Wir freuen uns, am 17. November 2017 um 19 Uhr mit This Certifies That die dritte Einzelausstellung Yelena Popovas (*1978 in der USSR) in der Galerie in Anwesenheit der Künstlerin zu eröffnen.
Wie schon zuvor, verknüpft Popova gesellschaftlich-politische Themen mit der formalen Sprache ihrer Gemäldeinstallationen. Dieses Mal bereitet sie, durch die Arbeit mit Computer-Codes und repetitiven, kreisförmigen Gesten, zusätzlich den Weg für eine "hypnotische Abstraktion".
Die zentrale Arbeit ist This Certifies That, eine Installation, die der Ausstellung auch ihren Titel gibt. Sie wurde erstmalig 2016 in Popovas Einzelausstellung After Image in Nottingham Contemporary gezeigt. This Certifies That ist eine durch einen Code hervorgebrachte und an die Wand projizierte Computer Performance mit Klang. Der Computer generiert hierbei in Echtzeit Formen (mit ineinander verwickelten und überlappenden Guilloche-Linienzügen und 3D Scans von Skulpturen aus The Collection. Art and Archaeology in Lincolnshire, einem Museum in Lincoln, UK), die an Euro-Scheine erinnern und Werte zwischen 5 und 500 annehmen. Die zu Bildern werdenden Elemente verändern sich ununterbrochen bis an einem bestimmten Punkt das gesamte Bild zusammenbricht und der Aufbau wieder von vorne beginnt. Begleitet wird dieser Prozeß von einer Tonspur, die als algorithmische Komposition beschrieben werden kann (Ton entwickelt in Kooperation mit Rebecca Lee und inspiriert von Musikexperimenten Cornelius Cardews). Die sich kontinuierlich verändernde Klanglandschaft entsteht aus Tönen verschiedener Quellen, unter anderem aus gesampelten menschlichen und simulierten Stimmen mit unterschiedlichen Akzenten, die Thesen deklamieren, die ihrerseits vom Computer ausgewählt wurden.
Yelena Popova wurde zu dieser Arbeit angeregt, als sie von einer Gruppe von Anarchisten um den polnischen Fotographen, Ingenieur und Erfinder Leon Warnerke las, die Ende des 19. Jahrhunderts die russische Wirtschaft zum Einsturz bringen (und damit die Weltwirtschaft schädigen) wollte, indem sie gefälschte Banknoten massenhaft in Umlauf brachte. So spielen der globale Markt, die Unsichtbarkeit (und gleichwohl gigantische Wirksamkeit) der Geldströme, die Eigenschaft, daß Werte bei Geldnoten auf abstrakte Weise durch Zertifizierung entstehen, eine Rolle. Aber auch der Überfluss an Bildern, Waren, Währungen und an – heutzutage – durch Algorithmen generierten Tweets, die unsere Entscheidungen zu Konsum und Politik zu steuern suchen, spielen hier hinein. Der hypnotische Effekt von Kapitalbewegungen wird formal – im Video – durch den endlos rotierenden Ring aus Sternen und – in der Malerei – durch die Wiederholung kurvenförmiger Gesten unterstrichen.
Die Gemäldeinstallationen konterkarieren die üblichen Installationsformen von Malerei. Ihr Gleichgewicht kann als Metapher für den (noch immer utopischen?) Traum vom Gleichgewicht ökonomischer Kräfte verstanden werden. Die Gemälde sind in einem von Popova selbst angemischten Medium gemalt; die Schichten transparenter Farbe schaffen körperlose Bilder, vergleichbar mit der Immaterialität digitaler Bilder.
Yelena Popova, die von 2017 bis 2018 Visiting Professor an der Helsinki Fine Art Academy ist, konnte in den letzten Jahren von verschiedenen Residenz-Stipendien profitieren. So ist sie gerade aus Mallorca zurückgekehrt, wo sie einige Wochen am Centro Cultural Andratx verbrachte. Zuvor war sie für ein Jahr Artist in Residence am Girton College der University of Cambridge. Erst kürzlich fand eine ihrer Arbeiten Eingang in die New Hall Art Collection am Murray Edwards College in Cambridge, die Kunst von Frauen gewidmet ist.