Mit The ephemeral lake zeigt die Hamburger Kunsthalle anlässlich des 250. Geburtstags von Caspar David Friedrich (1774–1840) im Jahr 2024 eine immersive Installation, welche die einzigartige Ausdruckskraft der Werke des bedeutenden romantischen Malers mit digitalen Landschaften des 21. Jahrhunderts in Wechselwirkung setzt. Das neueste Projekt des dänischen Künstlers Jakob Kudsk Steensen (1987) verbindet dafür in einer ortsspezifischen Rauminstallation auf besondere Weise Landschaftsmalerei mit neuester digitaler Medientechnologie wie 3D-Animation, interaktivem Design, Virtual Worldbuilding und Ambisonic Sound. Mit der von Caspar David Friedrich inspirierten, bildgewaltigen Arbeit untersucht Steensen das eindrucksvolle Naturphänomen der »Temporären Seen« (Ephemeral lakes*). Der geologische Terminus beschreibt die Bildung von periodisch auftretenden Wasseransammlungen in trockenen, kargen, oft wüstenartigen Landschaften.
Tausende von Fotografien und Scans der Landschaft sowie der Pflanzen- und Tierwelt seiner jüngsten Forschungsreisen ins Death Valley und in die Mojave-Wüste in Kalifornien (USA) kombiniert Steensen mit Hilfe von 3D-Animation, Sound und Lichteffekten zu einer multisensorischen Umgebung. Die sich ständig verändernde virtuelle Welt von The ephemeral lake erzeugt in Echtzeit neue Variationen und interagiert mit eigens für die Installation angefertigten Glas-Skulpturen und einem Raumklang, der in Zusammenarbeit mit der Klangkünstlerin Okkyung Lee und dem Komponisten Lugh O'Neill entstanden ist. Die Audioinstallation reagiert auf atmosphärische Veränderungen in der virtuellen Welt und verbindet Tonaufnahmen aus dem Death Valley mit Instrumentalklängen, die die seismischen Verschiebungen tief unter dem Tal des Wüstensees widerspiegeln.
Die digitale Installation verwandelt zwei übereinanderliegende Säle – den repräsentativen Kuppelsaal und die Rotunde der Hamburger Kunsthalle – in ein immersives Gesamtkunstwerk. Die virtuellen Räume verbinden sich mit den Innenwelten der Besucher*innen zu einer sehr persönlichen Erfahrung und thematisieren so – ganz im Sinne der romantischen Malerei – die Beschäftigung mit der Natur sowie die Beziehung zwischen Figur und Landschaft.
Jakob Kudsk Steensen kreiert mit dem Einsatz von 3D-Animationen, Sound und digitalen Technologien immersive Installationen, die oftmals übersehene oder bedrohte Naturphänomene durch virtuelle Simulationen zum Leben erwecken. Zuletzt waren seine Arbeiten Liminal lands im Luma Arles sowie Berl-Berl in der Halle am Berghain in Berlin und im ARoS Museum of Art in Aarhus ausgestellt.