Eine Einladung zum Kaffee, Mittagessen oder gar Dinner ist aus der Mode. In Italien trifft man sich in den letzten Jahren nicht nur, aber sehr oft, zum abendlichen „Aperitivo“.
In den Metropolen, aber auch in vielen kleineren Städten, organisieren immer mehr Bars, Restaurants und auch Hotels zwischen 19-21 Uhr eine Happy Hour der Sonderklasse: zu einem Fixpreis, der je nach Lokal bei 5-10 Euro liegt, bekommen die Gäste ein Büffet mit Fingerfood und meist auch lokalen Leckereien serviert. So kann der Gast in der Toskana beispielsweise verschiedene „crostini“, geröstete Brotscheiben mit diversen Aufstrichen, oder mit Tomaten und Prosciutto belegt, kalten Dinkelensalat mit Gemüse, Oliven, aber auch kleine Pizzen und regionale Käsesorten zu einem Glas Chianti genießen.
Im Veneto hingegen bestellt man in bauchigen Gläsern gerne einen “Spritz mit Aperol”, eine Mischung aus Weisswein, Mineralwasser, Aperol und einem Stück Zitronenschale. Ebenso oft getrunken wird der “Bellini”, der berühmten Longdrink gemixt mit Sekt und weissem Pfirsichmus. Dazu genießt man einige “Cicchetti”, Tapas ähnliche Kleinigkeiten, wie etwa Fischspiesschen, Fleischbällchen oder belegte Brötchen.
Meist ist das Angebot beim Aperitiv so üppig, dass ein anschließendes Abendessen nicht mehr nötig ist; ein Vorteil, der in Zeiten der Finanzkrise nicht unwichtig erscheint und sicher auch ein Grund für die große Beliebtheit dieser italienischen Mode ist. Der geringe Preis garantiert eine große Besucherzahl und auch junge Menschen und Touristen haben so die Möglichkeit auszugehen.
Der italienische „aperitivo“ beschränkt sich aber sicher nicht nur auf den kulinarischen Genuss! Die Lokale werden am frühen Abend zu Zentren des „Sehen-und Gesehenwerdens“. Zum Aperitiv gehören auch schicke Kleidung, interessierte Blicke zwischen den Anwesenden, ein gegenseitiges Kennenlernen, das durch den häufigen Gang zum Buffet erleichert wird. Sich zum Aperitiv zu verabreden bedeutet für Männer meist, Frauen kennenlernen zu wollen und für Frauen, über die anwesenden Männer zu lästern und natürlich zu hoffen, von einem unter ihnen angesprochen zu werden.
Erfüllen sich die Erwartungen nicht, so kann man seine Suche ja spätestens nach 21 Uhr in einer Pizzeria oder einem Restaurant fortsetzen. Man diskutiert dann mit Freunden, welches Lokal am besten für den nächsten „aperitivo“ ausprobiert werden sollte und der ist…garantiert schon „morgen!“
Text von Ute Hirschegger