Als besonderes Projekt und auf Einladung von Claudia Wieser zeigt Sies + Höke eine Ausstellung der in New York lebenden Künstlerin Lisa Oppenheim.
Lisa Oppenheim (*1975, New York) erstellt bewegte und stehende Bilder, welche die Beziehung zwischen fotografischem Prozess und Inhalt erkunden. Durch das Verwenden von Techniken der frühen experimentellen Fotografie, wie Solarisation, kameraloser Fotografie (Fotogramm) oder Belichtung mit natürlichem (Mond-) Licht und Flammen, und durch ihren Einsatz von gefundenem Bildmaterial, sowohl aus traditionellen Archiven als auch aus zeitgenössischen digitalen Datenbanken wie Flickr, führt sie bewusst Prozesse durch, die eine poetische Verschiebung evozieren und die Magie der Bildgestaltung genauso hervorheben wie Oppenheims eigenes Bewusstsein für Kunsttheorie.
"Ein Teil dessen, was den Spaß an Kunst ausmacht, besteht darin, Technologien „gegen den Strich“ zu verwenden, sie zu zwingen, ungewohnte Wege zu gehen. Auf diese Weise werden die Technologien zum künstlerischen Material und gleichzeitig zum Inhalt der Werke" (Lisa Oppenheim in The Polaroid Years: Instant Photography and Experimentation, Mary-Kay Lombino (Hrsg.), Prestel, 2013) Die Serie Smoke (2011-13), zeigt Bilder von Rauch, die Oppenheim auf gefundenen Fotografien isoliert hat, um davon digitale Negative zu produzieren. Statt das Licht eines Vergrößerers zu verwenden, um die Negative zu belichten und zu solarisieren, nimmt Oppenheim die Flammen eines Streichholzes oder Flambierbrenners – und lässt so mithilfe von Feuer Feuer entstehen. Für Fish scales, Véritable Hollandais (2012-13) hat die Künstlerin Stoffbahnen direkt auf Fotopapier gelegt und als Fotogramm doppelt belichtet, wobei sie den Stoff zwischen den beiden Belichtungen umgefaltet hat. Der gewachste Stoff stammt aus den Niederlanden und imitiert handgefertigte Batiken aus Indonesien, wird aber fast ausschließlich für den westafrikanischen Markt produziert. Das Ergebnis hier sind dunkelviolette, abstrakte, Fotografien mit Moiréeffekt. Leisure Work (2012-13) beginnt mit einer Anspielung auf den bahnbrechenden Fotografen William Henry Fox Talbot, der mit seinen Fotografien von Spitzenstoff das Konzept von Positiv und Negativ sichtbar machte, durch das erstmals die fotografische Vervielfältigung möglich wurde (vorher waren Fotografische Tafeln nicht reproduzierbar). Allerdings bezieht sich der Titel auch auf Arbeit, und vor allem die auf Arbeit von weiblichen Spitzenklöpplerinnen. So spielt Leisure
Work auch an auf eine belgische Volkszählung des 19. Jahrhunderts, bei der es sich als unmöglich herausstellte, die vielen Klöpplerinnen zu zählen. Die Werke aus einer vierten Reihe, Passage of the Moon Over Two Hours (2012), stammen von einer anonymen Abbildung gleichen Namens aus den 1870er Jahren, die Oppenheim aus einem Buch mit frühen wissenschaftlichen Fotografien gescannt und in digitale Negative umgewandelt hat. Diese Negative belichtete die Künstlerin spielerisch bei Mondlicht auf einem Dach in Manhattan.
Lisa Oppenheim lebt und arbeitet in Brooklyn, New York. Ihre nächsten Einzelausstellungen sind Lisa Oppenheim, FRAC Champagne-Ardenne, Reims (2014); Lisa Oppenheim, Kunstverein in Hamburg, Hamburg (2014); Lisa Oppenheim, Lulu, Mexico City (2014). Letzte Einzelausstellungen waren: From Abigail to Jacob (Works 2004-2014), Grazer Kunstverein, Graz (2014); Everyoneʼs Camera, Kunstverein Göttingen, Göttingen (2013); Heaven Blazing Into The Head, The Approach, London (2013); Point de Gaze, Galerie Juliette Jongma, Amsterdam (2013); Intervention: Lisa Oppenheim, 21er Haus, Vienna (2012); Equivalents, Harris Lieberman Gallery, New York (2012); Vapours and Veils, Klosterfelde, Berlin (2012); Art Statements, Art Basel 42, Lisa Oppenheim with Galerie Juliette Jongma, Basel (2011). Unter den Gruppenausstellungen waren: The Dying of the Light: Film as Medium and Metaphor, MASS MoCA, North Adams, Massachusetts (2014); New Photography, Museum of Modern Art, New York (2013); ICP Triennial 2013, International Center of Photography, New York (2013); Artistsʼ Film Club: Lisa Oppenheim – Double, ICA, London (2012); Found In Translation, Deutsche Guggenheim, Berlin (2012) and Guggenheim Museum, New York (2011); Flags for Venice, Swiss Institute, Venice (2011).