Sies + Höke zeigt mit Container die dritte Einzelausstellung der in Berlin lebenden Künstlerin Claudia Wieser.
Das Werk von Claudia Wieser (*1973, Freilassing) umfasst Papierarbeiten, Objekte und Installationen, in deren Mittelpunkt der Kontrast zwischen alt und neu steht: in ihren Wandinstallation kombiniert sie frühe Fotografien von antiken Skulpturen mit Abbildungen Zeitgenössischer Kunst und Design; ihre zarten Blattgoldzeichnungen auf handgeschöpftem Papier lässt sie von hart-gelbem Neonlicht bescheinen; den hochglanzpolierten, hartkantigen Metallskulpturen steht eine handglasierte Keramikfliesentafel gegenüber, die sie mit echtem Gold emailliert hat. Traditionelle Handwerkskunst und Medien wie mundgeblasene Glasskulpturen, Keramik, Tapisserien, detailliert bemalte Holzobjekte oder komplexe Zeichnungen aus Buntstift und Blattgold treffen in Wiesers Werk auf digitale Druckverfahren und klarlinige geometrische Objekte aus Spiegel oder glänzendem Metall.
Durch das Verwenden von "alten" oder "entliehenen" Bildmaterialien und Techniken übernimmt die Künstlerin eine gewisse Aura oder Verheißung, die bestimmten Objekten oder Bildern zu Eigen ist. Mit ihrem Einsatz von Blattgold, beispielsweise, beschwört sie Assoziationen von Wert, Glück, Geheimnis, Schönheit oder Wärme herauf. Ein 100 Jahre altes Foto birgt andere Konnotationen als hätte die Künstlerin dasselbe Motiv heute aufgenommen: die Unschärfe, die Unvollkommenheiten und Kratzer bringen ihre eigene Historie mit ein. Die geometrischen Formen, die Wieser in ihren Zeichnungen verwendet, haben auch Geschichte, sie sind Symbole für Perfektion, Sehnsucht und Kontinuität, und natürlich verweisen sie auf unzählige kunsthistorische Vorgänger. Das Kombinieren von Altem und Neuen, von vorhandenen Ressourcen und originellen Ideen, bedeutet für Wieser im Idealfall das Zusammenführen zweier Teile, die ein neues Ganzes schaffen.
Eine gewisse Spannung und Störung ist jedoch ebenfalls typisch für Wiesers Werk. So kreiert sie Abfolgen von Spiegelungen, reale wie auch irreführende, gedruckt und vervielfältigt auf Ihren tapetenartigen Wandinstallationen, und vervielfältigt in den reflektierenden Metall-Skulpturen. Die Tapete platziert Wieser in dieser Ausstellung in der Mitte des Raumes auf einer fünfeckigen Wandstruktur, wodurch ein skulpturaler, beinahe-architektonischer Effekt entsteht, der täuscht und verwirrt und Bewegung im Raum erfordert, um voll wahrgenommen zu werden. Der Betrachter erlebt so die Ausstellung im Transit, wird inspiriert zu wandeln, zu reflektieren und sich auseinanderzusetzen. Der Titel der Ausstellung, Container, bezieht sich auf das englische Verb "to contain“, also enthalten, aufnehmen, beinhalten. Vielleicht ist er als eine Anspielung zu verstehen auf die zahlreichen Einflüsse, die in Wiesers Arbeit vereinigt sind; aber auch auf den Betrachter, der umrundet und absorbiert beim Durchqueren einer Kulturlandschaft zwischen Antike und Moderne, die sich selbst als zeitgenössische Erfahrung verhandelt.
Als besonderes Projekt ist auf Einladung von Claudia Wieser hin ein Raum der Galerie der in New York lebenden Künstlerin Lisa Oppenheim gewidmet.
Claudia Wieser lebt und arbeitet in Berlin. Ihre letzen Einzelausstellungen waren The Mirror, Marianne Boesky Gallery, New York (2013); Galerie Kamm, Berlin (2013); Furniture, KIOSK, Ghent (2012); Auch in geschlossenen Räumen müssen echte Sachen liegen, Sies + Höke, Düsseldorf (2012); Galleria S.A.L.E.S, Rom (2012); Muster und Formen, Galerie Ben Kaufmann, Berlin (2011); Poems of the Right Angle, The Drawing Center, New York (2010). Unter den Gruppenausstellungen waren Asche und Gold, Marta Herford / Museum Schloss Moyland (2012); HotSpot Berlin, Gerog Kolbe Museum Berlin (2011); Kosmos Rudolf Steiner, Kunstmuseum Stuttgart / Kunstmuseum Wolfsburg (2011) und Intensif-Station, 26 Künstlerräume im K21, K21 Kunstsammlungen Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf (2010).