Die Galerie Thomas Zander freut sich, eine Ausstellung mit Larry Sultans frühen malerischen Unterwasserfotografien aus der Serie Swimmers zu präsentieren, die erstmalig in Europa gezeigt wird. Swimmers bildet einen stilistischen Gegenpol zu Sultans Konzeptarbeiten, die in Zusammenarbeit mit Mike Mandel entstanden und die Bilderflut der Pictures Generation appropriieren. Sultan wendet sich mit Swimmers einer körperlich-sinnlichen Wahrnehmung zu und fotografiert 1978 bis 1982 Menschen beim Schwimmenlernen. Die Farbpalette und Silhouetten von gestikulierenden Armen und Beinen, von Gesichtern und Körpern sind durch das Wasser leicht verfremdet.
In malerischer Opulenz beschreibt die Serie gleichsam ein Abtauchen unter die Oberfläche der allgegenwärtigen Medienbilder und -botschaften hinein in einen unbestimmten, atmosphärisch aufgeladenen Raum im Schwebezustand, der die Ambiguität in Sultans späteren Rauminszenierungen anklingen lässt. Die kollaborativen Projekte von Larry Sultan und Mike Mandel hingegen machen sich die Massenkommunikation zueigen und dekonstruieren diese mit ironischen Ersatzbotschaften. How to Read Music in One Evening (1975) verschiebt den Kontext und die Aufmerksamkeitsspanne für Reklamebilder aus der Alltagswahrnehmung in die Kunstrezeption. In einer Reihe von Siebdrucken arrangieren Sultan und Mandel billig reproduzierte Werbefotos für Haushaltshelfer in kurzen Sequenzen, die teils kuriose, teils sexualisierte oder unheilvolle Assoziationen wecken: die Hand, die den Schalter bedient, der gestrickte Nasenwärmer, die auf einen nackten Oberkörper gerichtete Pistole. Das Portfolio Trouble Spots (1990) mit fünf Dye Transfer Prints ging aus der Gestaltung von Billboards hervor, von denen zwei seinerzeit auf Plakatwänden im öffentlichen Raum installiert wurden. Aus Illustrationen eines Bibelbandes, prägnanten Schriftzügen und Versatzmotiven aus dem medialen Fundus mischen Sultan und Mandel hier Ideologien und Ikonografien zu diffus verstörenden Hybriden. Larry Sultan (1946-2009) erhielt für seine frühen Arbeiten ein Guggenheim Fellowship und mehrere Stipendien des National Endowment for the Arts, darunter zwei mit Mandel. Er wirkte über drei Jahrzehnte hinweg als einflussreicher Lehrer in San Francisco und hatte eine Professur am California College of the Arts inne. Sein Werk wird von einer Reihe wegweisender Künstlerbücher begleitet und wurde in zahlreichen internationalen Ausstellungen präsentiert. Sultans Arbeiten sind u.a. in den Sammlungen des Museum of Modern Art, Whitney Museum of American Art, Los Angeles County Museum of Art und der Tate Modern vertreten.
Die Ausstellung Still Photographs eröffnet den Blick auf die Bilderwelt des bedeutenden amerikanischen Fotografen Henry Wessel anhand einer besonderen Werkauswahl aus den 1960er bis 1990er Jahren. Wessels vielschichtiges Œuvre ist maßgeblich von seinem Interesse am amerikanischen Lebensraum geprägt, und seine Ästhetik lässt Raum für die visuellen Ungereimtheiten des Alltags. Schon 1973 richtete das Museum of Modern Art Wessel eine Einzelausstellung aus, nur zwei Jahre später war er in der stilbildenden Gruppenschau New Topographics mit konsequenten Darstellungen urbaner Schauplätze vertreten. Mit Arbeiten von Lewis Baltz, Robert Adams, Stephen Shore, Bernd und Hilla Becher u.a. thematisierte die Ausstellung eine durch den Eingriff des Menschen veränderte Landschaft und verlieh den fotografischen Positionen in der zeitgenössischen Kunst Relevanz. Als erster unter ihren Teilnehmern erhielt Wessel ein Guggenheim Stipendium für einen Projektvorschlag mit dem Titel „Die Fotografische Dokumentation der US Highways und der angrenzenden Landschaft“. Vor allem die Bilder, die während seiner vielen Reisen durch Amerika entstanden sind, machten Wessel bekannt, und Aufnahmen wie die des „Ice“-Schildes in der Wüste Arizonas sind heute zu Ikonen der Fotografie geworden.
Zu seinen bevorzugten Motiven gehören nicht nur die wüstenhafte Landschaft Kaliforniens und des amerikanischen Westens, sondern auch die Strand- und Freizeitkultur sowie die Häuser und Vorgärten der Wohngebiete. Dadurch, dass Wessel seine Perspektiven oftmals von der anderen Straßenseite oder aus dem Auto heraus einnimmt, bricht er die Landschaft herunter auf eine Begegnung, einen Ausschnitt aus dem Fluss der Zeit. Seit der 1942 in New Jersey geborene Künstler Ende der 1960er Jahre dem grauen Winter entfloh und sich im sonnigen Kalifornien niederließ, ist das gleißende Licht in seinem fotografischen Werk, und besonders in seinen Schwarz-Weiß-Handabzügen, als physische Präsenz spürbar. Henry Wessel wurde mit zwei Guggenheim Stipendien und drei National Endowment for the Arts Fellowships ausgezeichnet. Seine Werke sind Teil renommierter Sammlungen wie im Metropolitan Museum of Art, Museum of Modern Art, Museum of Contemporary Art Los Angeles und Victoria and Albert Museum.