Wie bist du zur Kunst gekommen?
Im Jahr 1993 begann ich als Sales Manager für TASCHEN, dem heute weltweit größten Kunstbuchverlag. Zuvor hatte ich in Köln ein eigenes Modegeschäft und produzierte Merchandise Artikel u.a. für das Musiklabel EMI. Ich erinnere mich gut an die Zeit, als wir T-Shirts und Jacken für die Tina Turner Tour gemacht haben. Bei TASCHEN war ich dann für den Vertrieb in den USA und Kanada verantwortlich und bin zwei Jahre lang hin und her gereist, bevor ich 1995 nach New York gezogen bin.
Ich kann mir vorstellen, dass es für dich sehr spannend gewesen sein muss, in New York zu leben und für einen Kunstbuchverlag zu arbeiten.
Absolut, es war fantastisch. New York war meine Stadt, ich liebte es dort. Ich hatte Glück: durch Reiner Opoku, der damals auch für TASCHEN arbeitete, konnte ich in der Wohnung des Künstlers Jiri Georg Dokoupil im East Village wohnen. Ich reiste kreuz und quer durch die USA und Kanada und verkaufte Kunstbücher.
Warst du auch an der eigentlichen Herstellung der Kunstbücher beteiligt?
Nein, ich war nur dafür verantwortlich, sie zu verkaufen, aber ich traf viele Leute aus der Kunstwelt: Künstler, Galeristen, Sammler ... alles sehr interessante Menschen. Und ich besuchte viele Museen und Galerien, hauptsächlich um die Bücher zu verkaufen - aber ich hatte oft noch Zeit, um die Ausstellungen zu sehen.
Ab wann hast du an die Gründung eines eigenen Verlags gedacht?
1999 wurde mein Sohn Lucas in New York geboren - ein echter New Yorker. Ich wurde müde vom ständigen reisen durch die USA und so beschlossen wir im Jahr 2000 zurück nach Köln zu ziehen. Ich arbeitete dann für teNeues, die eher als Kalenderverlag bekannt waren. Die wollten damals auch Kunstbücher herausbringen und haben mich für den Aufbau eines Programms und des internationalen Vertriebs eingestellt. Ich hatte immer schon Ideen für Bücher und hatte viele Kontakte zu Leuten, die sie produzieren konnten. Innerhalb von drei Jahren konnte ich ein recht umfangreiches und erfolgreiches Buchprogramm und ein weltweites Vertriebsnetz aufbauen.
Eine gute Basis für dein eigenes Unternehmen ...
Ja, genau. Ich dachte an das eher niedrige Gehalt für das, was ich in den Verlag gebracht habe und dass es für mich interessanter wäre, es auf eigene Faust zu machen. Ich hatte viele Partner, die bereit waren, mit mir etwas aufzubauen. Ich schrieb einen Businessplan und kreierte das erste Programm mit 24 Titeln, die dann von Agenturen produziert wurden. Innerhalb von fünf Jahren wurde daab eine bekannte Marke für Architektur und Design-Bücher weltweit. Das war sehr erfolgreich, bis die Bank begann, Schwierigkeiten zu machen und die Dinge finanziell schwer wurden.
Wir trafen uns zum ersten Mal nach dem Relaunch des Verlags und du begonnen hast, dich mehr auf Kunstbücher mit originären Inhalten zu fokussieren.
Die Zeit für Design-Bücher mit vielen Bildern und fast keinem Text war vorbei: die Leute können sich diese Bilder heutzutage leichter und preiswerter im Internet ansehen. Der weltweite Buchmarkt starb, zumindest für diese Art von Büchern. Kunst ist für viele Leute relevanter geworden, und ich dachte, daß Leute, die Kunst lieben, auch hochwertige Kunstbücher kaufen würden, auch Bücher über Mode.
Zum Thema Mode, du hast auch den Cologne Catwalk als Modenschau und später die Cologne Fashion Days als Fachmesse gegründet, auf der junge Modedesigner ihre Kollektionen direkt an Endverbraucher verkaufen können.
Der erste Cologne Catwalk war im Grunde ein Werbe-Event für ein neues Modebuch, das wir herausgebracht haben. Die Leute fanden das gut, und so machten wir es mehrmals und luden Modedesigner aus ganz Europa ein. Dann fragten die Leute, wo sie die Kleidung kaufen können. Der nächste logische Schritt war also die Modenschau in eine Verkaufsmesse für Endverbraucher zu verwandeln.
Das macht Sinn - es ist auch ein guter Crossover, um es mit der Kunst zu verbinden. Du hattest auch den Daab Salon in Köln als Ausstellungs-raum und Veranstaltungsort.
Wir wollten junge Künstler austellen, die auch in unseren Büchern veröffentlicht wurden. Dank dir als unseren Kurator konnten wir einige wirklich sehr gute Ausstellungen machen. Aber wie bei vielen Dingen, am Ende kann man das nur machen, wenn man Sponsoren oder Investoren hat. Die Leute lieben Events - ich auch - aber sie kaufen nicht unbedingt etwas, wenn sie dort sind.
Du hast vor kurzem eine Online-Galerie mit deinen eigenen Kunstwerken ins Leben gerufen. Ich kenne dich nun seit einigen Jahren und weiß, dass du ein sehr kreativer Typ bist. Ich war nicht überrascht, aber ich glaube, einige Leute waren es...
Wie du gesagt hast, ich war schon immer kreativ: Als Teenager habe ich mein Zimmer gestrichen, machte viel Fotografie und designte Mode. Aber ich bin auch gut im verkaufen, und so landete ich in einem Business-Job anstatt Kunst oder Design oder einen anderen kreativen Beruf zu studieren. Das ist wohl mein Dilemma. Aber es ist nie zu spät. Um deine Frage zu beantworten: Ja, einige Leute waren tatsächlich überrascht.
Ich sehe, dass du einen sehr guten Blick für den Moment hast. Sind alle deine Bilder "Schnappschüsse"?
Ja, die meisten. Ich habe sie mit meinem iPhone gemacht als ich z. B. im Taxi in New York fuhr oder am Strand am Morgen joggen ging. Die Bilder des Empire State Building habe ich jedoch damals aus meiner New Yorker Wohnung mit einer analogen Kamera aufgenommen.
Hast du vor, mehr Kunst zu machen und vielleicht ein oder zwei Ausstellung zu organisieren?
Ja, ich habe noch viele andere Bilder von früher, die ich der Kollektion hinzufügen werde, und natürlich auch neue, wenn die richtigen Momente kommen. Ich habe auch meine erste Neon-Installation, die "vvcam", gemacht. Das war eine lustige Geschichte. Ich hatte mit meiner neuen Liebe halb auf Französisch und Deutsch gechattet und schrieb dann nur "vvcam". Sie wusste nicht, was ich meinte. Dann schrieb ich "Voulez vous ..." Die "vvcam" (wi:wi cam) illuminiert jetzt unser Wohnzimmer und wurde zu einem Symbol für Liebe, Leidenschaft, Vertrauen und den Mut, neue Wege zu gehen und das Richtige zu tun. Die Leute lieben es. Vielleicht kann ich in diesem Jahr ein oder zwei Ausstellungen machen. Alles eine Frage der Finanzierung der Produktionskosten.
Wie würdest du dich selbst bezeichnen?
Schwierige Frage. Nachdem ich so viele Dinge schon in meinem Leben gemacht habe, habe ich immer Probleme, den Leuten zu sagen, "was" ich bin. Wenn du Anwalt oder Arzt bist, ist das einfach. Ich bin vieles. Entrepreneur wäre wohl das beste Wort. Oder vielleicht bin ich doch Künstler. Manche Leute würden sagen dass ich das nicht bin, weil ich nicht auf einer Kunstakademie war. Aber auf jeden Fall habe ich kreative und künstlerische Adern in mir.
Wer weiß, vielleicht wird deine Kunst eines Tages in Galerien und Museen gezeigt und die Leute haben deine Bilder an ihren Wänden zu Hause hängen.
Das wäre genial.
Danke, Ralf, es war eine Freude, mit dir zu sprechen.
Danke, Gérard, ist immer ein Vergnügen dich zu sehen.
Alle Bilder sind in der online Galerie zu sehen.