Als die junge Fotografin Kristin Leske vor wenigen Tagen den isländischen Pavillon auf der größten Buchmesse der Welt in Frankfurt/Main betritt, ist es sofort da. Das vertraute Gefühl des Geheimnisvollen und Zauberhaften, dass bislang nur die großartige Natur Islands in ihr auslösen konnte. Inmitten der stimmungsvollen Installation, Island ist das diesjährige Gastland, befindet sich eine eindrucksvolle Sammlung von Büchern über Island. Lyrik, Belletristik, Fotografie. Und da liegt er schon, ihr eigener Bildband. Zwischen all den großen Islandfotografen wie Ragnar Axelsson, Páll Stefánsson, Patrick Desgraupes oder Marco Paoluzzo. Ein Anblick, der sich ihr für immer einprägen wird. Andächtig nehmen ihn andere Besucher in die Hand und blättern mit wachsender Begeisterung. Islands Landschaften sind Dramatik pur.
Die geballte Urkraft der Erde ist hier zu spüren, wie an keinem anderen Ort der Welt. Hier ist die Natur nicht lieblich und zart sondern rau und kraftvoll. Sie schmeichelt nicht, sondern will erobert werden. Mit viel Gespür für Motiv und Stimmung gelingt es Kristin diesen besonderen Zauber einzufangen. Ungewöhnliche Perspektiven und mutige wie abwechslungsreiche Detailaufnahmen ziehen den Betrachter an. Ihre Bilder brauchen kein fototechnisches Tuning. Frisch, modern und ausdrucksstark spiegeln ihre Fotos die Seele des Landes wieder. Das scheint ihr überzeugend gelungen zu sein, wie viele bestätigen. Auf der Buchmesse wird ihr ein Isländer versichern, dass er beim Anblick ihrer Bilder zu Tränen gerührt war. Ein schöneres Kompliment kann man nicht bekommen.
Wie jede Geschichte, hat auch die Erfolgsgeschichte ihres Bildbands einen Anfang. Vielleicht war es dieser eine besondere Moment mit dem alles begann. Der Moment als sie im nassen Gras zu Fuße des Vatnajökull lag, über sich die vom heftigen Wind getriebenen regenschweren Wolken, unter sich den kalten erdbebengeplagten Boden, den es im Schnitt fast dreimal täglich schüttelt.
Ja, hier muss es gewesen sein, als das Glück in ihren Augen verrät, dass sie ihr Herz an diese Insel am Rande des Polarkreises verloren hat – Island. In dem Moment, als ihre Füße zum ersten Mal isländischen Boden berühren ist es um die junge Fotografin Kristin Leske geschehen. Irgendetwas hat dieses Land in ihr ausgelöst. Was als gewöhnliche Urlaubsreise gedacht war, wird Ausgangspunkt des größten Projekts ihres Lebens. Damals, als Studentin der ehrwürdigen Hochschule für Fotodesign in München, fällt die Entscheidung, einen Bildband mit Landschaftsaufnahmen aus Island als Abschlussarbeit einzureichen, die Entscheidung, die alles verändert. Die meisten Professoren an der renommierten Fakultät raten ab. Landschaftsfotografie ist dort wenig populär und gehöre nicht zum künstlerischen Ausdrucksrepertoire eines Fotografen. Sie sollten sich irren.
Schnell wird klar, dass ein Reiseveranstalter aus Kostengründen nicht in Frage kommt und sie auf eigene Faust mit dem Auto durch Island reisen muss. Ihre Eltern sind skeptisch. Doch es ist als wäre eine unaufhaltsame Lawine ins Rollen gekommen. Sie will dahin, wo die großen Fotografen die Seele Islands gefunden haben,. Eine bessere Kamera wird gekauft, ein Zelt, ein Generator, um vom Strom unabhängig zu sein. Ein Wohnmobil wäre nicht schlecht oder zumindest ein Allradfahrzeug, aber dafür fehlt das Geld. Naja, zur Not geht es mit dem eigenen Auto, auch wenn der Kofferraum nicht mehr aufgeht. Kristin bucht die Fähre von Dänemark nach Island im Mai. Da ist die Überfahrt günstiger und kürzer, da der zweitägige Stopp auf den Färöer-Inseln wegfällt. Da es ihr wirklich ernst mit diesem Projekt zu sein scheint, legt sich die anfängliche Skepsis ihrer Eltern. Jedenfalls spätestens in dem Moment, als sie von ihrem Vater den Schlüssel seines VW Touran in die Hand gedrückt bekommt. Heimlich umgebaut und innen mit einer Zwischendecke aus Holz versehen, gewissermaßen ein rollendes Reisebett - unten die Fotoausrüstung, oben Kristin.
Am zehnten Mai 2008 liegen 1200 Kilometer Non-Stopp-Fahrt vom kleinen Oberasbach in Deutschland nach Hanstholm in Dänemark hinter ihr. Sie ist endgültig unterwegs zu ihrem Traumland. Auf der Überfahrt ist noch ein kleines Missverständnis zu klären. Irgendwie muss Kristin für die skandinavischen Betreiber der Fähre ein Männername sein. Warum sonst sollte sie mit acht Männern eine 9-Mann-Kabine teilen? Doch all das ist nebensächlich und drei Tage später kündigt sich das Ziel ihrer Reise an - auf spektakuläre Weise still und von zähen und dichten Nebelschwaden verhüllt. Hier in Seyðisfjörður, dem unscheinbaren Zielort der einzigen Autofähre im Osten der Insel, beginnt es. Zwölf Wochen lang wird die damals erst 27jährige allein Island bereisen und ihren Traum erfüllen. Sie fährt zunächst auf der Ringstraße, umrundet das Eiland fast fünf Mal und macht ab und zu Abstecher in das unwegsame Hochland. Mit dem eigenen Auto, Bussen und Kleinflugzeug. Und fast immer allein. In zwölf Wochen erlebt sie manches. Sie trifft Menschen, die zu Freunden werden, bleibt mit dem Touran im Hochland stecken, abgeschnitten von jeder Kommunikation, sie vermisst Familie und Freunde, erlebt ihre ersten größeren Erdbeben. Und dennoch - wenn sie gegen vier Uhr morgens mit Handschuhen und Schal im Schlafsack liegt und nur noch die Nasenspitze herausragt, ist sie immer wieder überwältigt von den Eindrücken des Tages. Im September kommen die ersten Nordlichter. Sie möchte am liebsten Löcher in das Zeltdach schneiden, um den Himmel sehen zu können. Aber das lässt man in Island lieber bleiben.
Zurück in Deutschland. Texte und Layout entstehen in Eigenregie. Im November 2008 strömen Menschen durch die gemeinschaftliche Präsentation der Abschlussarbeiten im Neuen Forum des Deutschen Museums München und werden von Kristins Stand magnetisch angezogen. Manche gehen weiter, die meisten jedoch bleiben staunend und augenreibend stehen, angezogen von der betörenden Magie ihrer Fotos. Einige sitzen über 5 Stunden wie hypnotisiert vor dem aus 22000 Einzelaufnahmen der Fotografin zusammengesetzten Film Jökulsárlón über die gleichnamige Lagune am zweitgrößten Gletscher Europas. Bemerkenswert für einen Film mit knapp 10 Minuten Laufzeit. Das ist der Zauber Islands. Aber nicht jedem gelingt es wie Kristin diesen Zauber einzufangen. Die Resonanz in München ist riesig – das Budget leider nicht. Nachdem ihre Webseite online gegangen ist, passiert zum ersten Mal etwas Unglaubliches. Einer ihrer Vorbilder und Regisseur eindrucksvoller Islandfilme kontaktiert sie und lobt ihre ausdrucksstarke Arbeit. Damit ist allen Beteiligten klar, dass es irgendwie weiter gehen muss. Ein paar mehr Exemplare des Bildbands wären schön. Fünfzig, vielleicht hundert. Monatelang sucht sie in Deutschland nach Druckereien. Umsonst. Für den großformatigen Bildband ist das Auftragsvolumen zu gering. Dann ein Lichtblick als sich eine chinesische Druckerei zur Produktion bereit erklärt. Ein Kredit wird aufgenommen und ein eigener Verlag gegründet. Der erste Proof ist ernüchternd. Farbstiche, miserable Bindung und Druckfehler.
Zu diesem Zeitpunkt existiert nur ein einziges Exemplar ihres Bildbands. Sie entschließt sich, diesen nach China zu schicken, zum Vergleich. Danach hört sie nie wieder von der Druckerei. Kristin gibt nicht auf. Mit einem neuen Musterexemplar besucht sie die Buchmessen in Frankfurt und Leipzig, führt als Bittstellerin Gespräche mit etablierten Verlagen und Druckereien. Vergeblich. Aus der anfänglichen Enttäuschung wächst jedoch große Kraft. Jetzt erst recht! Sie kontaktiert eine der besten Druckereien Italiens, der Umfang der geplanten Auflage steigt, aber sie lässt sich gerade so finanzieren. Im Sommer 2010 ist sie gemeinsam mit ihrem Mann auf dem Weg nach Italien zur Druckabnahme. Vor Aufregung kann sie nächtelang vorher nicht schlafen. Der Moment, als die ersten Druckbögen ihres Buches vor ihr liegen, ist einer der emotionalsten ihres Lebens. Zurück zur Buchmesse. Ihr kleiner Stand zieht Dank der großformatigen Bilder auch hier die Menschen an. Diesmal verhandelt sie mit den Verlagen auf Augenhöhe und rennt offene Türen ein. Einer der größten isländischen Verlage hat Interesse angemeldet. Pressevertreter kommen vorbei, sie gibt Radiointerviews und kann das alles gar nicht fassen. Die meisten sind sich einig, dass die Fotografin ein kleines Wunder geschafft hat. Dank der großartigen Publicity ist sie zurzeit auf der Suche nach Verlagen für eine englischsprachige Ausgabe des Bildbands. Jetzt ist alles möglich.
Über den Bildband „Iceland“ der Fotografin Kristin Leske
Verlag Kristin Leske – Skua Publishing
Die vom tosenden Nordmeer umschlossene Insel ist Schauplatz des ewigen Kampfes der Elemente und Naturgewalten. Feuer und Eis, Wasser und Wind prägen das jüngste Land Europas, das sich mitten in der Entstehung befindet. Geboren aus Feuer und geformt durch die ungebändigten Kräfte der Natur offenbart sich dem Betrachter die faszinierende und charakterstarke Landschaft Islands - ungezähmt und rau aber unbeschreiblich schön. Diese facettenreiche und wilde Natur Islands hat die Fotografin Kristin Leske in einer 12.000 km langen Fotoexpedition eingefangen und in einer fotografischen Liebeserklärung in ihrem im Eigenverlag produzierten Bildband "Iceland" veröffentlicht. Der Bildband präsentiert sich hochwertig im Schmuckschuber - ein echter Hingucker und das nicht nur im Bücherregal. Auf 280 großformatigen Seiten gibt es Island pur. Bei der Produktion des exklusiven und auf nur 500 Exemplare limitierten Edel-Bildbands hat die Fotografin keine Kompromisse gemacht. Gute Fotos verlangen auch eine handwerklich perfekte Verarbeitung - und diesem Anspruch wird das Werk gerecht. Bestes »Garda matt« Papier aus italienischer Produktion, eingefasst in schwarz-schimmerndes Chromoleinen in Kombination mit perfektem Offset-Druck lässt keine Wünsche mehr offen. Im Innern begeistern 230 faszinierende Landschaftsmotive gefolgt von 14 Indexseiten mit informativen Erläuterungen zu den einzelnen Motiven. Als kleine Reiseanregung sind die Entstehungsorte der Fotogafien auf einer detailreichen Islandkarte markiert.
Über den Autor Kristin Leske, geb. Oemus, 1981 in Altenburg geboren, studierte von 2004 bis 2008 Fotodesign an der Hochschule München und war als freie Bildjournalistin tätig. Zur Zeit arbeitet sie freiberuflich als Werbe- und Produktfotografin in Nürnberg und Darmstadt. Für den Bildband gründete sie im Jahre 2008 eigens den Verlag Kristin Leske – Skua Publishing.