Das Belvedere präsentiert 2020 in der Reihe CARLONE CONTEMPORARY die Arbeit der Multimediakünstlerin Renate Bertlmann für den österreichischen Pavillon der Biennale von Venedig 2019: ein Feld roter Messer-Rosen. Sie zeigt sinnliche Blumen aus Muranoglas mit messerscharfen Klingen im Blütenkelch. Der Gegensatz zwischen Fragilität und Aggression weist Parallelen zur Dualität der Fresken im Carlone-Saal des Belvedere auf.
Für die Ausstellung ab Februar 2020 im Oberen Belvedere entwickelte die österreichische Künstlerin eine eigene Variante ihres Biennale-Beitrags. Streng rasterförmig angeordnete rote Muranoglasrosen zieren den üppig freskierten Carlone-Saal des Schlosses. Der Gegensatz zwischen Fragilität und Aggression zeigt Parallelen zur Dualität der Fresken im barocken Ambiente. Klingen ragen aus jedem einzelnen Blütenkopf – die scheinbar zerbrechlichen Blumen sind nicht schutzlos ausgeliefert, sie selbst stehen für Gefahr. Der bereits im Titel proklamierte Widerspruch materialisiert sich physisch im Raum.
Von Mai bis November 2019 ist Renate Bertlmann auf der 58. Biennale von Venedig vertreten und hat für den österreichischen Pavillon mit Kuratorin Felicitas Thun-Hohenstein eine mehrteilige Installation unter dem Motto Discordo ergo sum realisiert. Mit der Umformulierung des philosophischen Grundsatzes „Cogito Ergo Sum“ („Ich denke, also bin ich“) versucht die Künstlerin, die Vor-herrschaft des Logozentrismus auszuhebeln und sich in ihrem widerständige Selbstbild zu beschreiben. Die Installation der 312 präzise angeordneter Messer-Rosen nimmt den gesamten Binnengarten des Pavillons ein. Er ist ein künstlerischer Kommentar zur Schau, der in Form und Inhalt die existenzielle Ambivalenz von Menschheitserfahrung sinnlich erfahrbar macht.
Renate Bertlmann, 1943 in Wien geboren, studierte 1962/63 an der Academy of Arts in Oxford und anschließend an der Akademie der bildenden Künste Wien, an der sie nach ihrer Ausbildung als Lehrbeauftragte für künstlerische Techniken tätig blieb. Von der feministischen Bewegung der 1970er-Jahre geprägt, war sie unter anderem aktives Mitglied der Künstlerinnengruppe IntAkt. Renate Bertlmann setzt sich in ihrer Kunst stets mit virulenten gesellschaftlichen Fragestellungen auseinander. Ihr Schaffen umfasst Film, Fotografie, Collage, Zeichnung, Performance, Objektkunst und Installation. Als Schlüsselfigur innerhalb der feministischen Avantgarde und Pionierin der Performancekunst hat sie in fünfzig Jahren ein stringentes und unverwechselbares Œuvre entwickelt. 2007 erhielt sie den Preis der Stadt Wien für bildende Kunst, 2017 den Großen Österreichischen Staatspreis. Werke von Renate Bertlmann befinden sich unter anderem im Centre Pompidou, Paris, in der Tate Modern, London, im mumok, Wien, oder im LENTOS Kunstmuseum Linz. Renate Bertlmann lebt und arbeitet in Wien.