Skulptur, Video, Fotografie, Sound und Licht, Performance, Installation, Bühnenbild, Musik- und Tanzproduktionen - die künstlerischen Ausdrucksformen von Alona Rodeh (geb. 1979 in Israel, lebt und arbeitet in Tel Aviv und Berlin) spiegeln das jetzige, offene Diskursfeld in der bildenden Kunst, welches sich nicht auf ein Medium oder einen Begriff beschränkt. Das Vokabular des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts scheint überholt, die grobe Kategorisierung als bildende Kunst beinahe anmaßend.
Die multimediale Installation "The Runner (Live)" ist eine Adaptierung der bestehenden, gleichnamigen Arbeit "The Runner" aus der Serie "Safe and Sound (Evolutions)", welche in Ausstellungen in Berlin und Tel Aviv sowie in Mailand gezeigt wurde. Für KOENIG2 entwickelt sich der Läufer/The Runner nochmals weiter und mutiert zu einem tönenden, Lichtblitze schießenden Enthusiasten. Auf der Stelle tretend in dem fast quadratischen Raum, von außen durch das große Schaufenster sichtbar, ist die Assoziation zum Wellness-Lauf-Wahnsinn von Fitnessstudios evident.
Inhaltlich bemüht Alona Rodeh die Geschichte des olympischen Goldmedaillengewinners Jesse Owens, des ersten Schwarzen, der 1936 in Berlin am Podest stand. Es ist eine Hommage an eine wörtliche und metaphorische Bewegungsfreiheit, die in Zeiten von propagierten Gefahren, massiven Einschnitten in die Privatsphäre, verschärften Grenzkontrollen und anhaltendem Rassismus unschätzbar wichtig ist.
Gleichzeitig haben ihre Arbeiten eine humorvolle Seite: eine plumpe MDF-Box bildet den Körper des Läufers, einzig Beine mit Füßen sind als Boxstumpen ausgearbeitet. Der Läufer als verhinderter "Running Man", einem Ikon, das unserem kollektiven Gedächtnis auch als Flüchtender bei Feuerbrünsten eingeschrieben ist. So führte eine Residency in einer Berliner Feuerwehrstation im vergangenen Jahr zum Titel ihres neuen Katalogs: "FIRE Safe and Sound".
In der konstanten materiellen und konzeptuellen Weiterentwicklung ihrer Arbeit, sind Sound und Licht essentielle Bestandteile. Alona Rodeh unterstützte ihre Skulpturen in der Vergangenheit durch Neonleuchtkästen: sie waren Material, Thema und dramaturgisches Beiwerk zugleich. Bei KOENIG2 kommt das Licht aus einem Wandfragment, mit welchem der Läufer verbunden ist und auf das er gleichzeitig aufläuft. Es ist hypnotisch und schrill und kommt in Entladungsstößen rhythmisch aus der Wand. Der Sound gibt den Takt des Lichtes und der Figur vor. Klänge zwischen Rock, Jazz und Techno lassen den Betrachter in eine Club-Atmosphäre eintauchen. (Davon-)Laufen, Tanzen, Performen: die formale geometrische Abstraktion der Installation entwickelt sich zu einem theatralen Ereignis.