Wann immer seine Malerei als "literarisch" bezeichnet wurde, korrigierte er sanft: Nein, er wolle keine Geschichten erzählen. In der Tat bildete er nicht die Welt ab. Aber er war ein Weltenbildner, der mit seinen seriellen Farbknäueln und -anhäufungen, mit Wischungen und Auskratzungen, mit seinen schlierigen, stacheligen Geißeltierchen und Strichmännchen den Raum der zweidimensionalen Leinwand öffnete in die Unendlichkeit.
(Andrea Schurian: Gunter Damisch 1958-2016, Der Standard, 2016)
Gunter Damisch, geboren 1958 in Steyr/Oberösterreich, ausgebildet an der Akademie der Bildenden Künste bei Max Melcher und Arnulf Rainer, die er mit einem Graphikdiplom abschloss, hat Zeit seines Lebens Malerei und (Druck-)Graphik gleichermaßen, und oft in Kombination, vorangetrieben. Ab 1992 selbst Gastprofessor an der Akademie, und ab 1998 ordentlicher Professor, unterrichtete er die Meisterklasse für Graphik, während er in seinem Werk neben dem Gegensatz Malerei-Graphik auch den der Klein-und Großformatigkeit forcierte, und in seinen Sujets eine gegenständlich-figürliche und gleichzeitige fantastische Welt in stark rhythmisch geprägtem, zeichen- und symbolhaften Stil heraufbeschwört. Sein mehrfach ausgezeichnetes Schaffen (u.a. Otto Mauer Preis und Max Weiler Preis 1985, Preis der Stadt Wien 1995, Oberösterreichischer Landeskulturpreis für Graphik) bewegt sich zwischen den Möglichkeiten graphisch bestimmter Vorgangsweisen und den pastosen, expressiven Gesten großformatiger Bilder.
Die Galerie Elisabeth & Klaus Thoman kann auf eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit mit Gunter Damisch zurückblicken. Im Zeitraum von 1986 bis 2019 wurden dem Künstler 12 Soloausstellungen gewidmet, und darüber hinaus viele Beteiligungen und gemeinsame Projekte realisiert. So beispielsweise 2013 das Projekt „Macro Micro“, eine Ausstellung großformatiger Holzschnitte in der Albertina Wien mit begleitender Publikation. In einer der ersten umfassenden Einzelausstellungen nach dem Tod des Künstlers 2016 zeigt die Galerie nun einen Querschnitt aus dem Oeuvre Gunter Damischs (Malerei, Skulptur und Grafik), der all diese Facetten umfasst, und deutlich macht, dass sie sich keinesfalls ausschließen, sondern im Gegenteil, einander komplementieren.