Zwei im Marmorsaal des Oberen Belvedere präsentierte barocke Gemälde aus der Zeit Prinz Eugens werden derzeit restauriert. Als Platzhalter ist vom 30. September 2016 bis Juni 2017 die zweiteilige Installation Hurricane des britischen Designerduos Fredrikson Stallard zu sehen. Bei diesem künstlerischen Dialog zwischen Barock und Gegenwartskunst spielt auch Gold eine wichtige Rolle – nicht nur als prägendes Element der Schlossarchiktektur, sondern auch als verbindendes Merkmal der zeitgenössischen Installation und der Hauptwerke der Sammlung des Belvedere.
Vom 30. September 2016 bis Juni 2017 präsentieren Fredrikson Stallard im Marmorsaal des Oberen Belvedere eine von Swarovski in Auftrag gegebene Installation. Hurricane setzt sich aus zwei goldfarbenen Spiegeln aus gefaltetem, glänzend poliertem Aluminium zusammen. Jedes der beiden Werke wurde von den Künstlern in Handarbeit geformt. In den Raum einfallendes Licht wird durch die spiegelnden Oberflächen gestreut, zusätzlich erzeugen die Installationen in sich selbst abstrakte Spiegelungen der barocken Architektur des sich über zwei Geschoße erstreckenden Marmorsaals. Das goldfarbene Metall nimmt die Ästhetik des prunkvollen Gebäudes und der ausgestellten Kunstwerke auf. Eine spezielle Referenz ergibt sich zu den Werken Gustav Klimts, deren goldene Elemente mit den Spiegelungen der Installation harmonieren. Die Installation dient als Platzhalter für zwei Ölgemälde von Ignaz Heinitz von Heinzenthal aus dem Jahr 1723. Die Restaurierung der Gemälde wird von Swarovski unterstützt.
An einem repräsentativen Ort wie dem Marmorsaal des Oberen Belvedere muten die beiden Tiergemälde des Wiener Malers Ignaz Heinitz von Heinzenthal (1657–1742) zunächst sonderbar an. Erst die Persönlichkeit Prinz Eugens von Savoyen (1663–1736) erklärt die prominente Platzierung. Der erfolgreiche Feldherr und Diplomat war nicht nur ein leidenschaftlicher Kunstsammler, er schätzte auch Flora und Fauna, sodass er im Belvederegarten seltene Gewächse anbauen und eine Menagerie anlegen ließ. Diese kennzeichnete vor allem ihre Artenvielfalt. Prinz Eugen war sich der Vergänglichkeit dieser Teile seiner Sammlungen bewusst und beauftragte den Maler Heinitz, die Tiere und Pflanzen in seinem Garten durch Gemälde zu dokumentieren. Dies trifft auch auf die beiden Bilder im Marmorsaal zu, die einerseits ein Straußenpaar, andererseits eine Hyäne, eine Antilope und einen Helmkasuar zeigen, wobei das Arrangement in beiden Werken durch exotische Pflanzen – darunter eine Bananenstaude und eine blühende Aloë – vervollständigt wird. Ebendiese Tiere und Pflanzen aus seinem Garten wollte Prinz Eugen auch im Marmorsaal verewigt wissen; in einem Ambiente, das üblicherweise der Verherrlichung der eigenen Dynastie – etwa auch in Form von Ahnenbildnissen – vorbehalten war.
Nachdem die kaiserliche Gemäldegalerie ab 1776 von der Stallburg in das Obere Belvedere transferiert worden war, mussten schließlich auch die beiden Tiergemälde weichen. An ihre Stelle traten in den 1790er-Jahren die von Anton von Maron geschaffenen Bildnisse der Regentin Maria Theresia in Witwentracht sowie ihres Sohnes Kaiser Joseph II. (heute beide im Kunsthistorischen Museum, Wien), die zu diesem Zweck im Format verändert wurden. Als das Obere Belvedere nach der Eröffnung des Kunsthistorischen Museums als repräsentativer Wohnsitz für Thronfolger Franz Ferdinand adaptiert wurde, nahm man auch diese beiden Gemälde wieder ab und ersetzte sie durch Spiegel. Es vergingen in der Folge Jahrzehnte, bis die beiden Werke von Heinitz im Depot des Kunsthistorischen Museums aufgefunden und 1963 wieder in jenem Ort angebracht werden konnten, für den sie geschaffen worden waren.