Atemberaubende Steinzeitkunst, kostbare Grabbeigaben, mächtige Könige und vieles mehr erwarten den Besucher im 2. Obergeschoss auf einem Rundgang durch sieben Epochen und über 80.000 Jahre Kulturgeschichte(n) auf 2.400 m² Ausstellungsfläche. Im Zentrum der chronologischen Präsentation stehen die umfangreichen Sammlungen des Landesmuseums Württemberg. Ausgehend von der Altsteinzeit spannt sich der zeitliche Bogen bis ins frühe 20. Jahrhundert: Die Besucher erwarten einzigartige Begegnungen: von den ältesten Kunstwerken der Menschheit über keltische Kunst, römische Preziosen und sakrale Objekte des Mittelalters bis hin zu den Kronjuwelen der württembergischen Könige. An den zahlreichen Mitmach- und Medienstationen der Kinderebene kann die ganze Familie interaktiv spannende Kulturgeschichte(n) erleben.
Der Rundgang durch die Schausammlung beginnt bei den Spuren, die unsere Vorfahren bereits vor 240.000 Jahren in Bad Canstatt hinterlassen haben und Kunstwerke wie die „Knochenflöte“, eines der ältesten Musikinstrumente der Welt, oder das aus Elfenbein hergestellte ca. 35.000 bis 40.000 Jahre alte „Löwenköpfchen“. Weiter im Rundgang folgt der wohl tiefgreifendste Umbruch der Menschheitsgeschichte – aus Jägern werden Bauern und bahnbrechende Neuerungen wie die Verarbeitungen von Kupfer und die Erfindung der ersten Ränder führt in die nächste Epoche.
Mit seinen Funden aus der Bronze- und Eisenzeit besitzt das Landesmuseum Württemberg eine der bedeutendsten Sammlungen in Europa: reich verzierte Keramik, prachtvoller Schmuck, Werkzeuge und Waffen aus prunkvoll ausgestatteten Gräbern. Der Wandel von der älteren in die jüngere Eisenzeit ist am deutlichsten im Kunsthandwerk abzulesen. Organisch anmutende Pflanzen und Zirkelornamente, fantastische Fabelwesen und Dämonenfratzen wie bei der Maskenfibel aus Criesbach-Ingelfingen sind die bestimmenden Motive.
Auf der Stirn ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen – der Gesichtshelm aus Pfrondorf zählt zu den besterhaltenen seiner Art. Er ist Teil der Ausstellung zu den Römern, die Einblicke in die Zeit gibt, als Süddeutschland Teil des Imperium Romanum war. Obwohl dies nur wenig mehr als zwei Jahrhunderte waren, haben die Römer hierzulande eine Fülle von Zeugnissen hinterlassen. Diese spannende Epoche zeugt von der starken römischen Armee, sie galt als das Rückgrat der Macht, aber auch vom Alltag der Provinzialbevölkerung sowie den vielschichtigen religiösen Vorstellungen und dem Jenseitsglauben.
Die Abteilung Frühes Mittelalter ist in drei spannende Themenblöcke untergliedert: die Völkerwanderungszeit, die Herrschaft der fränkischen Merowinger und die Christianisierung der Alamannen. Nach den Römern zogen Germanen in die Region. Im Laufe der Zeit wuchsen die verschiedenen Einwanderergruppen zu einem neuen Stammesverband zusammen: die Alamannen. Nur sehr wenig Schriftzeugnisse sind überliefert, dafür kostbare und vielfältige Grabbeigaben wie Schmuck, Gefäße und Waffen. Die Merowingerzeit war geprägt von Kampf und Krieg, aber auch von Weltoffenheit und räumlicher wie sozialer Mobilität.
Die Objekte des Hochmittelalters in der Sammlung des Landesmuseums Württemberg stammen zum größten Teil aus dem sakralen Bereich. Daher wird in diesem Ausstellungsteil der christliche Glaube und die damit verbundene Frömmigkeitspraxis thematisiert. Der Talheimer Altar mit seinem geschnitzten Schrein ist ein Hauptwerk der Mittelalter-Abteilung und ein charakteristisches Werk der Ulmer Kunst. Er ist ein Beispiel für die vielen frommen und kostspieligen Stiftungen wohlhabender Gläubiger zur Vorsorge für das Jenseits. Neben dem „Kirchenraum“ ist ein weiterer Bereich dem Thema „Pilgern“ gewidmet. Ein Hauptwerk ist die Heiligblut-Tafel aus Weingarten.
Die Herzogszeit (1495 bis 1806) ist in vier chronologisch aufeinander folgende Raumeinheiten gegliedert, an deren Ende das Staatsporträt des ersten Königs von Württemberg und seine Insignien – Krone und Zepter – erscheinen. Den imposanten Einstieg bilden vier großformatige Herzogporträts. Der zweite, sehr dunkel gehaltene Raum erinnert an die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges. „Pracht und Aufklärung“ stehen als Motto über dem dritten Raum. Seine Gestaltung erinnert an ein fürstliches Ambiente des 18. Jahrhunderts. Im vierten Abschnitt wird die durch die Politik Napoleons geprägte Zeit von 1803 bis 1806 behandelt, die für Württemberg bedeutende territoriale Vergrößerungen und die Erhöhung zum Königreich mit sich brachte.
Die Porträts am Beginn der Herzogszeit korrespondieren mit den großen Staatsporträts der vier württembergischen Könige, die den letzten Ausstellungsbereich einleiten. Den vier Königen Friedrich, Wilhelm I., Karl und Wilhelm II. sind vier Kabinette mit Objekten gewidmet, die nicht nur Aspekte ihres politischen Wirkens, sondern auch private und familiäre Seiten zeigen. Gegenüber den statischen Königskabinetten befindet sich als „Raumbild“ der Epoche ein stilisierter Zug. Er steht für Mobilität und Industrialisierung und für die rasende Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft. Das Epochenbild endet mit einem Ausblick auf den Ersten Weltkrieg an dessen Ende die Abdankung des letzten Königs von Württemberg steht.