Anlässlich seiner Wiedereröffnung lädt das mumok die Künstlerin Jongsuk Yoon ein, eine neue Wandgestaltung für das Museumsfoyer zu konzipieren. Nach den fotobasierten Installationen von Cindy Sherman, Louise Lawler und Jeff Wall war es zuletzt Siegfried Zaworka, der sich in seinem Wandbild mit den illusionistischen Potenzialen der Malerei auseinandersetzte. Auf die Herausforderung des monumentalen Formats antwortet Jongsuk Yoon nun mit schwebenden, gänzlich anti-monumentalen und anti-heroischen Landschaftsbildern. Die Prozessualität der Malerei und die Reduktion der eingesetzten Mittel bestimmen Yoons künstlerische Praxis, die sie in kritischer Auseinandersetzung mit den Paradigmen der westlichen Moderne und der ostasiatischen Tradition entwickelt – insbesondere mit Expressionismus, Abstraktem Expressionismus und koreanischer Sansuhwa („Malerei von Bergen und Wasser“). Diaphane Schichtungen von großflächig aufgetragenen und immer wieder weggewischten Farbformen, prozessualen Spuren und grafischen Chiffren verdichten sich zu panoramatischen „Seelenlandschaften“ (J. Yoon), in denen „innere“ und „äußere“ Perspektiven wechseln.

Der Titel Kumgangsan („Diamantenberg“) erinnert nicht nur daran, dass die koreanische Kultur- und Geistesgeschichte maßgeblich von der Beziehung zur größtenteils gebirgigen Natur geprägt ist, sondern besitzt zudem eine eminent politische Dimension. Kumgangsan ist die malerische Annäherung an eine Bergregion, die Yoon selbst nie betreten hat: Das heute auf nordkoreanischem Territorium an der Grenze zu Südkorea liegende Bergmassiv erinnert an die 1945 erfolgte willkürliche Teilung in Nord- und Südkorea und ist als solches Symbol eines ungelösten Konfliktes globaler Politik und dessen bis heute traumatisierende Folgen.

Jongsuk Yoon wurde 1965 in Onyang, Südkorea, geboren und lebt seit 1995 in Europa. Sie studierte an der Kunstakademie Münster, an der Kunstakademie Düsseldorf und am Chelsea College of Art in London. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen präsentiert, unter anderem in der Kestner Gesellschaft, Hannover, im Art Sonje Center, Seoul, Südkorea, im Nordischen Aquarellmuseum, Skärhamn, Schweden, im Museum Kurhaus Kleve und in der Kunsthalle Münster. Yoons Werke befinden sich in vielen öffentlichen Sammlungen, darunter im Museum Kunstpalast, Düsseldorf, der Sammlung Zabludowicz, London, im Sprengel Museum Hannover und in der Sammlung von Jorge und Darlene Perez, Miami.

(Kuratiert von Heike Eipeldauer)