hinter dem Eisernen Vorhang“ zeigt, einem weiten Publikum unbekannt. Gerade jetzt, da nach einer öffentlichen Sichtbarkeit für Kunst aus der Zeit vor 1989 verlangt wird, werden derlei Defizite besonders deutlich. Hier greift „Medea“ als Korrektiv ein.