Im Dresdner Residenzschloss liegen die Wurzeln der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Aus Münzkabinett, Rüstkammer und Kunstkammer entstand in den vergangenen 500 Jahren einer der weltweit wichtigsten Museumsverbünde. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde das Residenzschloss seit 1986 wiederaufgebaut. Heute ist es ein Geflecht aus restaurierten, rekonstruierten und neu entworfenen Bauteilen. Es ist ein hybrides und mehrdeutiges Gebilde – Identitätsgenerator und Geschichtskonstruktion zugleich.
Dieser bedeutende Wissens- und Kunstspeicher wird nun durch die Kunstkammer Gegenwart, die in jährlichem Rhythmus wechselt, ergänzt. Es ist ein Archiv der Gegenwart, ein Energiezentrum zeitgenössischer Kunst. Gezeigt werden vor allem Werke aus der Schenkung Sammlung Hoffmann, aber auch aus dem Kupferstich-Kabinett, dem Kunstfonds und dem Albertinum. Hierfür entwarf der Designer Konstantin Grčić eine modulare und flexible Struktur, die die Anmutung eines Depots aufgreift. Sie umfasst auch eine einsehbare Werkstatt, die Besuchenden Einblicke in den konservatorischen Umgang mit modernen, fragilen Materialien ermöglicht. So wird das Residenzschloss zu einem Ort, an dem neben der Geschichte des Sammelns auch das Sammeln in der Gegenwart vielfältig sichtbar wird – ein Ort für einen Austausch zwischen den Jahrhunderten.
Die Kunstwerke, die in diesem ersten Jahr in der Kunstkammer Gegenwart gezeigt werden, kreisen um die Leitworte Speichern, Erinnern, Verwandeln. Was wird in Museen gespeichert? Wie funktionieren Kunstwerke als Gedächtnis, als Behältnisse für das Flüchtige? Und wie verwandeln sie sich im Laufe der Zeit? Museen haben den Auftrag, Werke zeitlich unbegrenzt, sozusagen für die Ewigkeit zu erhalten. Doch Materialien altern: Pigmente und Bindemittel verändern sich, Fasern werden brüchig, Weichmacher entfliehen. Auch zu starke oder zu lange Lichteinwirkung schädigt Materialien. Einige der gezeigten Werke werden daher zur Schonung nach drei oder sechs Monaten ausgetauscht, andere sind für ein Jahr zu sehen. So ist die Kunstkammer Gegenwart kein statischer Ort, sondern veränderbar und beweglich. Ähnlich ist das Bewahren der Kunst in ständiger Bewegung und Bemühung. Im Rahmen des offenen Workshops wird anhand konkreter Projekte der konservatorische und restauratorische Umgang mit zeitgenössischer Kunst dargelegt.
Mit Werken von Christian Boltanski, Joseph Beuys, Peter Bux, Miriam Cahn, Jake & Dinos Chapman, Tracey Emin, Georg Herold, Eberhard Havekost, Candida Höfer, Nan Goldin, Janet Grau, Dieter Roth, Frank Stella etc.