Wir freuen uns, am 8. März 2019 um 19 Uhr mit The Dog unsere siebte Ausstellung des belgischen Malers Koen van den Broek zu eröffnen.
Neben einer Reihe neuer Gemälde werden wir erstmalig auch Kohlezeichnungen zeigen.
Auf den titelgebenden Hund ist van den Broek zwar nicht gekommen, wohl aber darauf, ausgedehnte Gänge mit seinem Collie durch die Landschaft, die sein Haus in Schilde bei Antwerpen umgibt, zu machen. Entsprechend sehen wir auf den neuen Gemälden keine amerikanischen Städteansichten oder Landschaften mehr, keine Wüsten, keine Autobahnbrücken. Vielmehr malt van den Broek seine Heimat: Felder, Wiesen, Wälder, Gatter, Koppeln, Wege, also eine Kulturlandschaft des europäischen Westens. Oft steht mehr oder minder in der Mitte des Bildes eine die Bildfläche strukturierende Pflanze, die nicht nur links und rechts definiert, sondern auch Vorder- und Hintergrund.
Für diese Gemälde hat van den Broek eine für ihn zum Teil neue Palette gewählt. Die Farben sind gedämpft, das Licht überwiegend diffus, als schiene in Belgien nur selten die Sonne. Die Blätter der Pflanzen sind gelb und haben teils schwarze Flecken, zeigen Verfallserscheinungen, als fielen sie beim nächsten Windstoß ab. Sie wirken mit ihren rötlichen Trieben wie Pflanzendarstellungen im Jugendstil und mit ihrer Fleischlichkeit haben sie auch eine erotische Seite, wie Gliedmaßen bei Akten aus dem Œuvre von Egon Schiele oder Gustav Klimt. Insgesamt durchzieht die Werke ein Moment von Melancholie und Fragilität. van den Broek setzt damit der Endlichkeit unseres Daseins ein Zeichen. Im Unterschied dazu stehen die früheren Arbeiten, insbesondere die typischen Bordsteinkantenmotive, für Permanenz und Stärke.
van den Broek verleugnet mit diesen Bildern keineswegs seine bild-konzeptuelle Vergangenheit. Das Interesse am fotografischen Blick und damit auch das Interesse daran, die beiden Medien in Beziehung zu setzen, bzw. sich als Maler mit dem Medium der Fotografie auseinanderzusetzen, bleiben erhalten. Die Bildkomposition ist auch weiterhin von der Fotografie bestimmt, die kompositionellen Entscheidungen werden mit der Auswahl der Fotografien getroffen. Doch erzielt van den Broek mit seinen neuen Arbeiten eine ganz eigene, vielleicht kann man sagen: gereifte Stimmung. Er ist nicht mehr der Abenteurer "on the road", der mit lauter Musik im Auto durch den amerikanischen Westen fährt und versucht, in seinen Bildern das Erhabene dieser Landschaft einzufangen. Sondern er ist ein Mann, der bei sich angekommen ist und eben das Schöne auch in den kleinen Dingen – eine Pflanze, ein Schatten vom Zaun einer Pferdekoppel auf seinem täglichen Spazierweg – sehen kann.
Die amerikanische Landschaft und die großen Metropolen des amerikanischen Westens wird van den Broek natürlich nicht vergessen oder gar vernachlässigen. In unserer Ausstellung sind sie in Kohlezeichnungen präsent. Sie sind – wiederum nach Fotografien des Malers, die er über die letzten 20 Jahre geschossen hat – bei van den Broek zu Hause entstanden, mit Kohle aus seinem Kamin. Entsprechend energisch ist der Strich, entsprechend rau die Erscheinung der Blätter, die an Kohlezeichnungen aus dem deutschen Expressionismus erinnern. Nur: die Emotion, die diesen Werken aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts unterliegt, hat van den Broek nicht angetrieben. Seine Blätter sind – auf inhaltlicher Ebene – genauso konzeptuell trocken und hart wie seine Gemälde es immer waren.