Der Gang durch das Albertinum gleicht dem Blättern durch ein dreidimensionales Standardwerk der Kunstgeschichte von der Romantik bis in die Gegenwart: Hier trifft Malerei auf Skulptur, Ost auf West und Heute auf Morgen. Der Denker von Auguste Rodin, dem Vorreiter zahlreicher Stilrichtungen, die sich im 20. Jahrhundert herauskristallisiert haben, begrüßt beim Eintritt in die ebenerdige Skulpturenhalle. Präsentiert auf schlichten schwarzen Sockeln und größtenteils frei im Raum stehend, verdeutlichen die ausgestellten Werke die unterschiedlichsten Auffassungen dreidimensionaler Kunst in ihrer Zeit.
Da ist Wilhelm Lehmbrucks Knieende, eine Figur mit überlangen Gliedmaßen und gestrecktem Oberkörper von 1911, die allein aus ihrer Haltung heraus ein Lebensgefühl transportiert. 1937 wurde sie unter den Nationalsozialisten im Zuge der Aktion ‚Entarte Kunst‘ beschlagnahmt, dann aber auf der ersten Documenta nach dem Zweiten Weltkrieg als möglicher Anknüpfungspunkt für einen Neubeginn der figürlichen Skulptur präsentiert. Hier im Albertinum steht nun der einzige erhaltene Steinguss in Europa. Nur wenige Schritte trennen sie von Tony Craggs mathematisch gestapelten Würfel aus Holz, Stoffresten und Aktenordnern aus dem Jahr 1980 und Birgit Dieckers Seelenfänger von 2005: Neue wie abgeschabte und brüchige Rettungsringe sind in Schiffstauen verfangen und rufen Fragen nach den Menschen auf, die sie einst benutzt haben.
Der weitere Rundgang durch das Albertinum stellt Malerei und Skulptur immer wieder in den Dialog, ebenso wie die Sonderausstellungen, die vor allem Zeitgenössisches präsentieren, so zuletzt den Performancekünstler Tino Sehgal, die Filme Rosa Barbas oder neueste Werke von Gerhard Richter. Zwei Räume präsentieren dauerhaft Werke des in Dresden geborenen Malers. Am anderen Ende des Rundgangs präsentieren sich weltberühmte Meisterwerke von Caspar David Friedrich, dem bedeutendsten deutschen Künstler der Romantik.