Sie ist eine Pionierin des Abstrakten Expressionismus in den USA, die Künstlerin Lee Krasner (1908–1984). Nach mehr als 50 Jahren ist ihr Werk in einer großen Retrospektive wieder in Europa zu sehen. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt präsentiert rund 100 Werke, darunter Gemälde, Collagen und Zeichnungen sowie Filme und Fotografien, und erzählt die Geschichte einer der unbeirrbarsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung zeigt Krasners Gesamtwerk, das ein halbes Jahrhundert umfasst, und vereint Leihgaben aus internationalen öffentlichen und privaten Sammlungen: Selbstporträts aus den 1920er-Jahren, Aktdarstellungen in Kohle, Werkgruppen, wie etwa die streng geometrischen Little Images oder wegweisende Gemälde der Prophecy-Reihe aus den 1940er- und 1950er-Jahren, experimentelle Hauptwerke der Umber- und Primary-Serie der 1960er-Jahre und späte Collagen der 1970er-Jahre.
Als Tochter einer aus Russland eingewanderten Familie wurde Lee Krasner 1908 in Brooklyn, New York geboren. Bereits zu High-School-Zeiten nahm sie Kunstunterricht, studierte an der National Academy of Design und ging später an die Hans Hofmann School of Fine Arts. Sie war Mitglied der American Abstract Artists und pflegte Freundschaften zu Ray Eames, Willem de Kooning und Franz Kline. Lange stand Krasners Kunst im Schatten ihres Ehemanns Jackson Pollock , der mit seinen Drip Paintings einer der Hauptvertreter des Action Painting ist. Beide lebten und arbeiteten in einem einfachen Holzhaus in Springs, Long Island – Krasner im Wohnzimmer und in einem Zimmer im ersten Stock, Pollock in einer umgebauten Scheune. Nach dessen frühem Tod bei einem Autounfall 1956 entschied sich Krasner, Pollocks Atelier zu nutzen, und leitete damit eine neue Phase ihrer künstlerischen Karriere ein. Erstmals konnte sie auf monumentalen, nicht aufgezogenen Leinwänden arbeiten. Es entstanden einige ihrer bedeutendsten Werke, u. a. The Guardian (1960), Happy Lady (1963), Combat (1965) oder Siren (1966). Anders als andere Künstler_innen ihrer Zeit, die ebenfalls ungegenständlich malten, entwickelte Krasner nie einen „signature style“, sondern reflektierte ihre Praxis mit dem Anspruch, ihre Bildsprache stets neu zu erfinden.
Die Ausstellung wird kuratiert und organisiert vom Barbican Centre, London in Kooperation mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt, dem Paul Klee Zentrum Bern und dem Guggenheim, Bilbao.