Zilberman Gallery–Berlin freut sich, Pedro Gómez-Egañas Einzelausstellung The Common Ancestor anzukündigen. Die Eröffnung findet am 26. April 2018 ab 18 Uhr statt, die Pressevorschau um 11 Uhr.
Pedro Gómez-Egañas Installationen, Videos und Performances greifen Diskurse über historische und moderne Technik auf und thematisieren deren Verhältnis zur Chronopolitik und zur Politik ‚hinter‘ der Geschichte der Erfindungen. Hierbei geht Gómez-Egaña etwa der Frage nach, wer aus welchen Gründen für eine Erfindung geehrt wird und welche Auswirkungen diese Erfindung für die Ausübung von Macht hat. Ein zentrales Element in Gómez-Egañas Arbeiten ist die Zeit; das Interesse an ihr lässt noch das frühere Schaffen des Künstlers als Komponist erahnen. Als Zeit-Fetischist (!) – so bezeichnete sich Gómez-Egaña einmal selbstironisch in einem Vortrag – ist er davon überzeugt, dass die Erkenntnis von Zeitlichkeit die unabdingbare Voraussetzung für die kulturelle, soziale und politische Erschließung der Welt ist.
In der Ausstellung The Common Ancestor zeigt die Zilberman Gallery Berlin Skulpturen, Installationen und Videoarbeiten, in denen sich der Künstler mit Themen wie dem Hegemonialstreben oder der kolonialen Umgestaltung der Geschichte auseinandersetzt. Die sich unermüdlich drehende Installation The Chariot of Greenwich (2013), eine Nachbildung des zweirädrigen Kompasswagens aus dem alten China, und die beiden Videos Report of the Chairman of the Committee on Standard Time, GH Wood, 1884 (2018) und Lecture delivered to the China Society on The Yellow Emperor’s South Pointing Chariot, by George Lanchester, 1947 (2018) etwa erzählen die Geschichte des altchinesischen Kompasswagens; sie schlagen eine Brücke aus dem Jahr 2600 v. Chr. ins London des 20. Jahrhunderts und zum Nullmeridian in Greenwich, dem so genannten Zentrum der Welt, und werfen die Frage auf, wer über den Nullpunkt der Zeit und über den Beginn des Seins entscheidet.
Pedro Gómez-Egañas Werk umfasst Skulpturen, Installationen, in die man eintauchen kann, phonographische Arbeiten und Filme, aber auch Medien wie Performance, Texte und Audioarbeiten. Im Zentrum seines künstlerischen Ansatzes steht der performative Aspekt der Plastik; dynamische, animierte Skulpturen werden in theatralischen Umgebungen präsentiert. Eine wesentliche Inspirationsquelle seines Schaffens ist die Technik und ihr Einfluss auf unser Erleben und Verstehen von Zeit. Seine jüngsten Arbeiten sind Nachbauten von historischen Dokumenten der Industrialisierung, die deren zugleich gespenstischen und verletzlichen Charakter herausarbeiten. Moderne und historische Überschneidungen zwischen Wissenschaft und Okkultismus aufgreifend erkundet Gómez-Egaña in seinen Werken das Verhältnis von Technik und Mystik sowie die emotionale und spirituelle Grundstimmung der digitalen Kultur.
Pedro Gómez-Egaña (1976, Kolumbien) lebt und arbeitet in Bergen (Norwegen) und Kopenhagen (Dänemark). Er studierte Performancekunst und Komposition am Goldsmiths College, University of London, und Bildende Kunst an der Bergen National Academy of Arts, Bergen und schloss seine Promotion im Norwegian Research Fellowship Program ab. Pedro Gómez-Egañas Werke wurden ausgestellt auf der 15. Istanbul Biennale (Istanbul, Türkei, 2017), der Contour Biennale (Mechelen, Belgien, 2017), dem Museo de Arte Moderno (Medellin, Kolumbien, 2017), der Kochi-Muziris Biennale (Kochi, Indien, 2016), Mana Contemporary (New Jersey, USA, 2015), Colomboscope Biennale (Colombo, Sri Lanka, 2015), Performa 13 (New York, USA, 2013), La Kunsthalle Mulhouse (Mulhouse, Frankreich, 2013), Marrakesch Biennale (Marrakesch, Marokko, 2009) und der Brüssel Biennale (Brüssel, Belgien, 2008). Seine jüngsten Einzelausstellungen fanden bei Entrée Bergen (Bergen, Norwegen, 2017), dem Hordaland Art Center (Bergen, Norwegen, 2015) und Casas Riegner Bogotá (Bogotá, Kolumbien, 2013) statt.
The Common Ancestor wird von einem Katalog begleitet mit einer Einleitung von Lotte Laub, einem Essay von Aaron Schuster und einem Interview von Natasha Ginwala. Die Pressevorschau findet am 26. April um 11 Uhr in der Zilberman Gallery-Berlin statt.