Im Rahmen des Design Lab#4 veranstaltet das Berliner Kunstgewerbemuseum in Kooperation mit der Italienischen Botschaft Berlin eine Pop-Up Ausstellung die sich der Projektarbeit des DESIS Network widmet, das 2008 von dem italienischen Designtheoretiker Ezio Manzini gegründet wurde.
Vor dem Hintergrund des Leitsatzes „Design for Social Innovation and Sustainability“ verfolgt das DESIS Network ein bestimmtes Ziel: die Förderung von Designhochschulen in ihrer Rolle als agents of change. In Zusammenarbeit mit Hochschulen auf der ganzen Welt werden die DESIS Labs dazu genutzt, Ideen zu sozialen Innovationen, partizipativen Städten und kreativer Gemeinschaft zu entwickeln. Die DESIS Labs agieren als Reallabore, in denen angehende Designer*innen projektbasierend Themenfelder erforschen, mit denen die Gesellschaft von morgen konfrontiert sein wird.
Ezio Manzini ist es dabei vor Allem wichtig, dass Designer*innen den globalen Herausforderungen gegenüber einen klaren Standpunkt entwickeln und kollaborative Konzepte stärken. Hierfür müssen herkömmliche Anwendungsformen von Design um- und überdacht werden, hin zu einer Form des sozialen Designs.
Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl der vielfältigen Arbeit der DESIS Labs mit Fokus auf dem Thema Städtebau. Dabei wird in vier aussagekräftigen Schwerpunkte unterschieden: Design für den sozialen Zusammenhalt, Design für die Stärkung von Gemeinschaften, Design für urbane Produktion und Design für urbane Infrastruktur. Den Auftakt der Ausstellung macht Ezio Manzini mit dem Vortrag „Design für collaborative cities – Weaving people and places in fluid urban spaces“.
Die Projekte dieser Kategorie drehen sich um die Gestaltung von Aktionen im öffentlichen Raum. Mit einer sozialen Stadtentwicklung können Vorurteile überwunden und Kommunikationsbarrieren abgebaut werden. Durch strategische Interventionen erwecken gleichsam Designerinnen und Bewohnerinnen die Stadt zum Leben, fordern soziale Interaktion heraus und erobern den Stadtraum zurück. So entstand zum Beispiel im Rahmen des DESIS Lab Elisava die temporäre Infrastruktur „Slow Down, Stop, and Stay“ auf der Plaça dels Àngels in Barcelona als Versuch den öffentlichen Raum als Wohlfühlort zu gestalten.
Stadtplanerische Projekte, die ortsbezogen und eng mit der Gemeinschaft arbeiten, bereichern das Szenario der Stadt als urbane Gemeinsamkeit. Mithilfe von Co-Designprozessen und Strategien des community-building werden verschiedene Werkzeuge und Kompetenzen entwickelt. So auch beispielsweise beim DESIS Lab der Carnegie Mellon University in den USA, das mit seinem multi-disziplinärem Ansatz dabei hilft, den Zugang zu gesundheitlicher Versorgung und Lebensmitteln vieler Menschen in Pittsburgh, zu verbessern.
Einige der in der Ausstellung vorgestellten Projekte versuchen regeneratives Kreislaufwirtschaften innerhalb von Städten zu etablieren. Darunter auch das ReTuren Projekt in Schweden. Das Re- und Upcyclingzentrum bietet gleichzeitig eine Plattform für Langzeitkooperationen, geteiltes Eigentum und Verantwortung der Vielen. Dabei müssen vor Allem neue Wertschöpfungsketten, innovative Formen der sozialen Netzwerke sowie Nachhaltigkeit gefördert werden. Kleinere Unternehmen, Organisationen, Werkstätten und viele andere Akteur*innen sollen dafür in das Gesamtszenario „Stadt“ integriert werden.
Digitale Plattformen als urbane Infrastrukturen? Wird die Stadt als eine Reihe von Ökosystemen wahrgenommen, in denen eine Vielzahl von Gemeinschaften und sozialen Netzwerken gedeiht, kann Design hier vor Allem dazu dienen neue Formen materieller und immaterieller Infrastrukturen hervorzubringen. Das Tsinghua DESIS Lab in China initiierte das Lettuce House, eines der partizipativen Projekte, die einerseits darauf abzielen, neue Formen des Wirtschaftens zu organisieren und andererseits Bedingungen für das Entstehen von Kooperationen und Initiativen zu schaffen.
Der Vortrag von Ezio Manzini findet am 26.06.2019 um 18 Uhr in den Räumen des Kunstgewerbemuseums statt.