Was hätte der Pharao Tutanchamun gesagt, als er 1922 von dem Archäologen Howard Carter entdeckt wurde? Die Künstlerin Sara Sallam befasst sich mit dieser Perspektive und hinterfragt das koloniale Erbe. Im Rahmen der Ausstellungsreihe Fotografie neu ordnen wurde Sara Sallam eingeladen, sich in die Sammlungsbereiche Fotografie und Antike des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) zu vertiefen und darauf basierend neue Arbeiten zu gestalten. Sallams forschungsbasierte Praxis umfasst Fotografie, Video, Text, Archivinterventionen und Künstlerinnenbücher. In ihren multimedialen Installationen und Publikationen entwickelt sie oftmals Gegen erzählungen zu historischen Narrativen aus kolonialem Kontext. In I prayed for the resin not to melt (2022) erzählt die Künstlerin beispielsweise eine alternative Geschichte von Tutanchamuns erster Begegnung mit der europäischen Wissenschaft der Archäologie. Der Pharao selbst beschreibt die Öffnung seines Sarges und das Auspacken seines mumifizierten Körpers, ein Bericht, der die gewaltsame Vorgehensweise der Archäologen entlarvt. So setzt die Künstlerin den vermeintlich objektiven Erkenntnissen der Wissenschaft eine subjektive Sichtweise entgegen und belebt die Ahnen ihrer Vergangenheit.

Sara Sallam (* 1991) ist eine multidisziplinäre Künstlerin, die in Ägypten aufwuchs und heute in den Niederlanden lebt. Sie studierte Mediendesign, Dokumentarfotografie und Film- und Fotowissenschaften in Kairo, Leiden und London. Sallams Arbeiten waren in zahlreichen internationalen Ausstellungen vertreten, zum Beispiel im Museum der Kunstgeschichte, Brüssel (2023), in der Magnum Foundation, New York (2022), im Museo Egizio, Turin (2022) und in der Sharjah Art Foundation (2021).

In der Ausstellungsreihe Fotografie neu ordnen werden Themen, Positionen, aber auch Leerstellen der Sammlung Fotografie und neue Medien am MK&G durch zeitgenössische künstlerische Interventionen kritisch hinterfragt. Langfristig arbeitet das Museum an einer Ergänzung der Sammlung mit Fotograf*innen mit migrantischer Herkunft.