2019 wäre Peter Brüning 90 Jahre alt geworden. In der Rückschau auf den in der Blüte seiner Jahre früh verstorbenen Künstler muss man unwillkürlich an das Phänomen seiner schon früh viel beachteten künstlerischen Entwicklung denken, die zwar Ende 1970 ihren jähen Abschluss fand, aber als Ganzes auf eine ganz besondere Art in sich vollendet: in ihrer Folgerichtigkeit, bildnerischen Erfindungskraft und geistigen Intensität.
Als zentrale Figur der deutschen Kunstgeschichte der 1950/60er Jahre hat Brüning ein außergewöhnlich vielfältiges und wegweisendes Werk hinterlassen, er hat den künstlerischen Neuanfang nach dem Krieg entscheidend mitgestaltet.
Brüning gehörte zu den Initiatoren, Wegbereitern und Sinnträgern jenes geistigen Klimas der fünfziger Jahre, in dem sich die legendäre »Düsseldorfer Kunstszene« entwickeln konnte. Der 1929 in Düsseldorf geborene Künstler, der seit 1969 einen Lehrstuhl für Freie Malerei an der Düsseldorfer Kunstakademie innehatte, kann geradezu als eine Integrationsfigur innerhalb dieser Szene angesehen werden.
Zuvor von 1950 bis 1952 als Student bei Willi Baumeister in Stuttgart und von 1952 bis 1954 zu Studienzwecken in Paris gewesen, wurde Peter Brüning in den späten 50er Jahren als noch nicht 30jähriger einer der wichtigsten Protagonisten des deutschen Informel und erlangte damals bereits internationale Anerkennung.
Zahlreiche Einzelausstellungen im In- und Ausland, etliche Förderpreise und die Beteiligung an den wichtigsten Ausstellungsprojekten seiner Zeit [u.a. documenta II (1959), III (1964) und IV (1968)] belegen diesen Erfolg.
Thema seines in kaum mehr als fünfzehn Jahren entstandenen umfangreichen Hauptwerks ist die Landschaft - wenn auch nicht mehr im konventionellen Sinne gebraucht. Für die Darstellung von Phänomenen innerhalb der Landschaft, besser eigentlich der Natur, hat Peter Brüning sich eines wandelnden Zeichenrepertoires bedient, das in der Reflexion zu seiner ihn direkt umgebenden Umwelt entstanden ist. Brüning selbst bemerkte 1965 in einem Interview, dass seine vermeintlich verschiedenen Ausdrucksformen eigentlich immer dasselbe Anliegen spiegeln: die Landschaft.
Von 1964 an fanden allgemeingültige Zeichensysteme wie die Kartografie und Verkehrszeichen schrittweise Eingang in seine Bildsprache. Es entstehen Bilder, Installationen, Skulpturen, die die Realität der Kunst befragen und eine für diese Zeit radikale Position markieren. Vom heutigen Standpunkt aus kann man dieser Eigenständigkeit und Innovationskraft des noch jungen Künstlers nur Bewunderung entgegenbringen. Was durch diese Künstlerpersönlichkeit noch alles möglich gewesen wäre, bleibt allein Spekulation.
In Brünings Werk artikulieren sich aus der Vorstellung seiner Zeit gewachsene Ereignisse zu Bildfindungen, die - gerade weil sie »auf der Höhe er Zeit«, also zeitgemäß im besten Sinne sind - die innere Notwendigkeit einer gültigen und damit zeitlosen Ordnung in sich tragen, als eine Eigenschaft, die qualitative Kunst auszeichnet.
Die Galerie Haas freut sich, in enger Kooperation mit dem Nachlass Peter Brüning, zwei Ausstellungen zeigen zu können:
Ab 24. Januar 2019 wird in einer Präsentation in Zürich das Augenmerk auf die frühen informellen Jahre und dort vor allem auf die Werke auf Papier gelegt.
Ab 25. Januar 2019 zeigen die Galerie Michael Haas Berlin und das Kunst Lager Haas den Übergang vom Informell zu den kartografischen Werken anhand von Bildern und einer Installation aus dieser letzten Phase seines Werkes.