Die König Galerie freut sich, Julian Rosefeldt‘s (geb. 1965) erste Einzelausstellung in der Galerie zu präsentieren. Im großen Ausstellungsraum von St. Agnes (Nave) wird die neue Videoinstallation mit dem Titel „In the Land of Drought“ gezeigt. Das Material für die Arbeit wurde in Marokko und dem Ruhrgebiet gedreht.
Als verdichtete Fassung von Rosefeldts filmischer Auseinandersetzung mit Joseph Haydns „Schöpfung“, wirft „In the Land of Drought“ (2015/2017) ein Schlaglicht auf das Verhältnis des Menschen zu der, durch seine Eingriffe veränderten, Umwelt. Die von atmosphärischen Klängen und einem pulsierenden Summen begleitete 43-Minuten lange Arbeit blickt aus einer imaginären Zukunft zurück auf das Post-Anthropozän: die Erde im Zeitalter nach ihrer Umgestaltung durch den Menschen. Eine Armee von Wissenschaftlern scheint mit einer archäologischen Untersuchung der Überreste der menschlichen Zivilisation beschäftigt, die ihre eigene Auslöschung herbeigeführt hat. Meditative Bilder – das gesamte Material wurde mit einer Drohnenkamera aufgenommen – zeigen eine trostlose Landschaft und Ruinen. Die Vogelperspektive der Drohne, die auch an Überwachung denken lässt, nimmt den menschlichen Betrachter aus dem Spiel und hält uns Zuschauer auf Abstand. Nach und nach treten immer mehr Gestalten in weißer Laborkleidung auf, die die Ruinen der Zivilisation inspizieren – in Wirklichkeit handelt es sich um verwaiste Filmsets in der Nähe des Atlasgebirges.
Im Verlauf des Films wird der Zuschauer in die ähnlich freudlose Landschaft des Ruhrgebiets, die mit den Hinterlassenschaften der Industrialisierung übersäht ist, versetzt. Dieselben ‚Wissenschaftler’ streifen zwischen Fördertürmen und Schachtanlagen durch die verlassene Bergbauregion und erreichen schließlich ein Amphitheater. Von der himmlischen Warte des Zuschauers aus gesehen gleicht das Amphitheater einem allsehenden Auge, das so den panoptischen Blickwinkel aus der Luft spiegelt. Ein Dialog entfaltet sich zwischen den beiden Perspektiven von Kontrolle: dem Auge auf der Erde und dem darüber schwebenden Drohnenauge. Während das gleichmäßige Summen sich rhythmisch steigert und einen Höhepunkt erreicht, versammeln sich die Gestalten, nur um sich wieder zu zerstreuen. Die an Zellteilung erinnernde pulsierende Bewegung der weißen Figuren deutet einen optimistischen Blick in die Zukunft einer aus den Fugen geratenen Welt an, die der Mensch einst mitgestaltet hat.
Arbeiten von Julian Rosefeldt sind in wichtigen öffentlichen Sammlungen vertreten, darunter das Museum of Modern Art, New York, die Nationalgalerie in Berlin, die Berlinische Galerie, die Sammlung Goetz und die Art Gallery of New South Wales in Sydney. Einzelausstellungen seiner Arbeiten waren zuletzt in der École des Beaux Arts de Paris (2017), der Nikolaj Kunsthal in Kopenhagen (2017), der Villa Stuck in München (2017), der Park Avenue Armory in New York (2016) und im Museum Hamburger Bahnhof in Berlin (2016) zu sehen. Gleichzeitig mit Rosefeldts Ausstellung in der König Galerie werden seine Filme im Rahmen der Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ in Wittenberg und in der Kunsthalle Helsinki gezeigt.