Die Galerie Michael Haas zeigt Gemälde des deutsch-syrischen Künstlers Marwan (1934-2016).
Marwan, der 1934 im syrischen Damaskus geboren wurde und dort von 1955 bis 1957 arabische Literatur an der Universität studierte, kam 1957 nach Berlin, um hier an der Charlottenburger Kunsthochschule die Malereiklasse von Hann Trier zu belegen. Berlin wurde bis zu seinem Tod im Jahr 2016 seine Wohn- und Arbeitsstätte, dennoch blieb er dem Orient stets eng verbunden. So gründete er beispielsweise 1999 die Sommer-Akademie der Abdul Hameed Shoman Foundation, Darat al Funun in Amman, Jordanien. Seine Werke werden von Sammlern geschätzt, auch in seiner nahöstlichen Heimat, etwa in Beirut. 1966 erhielt er den Karl-Hofer-Preis und lehrte als Professor von 1977 bis 2002 an der Universität der Künste. Er wurde 2005 mit dem Preis des Forum Culturel Libanais sowie dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. In Berlin im Haus am Waldsee hatte er 2009 zum 75. Geburtstag seine letzte Retrospektive.
Marwan schlug biografisch als auch künstlerisch eine Brücke zwischen Ost und West, zwischen seinem Geburtsland Syrien und seiner Wahlheimat Deutschland. Deutscher Expressionismus als auch orientalischer Sufi-Mystizismus beeinflussten unverkennbar sein Schaffen. Zu seinen frühen Arbeiten zählen vor allem figurative, surreale Darstellungen von Menschen. Ab den frühen 70er Jahren konzentrierte er sich zunehmend auf das Gesicht, ein Sujet, mit dem er das eigene Selbst, innere Befindlichkeit und Spiritualität erforschte.
Mit groben Pinselstrichen und pastosem Farbauftrag von rot-braunen, ockerfarbenen, grauen über schwarzen Nuancen erschuf er Einzel- oder Doppel-porträts, die wie flimmernde Landschaften daherkommen. Kaum fassbar, bei jedem Blick neu entstehend und ohne individuelle Merkmale sind sie Sinnbild für die stete äußere und innere Wandelbarkeit des Menschen. Auch in seiner Serie der „Marionetten“ (um 1980) pulsieren die kräftigen Farben, aufgetragen mit nervösem Pinselstrich. So wie die Gesichter der Gemälde zu Landschaften werden, so verwandeln sich die zum Teil in verrenkten Posen dargestellten Puppen in Stillleben.