Seit Mitte der 1970er Jahre entwickeln europáische und japanische Designerinnen Mode, die mit klassischen Vorstellungen von schóner Gestaltung bricht und Gesetze der Modeindustrie unterláuft. Das Museum fúr Kunst und Gewerbe Hamburg (MK8,G) prásentiert in der Ausstellung ,I.m possible. Alles ist erlaubt!* rund 20 Exponate von international bekannten Designerinnen wie Vivienne Westwood, Martin Margiela und Iris van Herpen, deren rebellischen Entwúrfe die Mode dekonstruieren und vielfáltige Móglichkeiten der Selbstdarstellung durch Kleidung eróffnen. Die Ausstellung wird wáhrend der Laufzeit regelmáfig durch wechselnde Arbeiten junger Modedesignerinnen bereichert.
Mit I.m possible prásentiert Bisrat Negassi ihre erste Ausstellung als neue Leiterin der Sammlung Mode und Textil am MK2G. Neben der Diversifizierung des Sammlungsbereichs sieht sie auch das Thema Nachhaltigkeit als eine ihrer Hauptaufgaben: ,,Mode ist nicht nur ein Stick Stoff oder Trend, sie ist die tágliche Geschichtsschreibung unseres Daseins. Sie bietet Schutz und Kraft, sie verleiht Identitát und bedeutet fúr jede * n noch so viel mehr. Die Direktheit der Mode, die Seelen berúhrt, Menschen bestárkt und Gesellschaften verándert, die interessiert mich”.
In der Mode beschreibt die Bezeichnung ,Dekonstruktivismus” keinen klar umrissenen Stil, sondern eine rebellische Entwurfshaltung, die mit Punk beginnt. Die britische Modedesignerin Vivienne Westwood (1941- 2022) setzt mit ihrem Outfit fúr die legendáre Punkband ,,Sex Pistols” 1976 erste Zeichen einer dekonstruierten Mode: Mit aufgenáhten Reifiverschlissen, Sicherheitsnadeln, zerrissener Second-Hand-Ware und als spiefibúrgerlich verachteten Stoffe - wie beispielsweise dem Schottenkaro - prágt sie das Erscheinungsbild einer Generation, die sich als radikal antikonform versteht.
Wenige Jahre spáter schockieren die japanischen Designer * innen Rei Kawakubo (* 1942) und Yohji Yamamoto (* 1943) die Pariser Modewelt mit schwarzen Kollektionen aus gewickelten Stoffen und Militárzitaten, mit denen sie sich dem androgynen Schlankheitsideal widersetzen. Kawakubo, Grúnderin des Modelabels Comme des garcgons, nennt ¡ihre Pariser Show 1982 programmatisch Destroy.
In der aufstrebenden Modeszene Antwerpens Mitte der 1980er Jahre sind es Martin Margiela (* 1957), Walter Van Beirendonck (* 1957) und Ann Demeulemeester (* 1959), die aus diesen Vorbildern neue Impulse gewinnen. Wáhrend Margielas frúhe Collagen aus wild zusammengenáhten Stoffresten dem Punk verpflichtet sind und Van Beirendoncks pop-folkloristische Buntheit ein Spiel mit dem schlechten Geschmack ist, entwickelt Demeulemeester die japanische Tradition schwarzer Húllen fort, die nichts mehr úber die Kórperform verraten.
Mit Phantasiekostiimen der niederlándischen Designerin Iris van Herpen (* 1984), Marina Hoermanseder (* 1986) und Flora Mirandas (* 1990) Neuvermessung des Kórpers durch Kleidung tritt eine neue Generation auf, die Dekonstruktion wieder mit Eleganz verbindet.
Welchen Einfluss hat der Geist des Dekonstruktivismus auf kommende Generationen? Alle sechs Monate werden junge Modedesigner * innen eingeladen, Teil der Ausstellung zu werden und so ihre zeitgenóssischen Interpretationen vorzustellen.