In über zwei Jahrzehnten schuf Anri Sala (*1974, Tirana) ein erstaunliches Werk aus Filmen und Installationen, in denen er mit Klängen, Musik und bewegten Bildern Themen aus heutiger und vergangener Zeit behandelt. In der sich hier im Mudam über zwei Etagen erstreckenden Ausstellung sind bedeutende Installationen, Filme und Zeichnungen Salas aus den vergangenen fünf Jahren zu sehen. Ihr Titel, Le Temps coudé, leitet sich ab vom französischen Ausdruck „faire un coude“ und bezieht sich auf die Wendungen und Biegungen in unserer Erfahrung dessen, was wir sehen, hören und wissen.
Klänge und Musik bedeuten für Salas Werke weit mehr als reine Begleitung, spielen sie doch stets eine Schlüsselrolle, die es dem Künstler erlaubt, die Gegenwärtigkeit des Augenblicks zu enthüllen und ihn zu öffnen. So ruft Sala in seinen immersiven und sinnlich zu erfahrenden Installationen mithilfe einer großen Vielfalt von musikalischen Stilen, die von der Klassik über den Free Jazz zur Pop und Neuen Musik reicht, unterschiedliche Vorstellungen kollektiven, historischen und kulturellen Erinnerns hervor.
Sein besonderes Interesse für ihre Erfahrbarkeit findet sich auch in den von Sala selbst inszenierten Präsentationen seiner Arbeiten wieder. Jede Ausstellung ist einzigartig in ihrer Anlage und wird, um Sala zu zitieren, als ein „Kontinuum der Gegenwärtigkeiten und des Fließens“ konzipiert, als ein „Ort von Verknüpfung und Wechselbeziehung“, an dem die Anwesenheit des Betrachters zu einem aktiven Element wird.