Eine der schwierigsten Aufgaben eines Romanciers ist es, den Leser mit den Gefühlen seiner Figuren verzaubern zu können. Dieses Phänomen hängt von zwei Faktoren ab: der Erzähltechnik und der Gestaltung der Informationen in dem Roman.
Ein Schriftsteller ist dazu verdammt, allein arbeiten zu müssen. Seine Berufung wird oft ignoriert und unterschätzt. Da Schriftsteller in den meisten Gesellschaften als Unkraut – unerwünschte Lebewesen innerhalb der Kultur – leben, wird deren Leistung nicht anerkannt und oft abgewertet. Aber in einem Roman, sei er nun kurz oder lang, verbergen sich hunderte, manchmal tausende Arbeitsstunden. Dazu gehören Vorarbeiten wie z.B. die Recherche wie auch Interviews mit Personen, die im Zusammenhang mit dem Thema stehen.
Diese Vorarbeiten münden schließlich in den Charakter der Figuren. Ihre Gefühle sollten so realistisch auf dem Papier wirken als wären die Figuren aus Fleisch und Blut. Denn die Figuren und ihre Gefühle wie Angst, Hass, Verzweiflung und Liebe machen den Wert eines Romans aus und können den Leser bewegen und begeistern. Die Aufgabe des Schriftstellers ist objektiv. Er versucht den Leser mit validen Elementen der Realität zu fangen.
Sind diese Elemente die Gefühle? Sicherlich. Jedoch ist deren Wirkung, bzw. der Umfang seiner Kraft, von der gewählten Erzählperspektive abhängig. Die Beschreibung von Gefühlen verändert sich, je nach dem, ob der Autor einen Ich-Erzähler (1. Person) oder einen allwissenden Erzähler (3. Person) gewählt hat. Der Ich-Erzähler ist nämlich auf die Gefühle der eigenen Person beschränkt, er kann nicht aus der Perspektive der anderen Figuren deren Gefühle beschreiben. Der Erzähler, 1. Person, hat gerade diese Begrenzung, als wäre er ein Autofahrer auf der Autobahn in der er nur auf einer bestimmten Spur in eine Richtung fahren müsste ohne in die nächste Ratsstätte für einen Kaffee ausfahren zu dürfen.
Allerdings kann ein vom Autor gewählter Ich-Erzähler die Beschreibung von dessen Emotionen so vertiefen, dass der Leser an dessen Innerem Anteil hat, ganz gleich, ob er die Figur mag oder ablehnt. Die barrierefreie Eigenschaften und Hindernissen der Erzähler-Figur sind auch eine Bereicherung um Gesichter der Gefühle ausdrücken zu können. Die Feder eines Schriftstellers zielt, Anhang des Umstands, in einer Richtung voller Kraft und Kreativität.
Die Wahl eines allwissenden Erzählers ist erzähltechnisch eine zweite Möglichkeit. Mit ihr weitet sich der Blickwinkel für den Leser, indem er alle Figuren der Geschichte und deren Gefühle in seiner Beschreibung gleichermaßen in den Fokus nimmt und über sie, ihre Handlungen und Hintergründe genauestens Bescheid weiß. Der allwissende Erzähler ist in der Lage, die Handlung mit Rückblicken und Vorausdeutungen anzureichern. Damit steigert er die Spannung für den Leser auf den möglichen Ausgang der Geschichte und lässt ihn teilhaben an allen Hoch-, Tief- und Wendepunkten der Handlung. Dadurch überzeugen Figuren mit ihrer Wahrhaftigkeit. In einem Prosatext sind beide Erzähltechniken möglich und erlangen mit Hilfe der sprachlichen Mittel des Autors ihre Qualität und Wirksamkeit.
Jedoch sind beide Erbzähltypen; Erzzählfigur (1. Person) und allwissender Erzähler (3. Person), eine künstliche Schöpfung und als solche sind Werkzeuge des Romanciers um unterhaltsame Romanen zu erschaffen.