Im Zuge der Chinamode war Europa besessen von Porzellan. August der Starke kannte als einziger das Geheimnis seiner Herstellung. 1710 gründete er die erste europäische Porzellanmanufaktur in Meißen und machte das exotische Material zu seinem Alleinstellungsmerkmal. Gierig nach dessen Schönheit, sammelte er tausende Stücke – die wenigsten davon waren praktische Alltagsgegenstände in unserem heutigen Sinne. So zeigt die Dresdner Porzellansammlung neben feinstem Tafelgeschirr edle Vasen, Figuren und auch lebensgroße Plastiken, für die die Tiere des sächsischen Königs einst Modell standen.
Peter Marino hat die Ausstellungsräume für die schönsten und bedeutendsten der 20.000 erhaltenen Stücke im Dresdner Zwinger neu konzipiert. Der New Yorker Architekt, der bis dato vor allem Privathäuser und Flagship-Stores großer Modefirmen eingerichtet hatte, betont mit seinem Stil den Luxuscharakter der Porzellane, mal einzeln präsentiert, mal als Gruppe arrangiert. Größenteils frei im Raum aufgestellt, kommen die Besucherinnen und Besucher dem Porzellan so nahe, wie es keine Vitrine ermöglicht.
Vor Ledertapeten, Spiegelflächen oder seidenbezogenen Wänden eröffnet jedes Arrangement eine eigene Welt und so stehen unter exotisch anmutenden Pavillons Löwen und kämpfende Hunde aus Meissener Porzellan neben Pfauen, Papageien und einer Affenfamilie. Es ging Peter Marino vor allem darum, den Besuchern eine emotionale Vorstellung der barocken Opulenz zu vermitteln, ohne die einst unter August dem Starken geplante Sammlungspräsentation zu rekonstruieren.
Heute beeindruckt die Porzellansammlung als schönste und größte ihrer Art in ganz Europa – und das bei einem wunderbaren Ausblick in den einzigartigen Innenhof des Dresdner Zwinger.