König Galerie freut sich, im Hauptraum der Galerie (St. Agnes I Nave) neue Bilder von Corinne Wasmuht zu zeigen. Insgesamt sind sechs Arbeiten zu sehen, die alle über den Zeitraum des letzten Jahres fertiggestellt wurden.Die Ausstellungsarchitektur greift in Form eines Durchgangsraumes eines der Hauptthemen Corinne Wasmuhts auf.
Die komplexen, vielschichtigen Bildwelten von Corinne Wasmuht entstehen während eines langsamen, akribisch genauen Malprozesses, der im übertragenen Sinne bereits am Computer beginnt. Aus einem Fundus zahlreicher, selbst erstellter Fotografien wählt Wasmuht einzelne Motive und Elemente aus und setzt sie so lange neu zusammen, bis die Grundlage für das spätere Bildmotiv entstanden ist. Nachdem das eigentliche Malen begonnen hat und die Künstlerin die Elemente sukzessive auf den Bildgrund (Holz oder Aluminium) überträgt, löst sich das Bild von seiner digitalen Vorlage und wächst in der Dynamik seiner Entstehung weiter.
Trotz der Komplexität und dem überbordenden, puzzleartigen Neben- und Übereinander einzelner teils kleinster Formen strahlen die Arbeiten einegroße Ruhe aus, wirken wie stille Einladungen zur Kontemplation. Zu sehen sind urbane, oft futuristisch anmutende Szenerien, die Assoziationen an Flughafenterminals, Fußgängerzonen und Museumshallen wecken, jedoch fragmentiert und überlagert sind, sich auflösen und verdichten. Architektonische Raumgefüge treffen auf Schemen von Vegetation und menschlichen Figuren, größere, monochrome Flächen werden von kleinteiligen, kristallinen Strukturen überlagert, die sich wie abstrakte und doch räumlich anmutende Aussparungen über große Teile des Bildes ziehen und an die Ästhetik des Digitalen denken lassen.
Neben Fragmentierung und Neuordnung ist auch die Wiederholung ein wichtiges Element der künstlerischen Technik Corinne Wasmuhts. Einzelne Motive finden sich teilweise auf mehreren Arbeiten wieder, deren jeweilige Entstehung oft mehrere Jahre auseinander liegt. So stellt beispielsweise die Arbeit mit dem Titel U1, die in der Ausstellung zu sehen ist, einen exakten Ausschnittdes Bildes Uqbar 1 aus dem Jahr 2011 dar. Durch die Fokussierung auf einen spezifischen Teil des Bildes ergibt sich im aktuell entstandenen Werk eine neue Narrative, welche sich ebenfalls aus der Struktur und Dynamik verändert ausgearbeiteter Details speist.
Durch den strukturgebenden Einsatz räumlicher Perspektiven und Fluchten vermitteln die Kompositionen eine unmittelbare Sogwirkung, derer sich der Betrachter kaum entziehen kann. Die Bilder scheinen lesbar, wie verpixelt,und das menschliche Gehirn versucht sofort, die sich verdichtenden und gleichzeitig klar voneinander abgegrenzten Formen in eine reale räumliche Situation zu übersetzen oder das Dargestellte zu identifizieren. Die Unmöglichkeit, das Bildgeschehen auf einen Blick zu erfassen, steigert die Intensität der Betrachtung noch weiter. Ähnlich eines großen Panoramagemäldes eröffnen die Arbeiten Wasmuhts einen sich nie erschöpfenden Kosmos einzelner Bildsegmente, die miteinander in Beziehung stehen und doch isoliert für sich den Bildraum dominieren.
Corinne Wasmuht, 1964 in Dortmund geboren, lebt und arbeitet in Berlin und Karlsruhe. Sie studierte Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Seit 2006 hält sie eine Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe inne. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, ihre Arbeiten waren in wichtigen Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit zusehen, unter anderem auf der Venedig Biennale, Venedig, Italien (2011); im Albright-Knox-Museum, Los Angeles, USA; im Städel Museum, Frankfurt/Main, Deutschland; im Kunstmuseum Stuttgart, Deutschland; und in der Kunsthalle zu Kiel, Deutschland.