Der Lange Gang gehört zu den bedeutendsten Zeugnissen der Renaissance-Architektur in Sachsen. Kurfürst Christian I. ließ die etwa 100 Meter lange Galerie 1588/90 vom Architekten Paul Buchner in Zusammenarbeit mit dem Hofkünstler Giovanni Maria Nosseni erbauen, um das Residenzschloss mit dem neuerrichteten Stallgebäude (dem heutigen Johanneum) zu verbinden.

Zunächst diente der Gang als Ahnengalerie der Wettiner und wurde 1589 bis 1592 mit einer entsprechenden Bildausstattung des Hofmalers Heinrich Göding und seiner Werkstatt versehen. 1733 wurden große Teile der Feuerwaffensammlung der Rüstkammer in den Langen Gang überführt. Die Idee stammte wohl noch von August dem Starken, doch es war sein Sohn und Nachfolger August III., der das Projekt nach dessen Tod realisierte. Schon damals und bis heute ist die Sammlung von Gewehren und Pistolen eine der bedeutendsten fürstlichen Feuerwaffensammlungen Europas.

"Das königliche Leibgewehr auf der Stallgalerie“ präsentierte Gewehre und Pistolen nach Typus und geographischer Herkunft geordnet. Die Waffen wurden in 18 Schränken in jeder zweiten Bogennische verwahrt und zur Schau gestellt. Sie bildeten einerseits eine repräsentative Sammlung, dienten zugleich aber auch dem Gebrauch. König und Hof verwendeten die etwa 1800 Feuerwaffen regelmäßig für die Jagd und für das sportliche Scheibenschießen. Im Laufe der folgenden zwei Jahrhunderte kamen noch hunderte Feuerwaffen und auch Jagdutensilien sowie Armbruste hinzu.

Beim Bombenangriff 1945 wurden der Bau und die Wandmalereien schwer beschädigt, die Feuerwaffen waren hingegen rechtzeitig ausgelagert worden. Sie wurden nach dem Krieg in die Sowjetunion überführt und 1958/1959 fast vollständig zurückgegeben.

Mit der Wiederherstellung des historischen Raumes und der Kassettendecke kehrt nun eine repräsentative Auswahl von ca. 500 der prachtvollsten Feuerwaffen des 16., 17. und 18. Jahrhunderts aus dem Besitz der sächsischen Kurfürsten in den Langen Gang des Residenzschlosses zurück. Gewehre und Pistolen aus ganz Europa werden in Vitrinen, nach Vorbild der historischen Holzschränke, in chronologisch-geographischer Folge ausgestellt. Eine Anmutung der dichten Aufstellung des „Königlichen Leibgewehrs“ wird im hinteren Teil des Ganges präsentiert, ergänzt durch Ahnenporträts, Turnierbilder und Geweihe, teils aus dem originalen Bestand des Langen Ganges.

Infolge der naturwissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Phänomen Luftdruck wurden im 17. Jahrhundert unterschiedliche mechanische Druckluftsysteme für Schusswaffen entwickelt. Dabei wurde mittels einer Pumpe in einem mit Ventil verschlossenen Luftbehälter Überdruck erzeugt; dieser diente dann als Treibmittel für das Projektil. Zu den Vorteilen solcher Waffen gehörten ihre Geräuschlosigkeit und Mehrschüssigkeit. Der hier gezeigte Schlossmechanismus basiert auf einer wohl in Polen realisierte Sonderanfertigung des frühen 18. Jahrhunderts.

Die Entwicklung mehrschüssiger Feuerwaffen gehörte zu den großen Herausforderungen der frühen Büchsenmacherkunst. Gegen Ende des 17. Jahrhundert produzierte der Florentiner Hofbüchsenmacher Michele Lorenzoni Repetiergewehre, die 30 Schüsse abfeuern konnten. Im nach ihm benannten System waren die Vorgänge zum Laden, Einbringen der Treib- und Zündladung, Spannen des Hahns und Schließen der Batterie völlig automatisiert. Nachteil dieses Modells war allerdings die relativ hohe Explosionsgefahr.

Eine frühe Form einer mechanischen Zündvorrichtung von Feuerwaffen ist das Luntenschloss. Es wurde schon im 15. Jahrhundert entwickelt und hielt sich im militärischen Bereich bis in das frühe 18. Jahrhundert. Durch eine glimmende Lunte wurde das Pulver durch einen Abzugsmechanismus in der Pfanne gezündet, so dass durch das Zündloch die eigentliche Treibladung im Lauf zur Explosion gebracht wurde.

Das Radschloss wurde kurz nach 1500 entwickelt, wahrscheinlich in Süddeutschland (Nürnberg oder Augsburg) oder in Oberitalien. Um 1500 entstanden Leonardo da Vincis Zeichnungen (Codex Atlanticus), die einen ähnlichen Radschlossmechanismus zeigen. Beim Radschloss entstehen Funken durch Reibung eines Pyrits (Schwefelkies/ FeS2/ „Katzengold“) auf der geriefelten Stirnfläche eines sich drehenden Rades, dieses zündet Pulver in der Pfanne und löst in der Laufkammer den Schuss aus.

In Frankreich um 1600-1610 wurde ein Schlosstyp entwickelt, der sich die nächsten 200 Jahre als Zündmechanismus für Handfeuerwaffen behauptete. Hierbei schlägt ein in den Hahn eingespannter Feuerstein auf eine stählerne Schlagfläche, die von dem Pfannendeckel abgedeckte Pfanne wird gleichzeitig geöffnet und der Funke entzündet das in ihr befindliche Pulver (Zündkraut).

Eine abgewandelte, wohl unabhängig vom (französischen) Steinschloss in Spanien entstandene Form eines Schlosstypes, bei dem der Zündfunke durch das Aufschlagen eines Feuersteines auf einen Schlagstahl entsteht, ist das Miquelet- oder spanische Schnappschloss.

An den Höfen der frühen Neuzeit wurden verstärkt Schießwettbewerbe durchgeführt, die nach und nach das Turnierwesen als den höfischen „Sport“ verdrängten. Es wurde mit Armbrusten auf Scheiben oder Holzvögel (Adler) geschossen, vermehrt dann mit Scheibenbüchsen auf Zielscheiben. Feste Reglements beinhalteten u.a. die verschiedenen Preiskategorien. Am Dresdner Hof fanden im 18. Jahrhundert. Preisschießen z.B. zum Tag des Weißen Adlerordens (3. August) statt. Eine Besonderheit waren nächtliche Schießen: bei einem Treffer wurde eine Feuerwerksrakete gezündet.