Am 4. Juli 2025 wird die Sammlungspräsentation Inspiration SWANA im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) eröffnet – als Abschluss der Neugestaltung der außereuropäischen Sammlung des Museums. Die inhaltliche Neuausrichtung blickt kritisch auf das eigene koloniale Erbe und geht mit der Umbenennung der Sammlung Islamische Kunst in Sammlung SWANA einher. SWANA ist die Abkürzung für die Region Südwestasien und Nordafrika. Die neue geografische Beschreibung der Sammlung spiegelt einen Perspektivwechsel wider, der versucht, die Sammlung von eurozentrischen Zuweisungen als „islamisch“ oder „orientalisch“ zu befreien. Im Fokus stehen die Objekte und ihre Gestaltungstraditionen. Dafür werden fünf Räume umgestaltet und drei neue Themenbereiche hinzugefügt. Ziel ist es, die historische Sammlung dynamischer zu präsentieren und sie unter anderem mit Partner*innen aus der Region SWANA und ihrer Diaspora in Hamburg zeitgemäß neu auszurichten.

Themen Inspiration SWANA

Der Titel Inspiration SWANA steht in der Reihe der vorherigen Neupräsentationen Inspiration Japan (2023) und Inspiration China (2024). Die fünf Ausstellungsräume, die 2015 als Dauerausstellung Islam entstanden, werden überarbeitet und setzen die thematischen Schwerpunkte Vielfalt und Wechselwirkung, Erbe und Wandel, Glaube und Spiritualität, Poesie und Figuration sowie Form und Funktion. Fliesen, Keramikgefäße, Metallarbeiten, Glas, Textilien und Kalligrafien verdeutlichen Gestaltungstraditionen der ethnisch und religiös vielfältigen Region SWANA. Der Sammlungsschwerpunkt auf Gefäßkeramik zeigt, wie kunsthandwerkliche Traditionen über verschiedene Kulturen miteinander verflochten sind – sowohl innerhalb der Region als auch im Austausch mit Ostasien und Europa. Einzelne Positionen veranschaulichen die zeitliche Verbindung der Sammlung zu Antike und Gegenwart. Eine Provenienzspur verdeutlicht anhand ausgewählter Beispiele, wie eng der Aufbau der Sammlung mit der kolonialen Erschließung der SWANA-Region um 1900 verknüpft war.

Drei neue Themenbereiche eröffnen einen wandelbaren Begegnungs- und Verhandlungsraum für zeitgenössische Positionen, für Mehrstimmigkeit und eine aktive Auseinandersetzung mit Kunst, Kunsthandwerk und Design aus der SWANA-Region: Das Thema Geometrie untersucht geometrische Muster als dynamische Einheiten, die in regionalen Ausprägungen charakteristisch für das Kunsthandwerk aus SWANA sind. Besonders deutlich wird dies in der Gestaltung von Türen, Fenstern und Fliesen. Die arabische Schrift und ihre persischen und osmanischen Variationen verbindet die religiös, sprachlich, ethnisch, politisch und sozial vielfältigen Gesellschaften der SWANA-Region über nationale Grenzen hinweg. Gezeigt werden historische und zeitgenössische Kalligrafie und Schriftgestaltung. Der Themenbereich Remix lädt Kooperationspartner*innen in einem Open Call dazu ein, sich künstlerisch oder wissenschaftlich mit der Gestaltung aus der Region SWANA und ihrer Diaspora auseinanderzusetzen.

Im Zuge der Neuausrichtung und Öffnung der Sammlung wird seit September 2024 ein neues Veranstaltungsformat erprobt: „Majlis – Zusammen treffen im MK&G“ lädt jeden ersten Samstag im Monat Menschen, die sich mit der Region SWANA verbunden fühlen, dazu ein, sich über kulturelle, gestalterische und gesellschaftliche Themen auszutauschen und diese in Workshops zu bearbeiten.