Koo Jeong A arbeitet mit Objekten, die fähig sind zur Transformation: Unbewegten und bewegten Bildern, Klängen und Düften. Diese disparaten Medien werdenkombiniert mit Elementen wie Wind, Schwerkraft, ortsspezifischen Rekonfigurationen und Interventionen im architektonischen Raum. Dabei setzt Koo Jeong A alltäglich eMaterialien ein, um alternative Realitäten heraufzubeschwören und so einer spezifischen Poetik nachzuspüren, die in der Natur der Formen selbst liegt, welche das Universum durchdringen. Ihrem flüchtigen Ansatz, Kunst zuerschaffen, liegt ein Interesse an den kleinsten Details unserer irdischen Umgebungen und den kosmischen Konstellationen zugrunde, die diese gleichzeitig verbinden und erweitern. Koo Jeong A umspannt diese Details mit einer flexiblen,rationalen Bewegung, die stetig zwischen Ordnung und Unordnung, Wahrnehmung und Erinnerung, Schönheit und Nützlichkeit oszilliert.
In der König Galerie präsentiert Koo Jeong A eine Auswahl ihrer jüngsten Magnet-Kunstwerke. Ihr Interesse an diesem Material ist dabei Teil einerzehnjährigen Erkundung magnetischer Eigenschaften und dessen potenziellen Verwendungsmöglichkeiten. Von einem architektonischen Gestaltungsmittel hinzu einem heilenden Objekt, ist die schlichte Form des Magneten eng verwobe nmit einem umfassenden Spektrum von Möglichkeiten, die Koo Jeong A mit ihren subtilen skulpturalen Arbeiten aufgreift. In der König Galerie wird eine Serievon Installationen und Gemälden ausgestellt, in der jedes einzelne Werk akribisch aus gewöhnlichen, vorgeformten Magneten konfiguriert ist. Koo Jeong A stellt diese Alltagsobjekte zu verschieden großen Arrangements zusammen,die an provisorische Architekturmodelle oder minimalistische, geometrische Kompositionen erinnern. Trotz ihrer scheinbaren Einfachheit und kompakten Formträgt jedes Werk die schwingende Energie in sich, die dem von der Künstleringewählten Medium eigen ist. Im Raum situiert und verfestigt erschaffen diemagnetischen Bausteine von Koo Jeong As Werken ein erweitertes Energiefeld, das die gesamte Galerie umspannt und dabei jedes einzelne Objekt mit den Körpern der Ausstellungsbesucher verbindet und in Beziehung setzt.
Koo Jeong A interessiert sich für die Spannungen zwischen dem was sichtbar und was unsichtbar innerhalb eines Raumes existiert; hier also zwischen demMikro-Maßstab jeder einzelnen magnetischen Konfiguration und den Makro-Feldern ihrer Architektur. Diese Beziehung zwischen Körpern und ihren Umgebungen ist das Ergebnis aus den Magnet-Studien der Künstlerin sowie aus ihrer Auseinandersetzung mit den radikalen Entwürfen des Architekten Cedric Price. Dessen unverwirklichtes Projekt Magnets (1997) imaginiert zehn bewegliche Strukturen, die über der städtischen Infrastruktur, über Straßen, Bahngleisen oder Parks installiert werden würden. Diese Strukturen wie Fußwege, Treppenaufgänge, Fahrstühle und Anlegestellen sollten je nach Bedarf der Stadtbewohner temporär gemietet werden. In Prices Worten: „Magnete sind zugleich pragmatisch undpolemisch … im Gegensatz zu konventioneller Architektur sind sie kein Selbstzweck, sondern regen die permanente Notwendigkeit zur Veränderung an.“ Sein radikaler Vorschlag für eine eher variable als statische Architektur ist eine zentrale Quelle für Koo Jeong As Interesse an Magneten als relationale Objekte. Price folgend, stellt sie mit ihren Werken die Frage, wie deren intrinsische Energie über das Potenzial verfügt, Bewegungsmuster zwischen Körpern und Architektur anzuregen.
Die Übertragung von Energie zwischen Körpern, Architektur und Städten, die den Werken Koo Jeong As implizit ist, ist auch mit einer weiteren Eigenschaftvon Magneten verbunden: ihrer Heilkraft. Magnet-Therapie existiert vermutlich seit mindestens 2000 Jahren. So wird angenommen, dass Volksheiler in Europa und Asien Magnete einsetzten, um Krankheiten aus dem Körper herauszuziehen und so zu heilen. Heute konzentriert sich diese Praxis häufig auf die bioenergetischen Felder des individuellen Menschen, die den Körper umgeben und durchdringen, auch bezeichnet als Lebensenergie, Chi oder Energiefluss. Während ihrer Recherchen stieß Koo Jeong A auf das Werk der Schweizer Forscherin Emma Kunz, die mit Heilpraktiken arbeitete, um die in Körpern enthaltene latente Kraft zu aktivieren. Sie beschreibt diese Prozesse in ihren Büchern, wie "Das Wunder schöpfender Offenbarung", das Koo Jeong A als Grundlage für ihr Denken rund um dieses Thema anführt. 1941 entdeckte Kunz die heilenden Eigenschaftender Würenloser Steine, die sie Heilgestein „AION A“ nannte. Aus ihnen stellte sie ein therapeutisches Mittel her, das man noch heute in Schweizer Apotheken kaufen kann.
Das Wort „Aion“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „ohne Begrenzung“– und es ist eben diese Vorstellung des nahtlosen Übergangs zwischen dem Physischen und dem Immateriellen, dem Makro- und dem Mikro-Bereich, dem Körperund dem Universum, der Koo Jeong A durch ihre Magnet-Kunstwerke auf poetische Weise nachspürt. Für die Künstlerin ist dieses Material eine Pforte zu„Realitäten, die jenseits der greifbaren … geo-räumlichen Systeme der kollektiven Intelligenz … unterschiedlichen atmosphärischen Spannungen … [und] … der vielfältigen sinnlichen Stille existieren“. In dem jeder Magnet in feine Spannungversetzt wird, erzeugen die Installationen von Koo Jeong A bei der Begegnung mit ihnen eine bestimmte Energie, die der Betrachter entschlüsseln und auflösen muss.
Koo Jeong A lebt und arbeitet überall. Ihre Arbeiten waren in zahlreichen Einzelausstellungen zu sehen, unter anderem Artsonje Center, Seoul (KO), Yuz Project Room at Yuz Museum, Shanghai(CH), ICA Art Night, Charing Cross Station, London (UK), Kunsthalle Dusseldorf(DE), Ile de Vassiviére, region Limousin (FR) und Dia:Beacon, Bridgehampton(US) mit der Publikation „Constellation Congress“. Arbeiten von Koo sind inzahlreichen Sammlungen weltweit vertreten, z. B. in der Guggenheim Collection,New York (US), in der LVMH Collection, Paris (FR), in der evn art collection, Vienna (AT), in der Astrup Fearnley Collection, Oslo (NO), im Museum of Modernand Contemporary Art, Seoul (KO). Im Jahr 2019 wird Koo an der Seotouchi Triennale (JA) teilnehmen und ein Outdoor Projekt vorstellen.