Die Galerie Mario Mazzoli freut sich, die Ausstellung Empty Matters des italienischen Künstlers Michele Spanghero in ihren Räumen ankündigen zu können.
Spangheros künstlerische Arbeit lässt sich in ganz grundlegender Weise als eine Erkundung des Zustands der Leere erfassen. Zunächst tritt diese Leere in seinen Arbeiten in authentischer Form auf, indem der Künstler immer wieder mit dem Klangbild von Räumen arbeitet, die ihrer eigentlichen Bestimmung entledigt sind: So fungieren bei Ratio verwaiste Theater und Auditorien als Quelle des Klangs; bei 1:10.000 entspringt er dem Innern eines leeren Öltanks. Dem zur Seite stehen Arbeiten, bei denen die Leere ein vom Künstler geschaffener Moment ist: Hier gibt Spanghero zweckentfremdeten Objekten den Klang ihrer ursprünglichen Funktion zurück. So ist bei Stream das Geräusch fließenden Öls in Rohren zu hören, die für den Betrachter erkennbar leer sind. Indem sie einen scharfen Kontrast zur Leere des Objektes setzt, ist es paradoxerweise gerade die klangliche Illusion von der Lebendigkeit des Objektes, die seine Leblosigkeit in effektvoller Weise unterstreicht.
Eine klangliche Entsprechung findet der physische Zustand der Leere bei Spanghero folglich keineswegs in der Stille. Ganz im Gegenteil schafft gerade das Geräusch einen nicht zu ignorierenden und daher viel eindrücklicheren Verweis auf das, was nicht (mehr) da ist. Konsequenterweise steht daher auch nicht so sehr der Klang als solches im Mittelpunkt der Arbeit, sondern vielmehr die Leere, deren Resonanz er ist. Somit nähert sich Spanghero in seinen Arbeiten einem Klang der Leere an. Und indem er diesen Klang immer wieder in hermetisch abgeschlossenen Räumen einfängt und förmlich versiegelt, gibt er diesem Projekt auch visuell eine eigene Sprache. In diesem Sinne ist es auch zu verstehen, dass für den Künstler das physische Objekt seiner Werke mehr ist als nur der Träger des Klangs. Für Spanghero gibt der Klang des Objektes dessen Form einen direkten, weit über den ästhetischen Aspekt hinausgehenden Sinn.
Nicht selten erwächst aus den Arbeiten ein ganz besonderes Spannungsfeld. Die schiere Schwere und Massivität der leeren Objekte; hochglänzende, perfekt geformte und hergerichtete Materialien um einen hohlen Kern. Auf ganz direkte Weise spielen die Objekte so mit der Faszination und dem Respekt, den der Zustand der Leere auf eine konsum - und reizüberflutete Moderne ausübt. Und so sind die verschiedenen Werke Spangheros immer wieder als zugespitzte, kompressierte Materialisierungen der Leere zu verstehen; Objekte die dem Zustand der Leere ein greifbares Gewicht verleihen — eine förmlich spürbare Existenz.
Michele Spanghero, 1979 geboren, lebt und arbeitet in Gorizia. Spangheros Arbeiten wurden international in verschiedenen Museen und Galerien gezeigt, sowie auf einer Reihe von Festivals und Messen. Hervorzuheben sind unter anderem: Artericambi, Verona; Casabianca, Bologna; Fondazione Bevilacqua La Masa, Venedig; Villakabila Stichtingcentrum, Den Haag; Museo Revoltella, Triest; Galerie Mario Mazzoli, Berlin, Galleria Comunale d’Arte Contemporanea, Monfalcone; MoKS Residency, Moste; HAIP Digital Art Festival, Ljubljana; 404 International Festival of Electronic Art, Triest & Basel. Ausgewählte Konzerte: Neu New York/Wien; Institute of Improvised Music, Wien; Neon Campobase, Bologna; Galerientage, Graz; Plan B, Warschau. Seine Aufnahmen wurden auf verschiedenen Labels veröffentlicht, u.a. bei Palomar Records, Gruenrekorder und MiraLoop.
Text by Manuel Wischnewski.
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