Unter den Kunstströmungen der 1950er- und 1960er-Jahre wurde der Op Art bislang die geringste Aufmerksamkeit zuteil. Häufig hat man sie als zu spektakulär und oberflächlich deklassiert. Zu Unrecht, denn diese Kunst schärft das Bewusstsein für die Ambivalenz der Erscheinungen und verdeutlicht die Unmöglichkeit, „die Wirklichkeit“ zu erfassen. Unter dem Titel Vertigo präsentiert das mumok ein Vexierspiel der Sinne, das von Tafelbildern, Reliefs und Objekten über installative Arbeiten und Erfahrungsräume bis hin zu Film und computergenerierter Kunst ein breites Spektrum umfasst.
Werke der Op Art richten sich keineswegs nur an den Sehsinn. Mit ihren heftigen Effekten und optischen Täuschungen vermitteln sie Erfahrungen, die zu einer sensorischen Überforderung führen. Diese affizieren schließlich den gesamten Körper. Mit all dem ist die Op Art dem Prinzip des Anti-Klassischen verpflichtet. In diesem Sinne werden in der Ausstellung Bezüge zu Beispielen anti-klassischer Kunst des 16. bis 18. Jahrhunderts sowie zu Vorläuferpositionen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hergestellt, die ebenfalls mit vibrierenden Mustern, pulsierenden, flüchtigen Nachbildern, paradoxen Raumillusionen und anderen Methoden optischer Täuschung operieren.
Vertigo. Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520–1970 wird von der Art Mentor Foundation Lucerne großzügig unterstützt. Vertigo ist eine Ausstellung des mumok in Kooperation mit dem Kunstmuseum Stuttgart, wo sie von 23. November 2019 bis 19. April 2020 gezeigt wird.