Francesco Petrarca (1304–1374) weltberühmter Dichter, Gelehrter und Humanist, Guido von Arezzo, bekannter Musiker um 1000 nach Chr. und Entwickler der modernen Notenschrift und Giorgio Vasari (1511–1574), Maler, Bildhauer und Architekt: Sie alle stammen aus Arezzo, einer Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern in der Toskana, nordöstlich von Siena. Sie ist Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und viertgrößte Stadt der Toskana (nach Florenz, Livorno und Prato).
Mit vielen mittelalterlichen Palästen, Patrizierhäusern und wunderschönen Kirchen ist Arezzo ein einmaliges Zentrum von Architektur und Kultur, das jedes Jahr viele Touristen anzieht. Toskana muss schließlich nicht immer nur Florenz, Siena und „Chiantishire“ bedeuten! In Arezzo ist der Besucher bequem zu Fuß unterwegs, vermeidet das Verkehrschaos und kann Florenz in nur einer Stunde mit dem Zug erreichen.
Die Stadt ist etruskischen Ursprungs, liegt an der antiken Via Cassia und bietet Kunst-und Geschichtsliebhabern eine Vielzahl an Besichtigungsmöglichkeiten. Seit dem 4.Jahrhundert nach Chr. war Arezzo Bischofssitz und in langobardischer und karolingischer Zeit dann Grafensitz. Die Stadt galt als ghibellinisch und somit als kaisertreu. Neben Pisa hielt sie als einzige Kommune der Toskana auch im frühen 14. Jahrhundert daran fest. Die Kommune fiel dann aber bald darauf an Florenz. Es kam zu Aufständen, doch blieb sie, von einigen Episoden abgesehen, unter florentinischer Herrschaft. Unter den Medici verfiel die Stadt, deren Blütezeit im 13. Jahrhundert schon längst überholt war. Schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde eine Universität gegründet, deren Schwerpunkt das Studium der Jurisprudenz und der Medizin war. Im 14. Jahrhundert musste die Universität jedoch schließen. Heute befindet sich in Arezzo die Philosophische Fakultät der Universität Siena.
Das Kunsthandwerk machte Arezzo reich, vor allem die berühmten „Aretiner Vasen“ und die alte Tradition der Schmuckherstellung und Goldbearbeitung. Weit über die Grenzen der Region hinaus ist Arezzo für seine Schmuckindustrie berühmt.
Spätestens 1997 wurde Arezzo auch zur Filmstadt. Auf der Piazza Grande und dem Corso Italia wurden einige Szenen aus Roberto Benignis preisgekröntem Film „Das Leben ist schön“ („La Vita è bella“) gedreht und machte Arezzo dadurch weltweit bekannt.
Wer sich selbst vom Reiz der Stadt überzeugen möchte, sollte die Stadt am besten im Frühling, Frühsommer oder Herbst besuchen, da sind die Temperaturen am angenehmsten und man kann sich zu Fuß vom mittelalterlichen Charme der Innenstadt verzaubern lassen. Wem es gelingt am ersten Samstag oder Sonntag jeden Monats in der Stadt zu sein, kann sich über den Antiquitätenmarkt freuen, der regelmäßig im Zentrum organisiert wird und Besucher und Kunstexperten aus ganz Italien anlockt. Vielleicht erblickt man unter der riesigen Auswahl an Altem und nicht ganz so Altem noch ein echtes Kunstwerk?
Text von Ute Hirschegger