annex14 freut sich, Sie zur Gruppenausstellung „Shadows of Others" einzuladen. Folgende Künstler werden in der Galerie mit Werken vertreten sein: Petra Koehle/Nicolas Vermot-Petit-Outhenin (1977, CH), Michel Sauer (1949, DE), Anu Vahtra (1982, EST) und Christian Vetter (1970, CH).
In der Ausstellung werden wir nicht als schattenbildende Körper oder Individuen angesprochen, sondern als diejenigen, die das Phänomen wahrnehmen und reflektieren. Es geht um Schattenwürfe und Grauzonen, die entsprechend ihrem Kontext unterschiedliche reale und metaphorische Bedeutungen erhalten. Und die deshalb über naturwissenschaftliche und formale Ansätze hinausweisen: etwa auf gesellschaftlich-kulturelle, auf psychologische, ideologische, politische oder phänomenologische Wahrnehmungen und Bedeutungen.
Wir alle gebrauchen im Alltag Metaphern wie „sein Dasein im Schatten anderer leben“ oder „auf der Schattenseite der Gesellschaft stehen“. Etwas davon klingt auch in Christian Vetters fotografischer Arbeit „Drawer“ an. Die Serie zeigt verschiedene Ansichten einer alten Holzschublade, in die von Hand Namen wie Mehmet, Cemel oder Giuseppe und Orte wie Regensdorf und Lenzburg hineingekritzelt sind. Da begegnen sich auf engstem Raum verschiedenste Kulturen und Geschichten. Und indem sie dokumentiert und damit wieder in die Öffentlichkeit geholt werden, wird der Fokus auf eine oft verdrängte – nicht nur individuelle - Realität gelenkt.
Mit ähnlich mehrschichtigen Bedeutungen spielen die Photogramme der Werkgruppe "Labor" von Petra Koehle/Nicolas Vermot-Petit-Outhenin: die Photogramme bilden den Schatten der Objekte direkt ab, gleichzeitig erinnern die in ihrem Atelier gefundenen Werkzeuge an die industrielle Vergangenheit des Ortes.
Prima Vista eher einen phänomenologischen und wahrnehmungspsychologischen Umgang mit dem Thema zeigt die Serie von schwarz-weiss Fotografien mit dem Titel „Shadows of Others“ von Anu Vahtra. Das Vexierspiel von Licht und Schatten, Positiv und Negativ hebelt die optisch-physikalischen Gesetze aus und die irritierenden Durchblicke und Raumkonstellationen erlauben es kaum einen festen Wahrnehmungsstandort einzunehmen.
Auch Michel Sauers von der Decke hängenden „Ane Mone“ und die „Blue Skies“ von Petra Koehle/Nicolas Vermot-Petit-Outhenin könnte man aus phänomenologischer Perspektive betrachten. Warum deshalb nicht gedanklich oder vielmehr real ein eigenes Experiment wagen? Warum sich nicht bei nächster Gelegenheit auf einer Sommerwiese auf den Rücken legen und dabei den vorbeiziehenden Wolken und ihrem kühlenden Schattenwurf nachträumen?