Hauser & Wirth Zürich freut sich, ‘Eden’ präsentieren zu dürfen, eine Ausstellung mit Werken des italienischen Künstlers Fausto Melotti, der oftmals mit Titanen der Nachkriegsära wie Alexander Calder, Lucio Fontana und Alberto Giacometti in Verbindung gebracht wird. ‘Eden’ widmet sich Melottis Auseinandersetzung mit Mensch- und Tierdarstellungen, beides treibende Kräfte im Zentrum seines Schaffens. Es ist die erste Präsentation ihrer Art und in enger Zusammenarbeit mit der Fondazione Fausto Melotti entstanden. Medien wie Keramik, Skulptur und Papierarbeiten, werden in Verbindung gebracht mit Werken, bei denen eine gestische und suggestive Darstellung im Vordergrund steht.
Vor dem Hintergrund seiner Physik-, Mathematik- und Technikkenntnisse begann Melotti seine bildhauerischen Arbeiten mit einem dezidierten Interesse für Form, Gewicht, Gleichgewicht und Bewegung. In den 1950er Jahren erlebte sein künstlerisches Schaffen eine radikale Veränderung, als er begann, drahtförmige Elemente in seine Arbeiten zu integrieren. Diese Neuausrichtung hatte grosse Auswirkungen auf den Verlauf von Melottis Karriere und beschäftigte ihn bis in seine späten Jahre. ‘Eden’ konzentriert sich auf die Entfaltung dieser Veränderung und führt die Besucher durch Melottis lyrischen und polyedrischen Schatz auf mythologisches und visionäres Terrain, in eine Art Garten Eden des Künstlers.
Mit der Erschaffung mythologischer Landschaften wendet Melotti sich auch Tierdarstellungen zu. Die Papierarbeit ‘I Viaggi’ (Die Reisen) (1951) veranschaulicht beispielhaft das Interesse des Künstlers an geheimnisvollen Tieren und Wesen: Die wässrige, getröpfelte Temperafarbe wird zu einem Mittel, die Grenzen zwischen den dargestellten Mensch- und Tierkörpern zu verwischen und sie untrennbar erscheinen zu lassen. ‘I Viaggi’ verdeutlicht, wie viele seiner abstrakten Skulpturen, Melottis anhaltendes Interesse für Symmetrie und ist beispielhaft für die Auseinandersetzung mit der kompositorischen Balance der Figuren. Gleichzeitig ist erkennbar, wie Melotti endgültig mit linearen und strukturellen Zwängen bricht und sich einer gestischeren Erforschung der Gestaltung zuwendet. Die erdige Nuance seiner Farbpalette – gebrannter Ocker, Smaragdgrün, kohlefarben – evoziert ein überreiches Land und betont den himmlischen Charakter der Figuren. In seinem späteren Oeuvre entwickelt der Künstler diese Herangehensweise an Form und Farbe weiter.
Die ausgewählten Metallskulpturen, folgen den Grundprinzipien von Melottis Schaffensweise und betrachten die menschliche Gestalt mittels einer Neuerforschung der Proportionen. ‘I giganti’ (Die Giganten) (1969/1970) umfasst mehrere Stangen aus Edelstahl, die auf einer zentralen Basis schweben. Am Fuss miteinander verschmolzen, geben sie sich gegenseitig Gleichgewicht. Geometrische Anhängsel – Kreise, Sicheln, rechte Winkel – ahmen menschliche Körper nach und suggerieren einen nickenden Kopf oder einen erhobenen Arm. Melottis einfühlsame Bearbeitung des Metalls gestaltet die Komposition lebhaft und fröhlich. Wir sehen, wie der Künstler die Rolle der Proportionen und physischen Grenzen des Körperausdrucks neu betrachtet. ‘I giganti’ bezeugt Melottis Faszination für die theatralische Rolle der menschlichen Gestalt durch die strengen Prinzipien des bildhauerischen Auges.
Hinter dem scheinbar unbekümmerten und intuitiven Charakter der Skulpturen Melottis ndet sich ein tiefgründiges Verständnis von Kunst als strenger Übung in Ordnung und Harmonie, auf der Grundlage beständiger Prinzipien der Geometrie und musikalischer Strukturen. In ‘Eden’ sehen wir, wie dieser Ansatz ihn dazu brachte, Darstellungen von Mensch und Tier zu erforschen und wie die Prinzipien der Mathematik mit dem Figurativen und Symbolischen in Einklang zu bringen sind.
In Verbindung mit der Ausstellung wird die Fondazione Fausto Melotti (Fausto Melotti Stiftung) am 30. März 2017 den ersten Teil des neuen Werkverzeichnisses online veröffentlichen, Dies ist der Beginn des Projekts das gesamte Oeuvre Melottis auf Englisch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Jedes Kapitel enthält zusätzliches Material, das auf der ursprünglichen Druckversion aufbaut. Über den Künstler
Fausto Melottis erste Retrospektive fand 1971 im Museum Ostwall in Dortmund, Deutschland statt. Andere bedeutsame Ausstellungen waren unter andrem: Palazzo della Pilotta, Parma, Italien (1976); Palazzo Reale, Mailand, Italien (1979); Forte Belvedere, Florenz, Italien (1981); Galleria Nazionale d’Arte Moderna, Rom, Italien (1983); IVAM – Centre Julio González, Valencia, Spanien (1994 – 1995); Aichi Prefectural Museum of Art, Nagoya, Japan (1999); eine Gesamtwerkschau in der Kunsthalle Mannheim, Mannheim, Deutschland (2010), die anschliessend im Kunstmuseum Winterthur, Winterthur, Schweiz zu sehen war (2011) sowie Peggy Guggenheim Collection, Venedig, Italien (2014). Der Künstler ist in bedeutenden öffentlichen Sammlungen in aller Welt vertreten, darunter Galleria Nazionale d’Arte Moderna, Rom, Italien; The Museum of Modern Art, New York NY und Walker Art Center, Minneapolis MN. Melotti starb 1986 und wurde posthum im selben Jahr mit dem Goldenen Löwen der Biennale in Venedig ausgezeichnet.