Die Künstlerin und Filmemacherin Loretta Fahrenholz entwickelte für ihre Ausstellung Small Habit Revolution im mumok zwei neue Arbeiten, die sich mit zentralen feministischen Werken der 1940er-Jahre und deren Übersetzung in verschiedene Internet-Formate beschäftigen.
Story in Reverse ist eine mehrteilige Dia-Installation, die auf Ilse Aichingers Spiegelgeschichte aus dem Jahr 1949 basiert – ein Sprachexperiment, das vom tragisch fehlgelaufenen Leben einer jungen Frau handelt. Die Spiegelgeschichte beinhaltet zum Teil widersprüchliche Vorausdeutungen und Rückblenden, Symbole und Chiffren sowie detaillierte Beschreibungen der Gefühlswelt der Hauptfigur. Für Story in Reverse arbeitete Loretta Fahrenholz mit Grafikerinnen der Online-Dienstleistungsplattform Fiverr zusammen, die Aichingers Kurzgeschichte frei in Zeichnungen und Comics umsetzten. Die so entstandenen Skripte werden von Fahrenholz mittels analoger Dia-Projektoren in unterschiedlicher Größe, Ausrichtung und Deutlichkeit im Ausstellungsraum projiziert.
Auch in der zweiten historischen Arbeit, auf die sich Small Habit Revolution bezieht, kommt eine junge Frau zu Tode. Die Rede ist von Maya Derens Avantgardefilmklassiker Meshes of the Afternoon, einem 14-minütigen Kurzfilm, den sie 1943 gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann Alexander Hammid realisierte. Von Maya Derens avantgardistischem Werk existieren im Internet mittlerweile zahlreiche Remakes und Parodien. Loretta Fahrenholz rekonstruiert aus kurzen Ausschnitten dieser zumeist von Jugendlichen auf YouTube veröffentlichten Versionen die Kameraeinstellungen und Schnittabfolge von Derens Film. In ihrer Film-Collage Mashes of the Afternoon greift sie Derens Stilmittel der Wiederholung auf, multipliziert und variiert durch die verschiedenen Akteure zusätzlich die Perspektive und verallgemeinert so das in die Gegenwart transferierte surreal-depressive Szenario.